• 21.05.2011 21:22

Hamilton: "Es wird interessant"

McLaren-Fahrer Lewis Hamilton nimmt Kurs auf ein Podium und will nach Möglichkeit mindestens einen der beiden Red-Bull-Piloten hinter sich lassen

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton erzielte in der Qualifikation zum Großen Preis von Spanien das aus seiner Sicht maximal Mögliche. Der britische Rennfahrer stellte seinen McLaren-Rennwagen auf Position drei und damit direkt hinter die beiden dominierenden Red-Bull-Fahrer, gegen die Hamilton und der Rest des Feldes rein gar nicht ausrichten können. Für das Rennen nimmt sich der Ex-Champion aber einiges vor und liebäugelt sogar damit, die Spitzenreiter anzugreifen, wie er in seiner Medienrunde erklärt.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton nahm in ungewohnten Farben an der FIA-Pressekonferenz teil

Frage: "Lewis, angesichts der Umstände war der dritte Platz sicher genau das, was du dir erhofft hattest. Du machtest dennoch viel Druck und fingst dir in Kurve zehn einen Bremsplatten ein. Bereitet dir das Sorgen im Hinblick auf das Rennen?"
Lewis Hamilton: "Nein, ich denke nicht. Ich habe einen kleinen Bremsplatten, doch zum Glück werde ich auf diesen Reifen losfahren. Wir können das Rad neu ausbalancieren. Das sollte im Rennen kein Problem darstellen."

"Nein, ich bin zufrieden mit dem Ergebnis der Qualifikation. Der Abstand zwischen uns und Red Bull ist wieder angewachsen. Wir konnten uns an diesem Wochenende aber verbessern, denn die Jungs arbeiteten wirklich sehr hart. Wir dürfen uns glücklich schätzen, vor den Ferrari geblieben zu sein. Das war sehr eng."

Frage: "War es überraschend für dich, dass Fernando Alonso zum Schluss so dicht hinter dir lag?"
Hamilton: "Nein, nicht wirklich. Wir wussten, dass sie schnell sein würden. In Q2 schien das noch nicht der Fall zu sein, doch in Q3 waren sie wesentlich näher an uns dran - urplötzlich."

"Das spielt nun aber keine Rolle. Wichtig ist die Geschwindigkeit im Rennen. Es wird interessant sein, zu sehen, ob es uns gelingt, vor ihnen zu bleiben. Das wird vielleicht das spannendste Duell überhaupt. Ich habe aber vor, mindestens einen, wenn nicht beide Red Bull zu schnappen."

Platz drei war am Samstag das Maximum

Frage: "Noch einmal zum Thema Verbremser: Ist es so schlimm wie in Malaysia? Kannst du diesen Reifen am Sonntag noch einmal verwenden?"
Hamilton: "Nein, es ist nicht einmal ansatzweise so schlimm wie in Malaysia. Dort war es nicht so heftig, aber wir waren übervorsichtig."

"Oder besser gesagt: Die Ingenieure waren übervorsichtig, als wir ins Rennen gingen. Nein, es gibt keine Möglichkeit, dass ich am Sonntag mit anderen Reifen losfahren könnte. Die Ingenieure denken, die Pneus sind okay. Wir müssen sie nur ein bisschen anders ausbalancieren. Das ist eines der Limits unseres Autos. Seit ich im Team bin hatten wir stets einige Verbremser."

"Das ist eines der Limits unseres Autos." Lewis Hamilton

"Es ist fast so, als würden unsere Konkurrenten auf ABS setzen, denn bei ihnen scheint das nie zu passieren. Wir versuchen aber, uns in dieser Hinsicht zu verbessern. In diesem Jahr ist es schon viel, viel besser. Wenn du jedoch versuchst, alles aus dem Auto herauszuholen, dann bleibt halt schon einmal dein Vorderrad stehen. Mir ist es passiert, doch hoffentlich hat das keine Auswirkungen auf das Rennen."

