• 22.07.2008 16:34

Hamilton: "Es ist immer toll, zu fighten"

Lewis Hamilton sprach in einem Interview auf seiner Internetseite über den Sieg in Hockenheim, die Teamstrategie, Felipe Massa und Nelson Piquet

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Vor allem in den ersten Runden schien dein Rennen locker zu sein - hast du viel gepusht?"
Lewis Hamilton: "Klar habe ich gepusht! Aber das Auto hat sich vom Start weg so gut angefühlt, dass es nicht schwierig war, ans Limit zu gehen. Ich habe das zwar bereits gesagt, aber wir haben das Auto in den vergangenen sechs Wochen wirklich enorm verbessert. Es ist nun so gut ausbalanciert, dass es einfach fantastisch zu fahren ist - du kannst im immer vertrauen und noch mehr aus ihm rausholen. Diese ersten Runden haben mir richtig Spaß gemacht, weil ich in einen guten Rhythmus gefunden habe. Und ich denke auch, dass mein Start fast perfekt war."

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton hatte bei der Aufholjagd in Hockenheim seinen Spaß

Frage: "Das Team hat dich recht früh zu deinem ersten Stopp geholt - hattest du Angst, dass das deinen Vorsprung etwas mindern könnte?"
Hamilton: "Nicht wirklich. Ich vertraue den Entscheidungen des Teams immer und hatte kein Problem damit, dass sie mich früh reingeholt haben. Das war nur eine Sicherheitsmaßnahme, damit uns eine mögliche Safetycarphase nicht in Schwierigkeiten bringt. Natürlich wollte ich sicher sein, dass ich wieder in Führung gehe und habe das Team direkt nach meinem ersten Stopp gefragt, ob ich vor dem zweiten Stopp länger draußen bleibe als Felipe Massa. Wir waren recht zuversichtlich, dass das so sein würde. Danach hatte ich ein paar Probleme beim Überrunden. Trotzdem war das Auto gut ausbalanciert und ich wusste, dass ich komfortabel in Führung lag."#w1#

Volles Vertrauen in das Team

Frage: "Dann kam das Safetycar raus. Was hast du gedacht, als du über Funk davon erfahren hast? Denn dein Vorsprung war ja damit dahin."
Hamilton: "Manchmal hat man es einfach im Gefühl, dass so etwas passieren wird. Und als mir das Team dann über Funk gesagt hat, dass es einen Unfall auf der Start-Ziel-Gerade gegeben hat, war ich nicht allzu überrascht. Das Safetycar kann dir helfen oder dich zurückwerfen - das gehört zum Rennsport. Ich muss aber zugeben, dass ich mich gefragt habe, ob wir nicht während der Safetycarphase stoppen sollen. Aber ich hatte vollstes Vertrauen, dass das Team die richtige Entscheidung trifft. Ich habe mir auch Sorgen wegen der langsamen Pace des Safetycars gemacht. Wenn ich noch langsamer gefahren wäre, hätte ich definitiv Probleme bekommen, meine Reifen auf Temperatur zu halten. Ich musste teilweise stark bremsen und die Reifen warm und den Druck zu halten."

"Du gibst dich einfach dem Rhythmus hin - ich liebe es!" Lewis Hamilton

Frage: "Wie hast du reagiert, als das Team dir gesagt hat, dass du in weniger als zehn Runden einen 23-Sekunden-Vorsprung auf Felipe Massa herausfahren musst, um in Führung zu bleiben?"
Hamilton: "Ich weiß noch, dass ich in den Funk gesagt habe 'Ihr wollt es mir schwer machen, oder?' - danach habe ich einfach entschlossen, mich voll und ganz auf diese Runden zu konzentrieren. Ich hatte ziemlich viel Glück, weil die Strecke vor mir frei war und ich einfach aufs Gas gehen konnte. Ich wusste, dass es fast unmöglich war, aber ich habe nicht viel Zeit damit verschwendet, darüber nachzudenken, sondern einfach meinen Job gemacht. In solchen Situationen zu fahren, macht einem Rennfahrer besonders viel Spaß - du denkst nicht mehr über das Rennen nach, sondern konzentrierst dich nur noch auf dich und das Auto, du suchst den optimalen Bremspunkt und den besten Zeitpunkt, um wieder aufs Gas zu gehen. Du gibst dich einfach dem Rhythmus hin - ich liebe es!"

Wie aus dem Lehrbuch

Frage: Nach deinem letzten Stopp warst du hinter Massa - warst du heiß darauf, ihn einzuholen?"
Hamilton: "Ich wusste, dass die Lücke auf Massa nicht allzu groß war und ich wusste, dass unser Auto die nötige Pace hatte, ihn einzuholen. Deshalb war ich sicher, dass es gelingen würde. Im Motodrom bin ich ihm näher gekommen, bin gut aus Kurve eins gekommen und war bei der Ausfahrt von Kurve zwei neben ihm. Auf dem Weg in Richtung Haarnadel hatte ich die Chance, aus seinem Windschatten heraus zu überholen - er war aber auch recht schnell, deshalb ging es darum, spät zu bremsen. Es war wie im Lehrbuch - und ich würde nicht in der Formel 1 fahren wollen, wenn man nicht überholen kann - und Felipe hat ein bisschen gegengehalten, aber ich hatte im Gefühl, dass ich ihn hatte. Ich bin hier, um Rennen zu fahren, ich bin in die Formel 1 gekommen, weil ich der schnellste Fahrer sein will, ich will tolle Überholmanöver zeigen und ich möchte für den Rest meiner Karriere racen. Deshalb bin ich hier."

"Sobald ich an Felipe vorbei war, dachte ich, dass der Job für mich erledigt ist." Lewis Hamilton

Frage: "Aber dann musstest du das alles mit Nelson Piquet noch einmal machen - war dir bewusst, dass er in Führung lag?"
Hamilton