Frage: "Wäre noch etwas mehr drin gewesen?"
Hamilton: "Nein, schneller ging es nicht. Vor der Qualifikation hatten wir noch ein paar Änderungen am Setup vorgenommen, was sich im Prinzip als Fehler erwies. Ich dachte schon auf meiner ersten Runde: 'Oh, das war eine eher schlechte Idee...' Im Zeittraining war das Auto nämlich schlechter als im dritten Freien Training. Damit musst du aber auskommen und sowohl die Qualifikation als auch das Rennen damit bestreiten."

"Schneller ging es nicht." Lewis Hamilton

"Vielleicht ergäbe sich noch ein Zehntel, vielleicht zwei, wenn wir das Setup optimieren könnten. Ich gab mein Bestes und das Team leistete großartige Arbeit - wie immer. Wir hatten freie Fahrt und ich freue mich auf einen guten Kampf. Zumindest auf den ersten einhundert Metern dürfte es mit Red Bull ziemlich interessant werden. Danach schauen wir einmal, wer hinter uns liegt."¿pbvin|512|3687|inside|0|1pb¿

Schon vor Kurve eins weiter vorne?

Frage: "War es möglich für dich, die Zielkurve mit hochgeklapptem Heckflügel zu durchfahren?"
Hamilton: "Nein. Mark erklärte es vorhin, dass es nicht ganz so einfach ist, wenn der Heckflügel hochgeklappt ist. An dieser Stelle fahren wir mit Vollgas und setzen das System ein, was recht knifflig ist."

"Es ist ein Niveauunterschied beim Abtrieb. Das ist aber eine gute Sache, denn so kannst du spüren, wie viel Abtrieb der Heckflügel generiert. Man verliert doch einiges an Abtrieb, wenn man den Flügel hochstellt - 30 Prozent oder dergleichen."

"Man verliert doch einiges an Abtrieb, wenn man den Flügel hochstellt." Lewis Hamilton

Frage: "Sprechen wir über das Rennen. 2011 gibt es deutlich mehr Überholmanöver als früher. Dieser Kurs könnte eine Nagelprobe für die neuen Regeln darstellen. Wird deine Geschwindigkeit ausreichen, um an Sebastian Vettel und Mark Webber dranzubleiben?"
Hamilton: "Nein. Nein. In der Qualifikation haben sie einen Vorsprung von einer Sekunde, vielleicht sogar etwas mehr."

"Wir werden maximal Druck machen. Das geht aber nur so weit, dass man noch auf seine Reifen achten kann. In den vergangenen Rennen waren wir aber näher an ihnen dran, also erwarte ich, dass es im Grand Prix enger zugehen wird. Der Abstand sollte geringer ausfallen als eine Sekunde. Ob wir innerhalb einer Zehntel oder dergleichen liegen, wird sich zeigen."

Frage: "Ist die saubere Seite der Startaufstellung ein Vorteil?"
Hamilton: "Das will ich hoffen. Die Voraussetzungen für einen guten Start sind dort einfach besser. Bei manchen Kursen macht das keinen großen Unterschied."

"Hin und wieder ist es aber von Vorteil, auf der sauberen Seite zu stehen. Normalerweise stehe ich ja auf der schmutzigen Seite. Daher ist es besonders toll, jetzt endlich einmal die bessere Ausgangslage zu haben. Platz drei ist nicht so schlecht."

"Hin und wieder ist es von Vorteil, auf der sauberen Seite zu stehen." Lewis Hamilton

Frage: "Sollte das KER-System bei Sebastian Vettel nicht funktionieren, glaubst du, du könntest ihn beim Start überholen und einen Platz gutmachen?"
Hamilton: "Das ist immer möglich. Unser KER-System scheint sehr gut zu funktionieren. Wenn er es nicht hat, ist ein Überholmanöver immer drin. Danach würde er aber zweifelsohne in meinem Heck auftauchen und letztendlich einen Weg vorbei finden. Davon bin ich überzeugt."

Hamilton gibt sich zuversichtlich

Frage: "Siehst du eine Möglichkeit, vor Red Bull ins Ziel zu kommen, wenn du ein problemloses Rennen haben solltest?"
Hamilton: "Ich dachte gerade darüber nach. Die alte Streckenführung ist ja noch vorhanden. Ich rede von den beiden Schlusskurven. Vielleicht könnte ich auf ihre Geschwindigkeit kommen, wenn ich die letzte Schikane auslasse. Ansonsten: nein."

Frage: "Spricht da schon ein bisschen die Verzweiflung, wenn du siehst, wie schnell die Red-Bull-Jungs sind? Fährt am Sonntag jeder sein eigenes Rennen?"
Hamilton: "Nein. Du musst wissen: Die Formel 1 ist die Königsklasse des Motorsports und hier fliegen dir die Dinge nicht einfach zu."

"Im Augenblick machen sie einfach den besseren Job. Jedes einzelne Team arbeitet daran, aufzuholen. Derzeit spielen wir die zweite Geige, also können wir uns kaum beschweren. Ich hoffe nur, wir finden irgendwann einen deutlichen Fortschritt beim Abtrieb unseres Autos, damit wir es wirklich mit diesen Jungs aufnehmen können."

"Jedes einzelne Team arbeitet daran, aufzuholen." Lewis Hamilton

Frage: "Du bist einer der großen Kritiker der harten Reifen. Wie wird sich diese Mischung im Rennen verhalten?"
Hamilton: "Ich denke, dahingehend war ich zu Scherzen aufgelegt. Am Freitag war es eine Katastrophe, damit zu fahren. Ich hatte keine gute Balance im Auto und vermute einmal, dass alle Probleme damit hatten, die Reifen auf Temperatur zu bringen. In dieser Saison leistete Pirelli bisher wirklich richtig gute Arbeit."

"Ich denke, wir alle unterschätzten ihre Arbeit bisher. Die Reifen waren vom ersten Rennen an fantastisch. Diese neuen harten Pneus sind aber nicht so gut wie die bisherigen harten Reifen. Hoffentlich halten sie wenigstens länger. Wir sollten guten Rennsport sehen. Ich sagte zwar, es war eine Katastrophe, doch dabei bezog ich mich auf die Balance meines Autos. Ich halte die Reifen für ziemlich gut."


Fotos: Lewis Hamilton, Großer Preis von Spanien


Die Formel 1 muss die Königklasse bleiben

Frage: "Mark Webber meinte, die Formel 1 müsse aufpassen, nicht zu sehr ins Showbusiness abzurutschen. Wie stehst du dazu?"
Hamilton: "Nun, Motorsport ist Motorsport. Ich denke, wie hatten zuletzt einige gute Rennen, oder nicht? In vergangenen Jahren hatte man nach dem letzten Boxenstopp keine Chance mehr, jemanden zu überholen. Das war langweilig. Ich denke, es ist jetzt deutlich interessanter, wo die Leute doch unterschiedliche Strategien an den Tag legen."

"Das funktioniert gut. Meiner Meinung nach sprach Mark aber viel mehr darüber, dass die Autos zu langsam werden und zu nahe an die Rundenzeiten der Nachwuchsserien hereinkommen. Wichtig ist, dass die Formel 1 auch weiterhin die Königsklasse darstellt. Wir fahren nur einige Sekunden schneller als die GP2 und die Unterschiede beim Budget sind eklatant. Da muss man schon aufpassen."

"Wichtig ist, dass die Formel 1 auch weiterhin die Königsklasse darstellt." Lewis Hamilton

Frage: "Ist es nun nicht zu einfach, wenn man bedenkt, wie viele Hilfsmittel ihr habt?"
Hamilton: "Die Leute mögen es, Rennen zu sehen, und sie mögen es, Überholmanöver zu sehen. Es geht um die Action. Piloten beim Hinterherfahren zu beobachten, ist dagegen nicht gar so prickelnd."

"Ja, diese Neuerungen sind eine Hilfe, aber du musst trotzdem noch nahe genug an deinen Vordermann herankommen. In der Vergangenheit konntest du deutlich schneller sein, kamst aber einfach nicht nahe genug heran. Gelang es dir doch, warst du in Dirty Air unterwegs und machtest nur deine Reifen kaputt. Jetzt können wir das wahre Tempo unserer Autos auch tatsächlich umsetzen."

Frage: "Hast du genug frische Reifensätze für das Rennen?"
Hamilton: "Ja. Ich habe so viele Reifen, wie ich mir nur wünschen kann. Alle können wir nicht einsetzen, aber möglichst viele davon werden wir verwenden."

Frage: "Wie schwierig ist es angesichts der Reifensituation, die richtige Strategie auszuwählen? Wie werdet ihr das Rennen angehen?"
Hamilton: "Zunächst einmal müssen wir davon ausgehen, dass wir das Tempo der Red Bull nicht mitgehen können. Im Rennen ist es zwar immer enger als in der Qualifikation, doch sie scheinen einen weiteren Schritt nach vorne gemacht zu haben oder ihnen liegt dieser Kurs einfach besser."

"Im Rennen ist es zwar immer enger als in der Qualifikation." Lewis Hamilton

"Wir machen trotzdem viel Druck, wie immer. Ich starte von der sauberen Seite. Position drei ist angesichts der langen Anfahrt auf Kurve eins die perfekte Ausgangslage. Ich kann den Windschatten meiner Vorderleute ausnutzen. Mein Ziel ist, Kurve eins als Erster zu erreichen. Schauen wir mal, ob das hinhaut. Solange ich nicht nach hinten rutschte, ist es okay."

Mehr Überholmanöver werden erwartet

Frage: "Rechnest du im Hinblick auf die neuen Regeln mit vielen Überholvorgängen?"
Hamilton: "Ja. Hier und in Monaco werden sich die Rennen wohl etwas anders gestalten als in den vergangenen Jahren. Vor allem Barcelona wird anders sein. Hier kommt es auf den Abtrieb an."

"Deinem Vordermann kannst du aber nicht folgen, obwohl sie den letzten Sektor umgebaut haben. Dank des verstellbaren Heckflügels sollten wir aber einige spannende Manöver sehen. Das ist sicher positiv für den Sport und hoffentlich aufregend für die Fans. Darum geht es uns ja."

Frage: "Aufgrund der neuen Reifenregeln gibt es in der Qualifikation keinen Showdown mehr, denn den meisten Teams reicht eine Runde und sie lassen die Zeit danach verstreichen. Ist das nicht schade?"
Hamilton: "Das liegt daran, dass die anderen einen besseren Job machen. Wir sind aktuell einfach nicht gut genug, um vor sie zu fahren."

"Wir sind aktuell einfach nicht gut genug, um vor sie zu fahren." Lewis Hamilton

Frage: "Im Anschluss an dieses Rennen könnte möglicherweise ein Protest gegen die Diffusoren anstehen. Beschäftigt das in irgendeiner Form?"
Hamilton: "Keine Ahnung. Das höre ich zum ersten Mal. So weit ich weiß, entspricht unser Auto den Regeln, also machen wir uns deswegen keine Sorgen. Wir tun einfach unser Bestes mit dem uns zur Verfügung stehenden Material."

Frage: "Ein Wort noch zu deinem Rennanzug: Wie lautete der beste Kommentar zu den neuen Farben?"
Hamilton: "Mir liegt ein Wort auf der Zunge, aber das kann ich hier nicht sagen! Nun ja, ...farbenfroh."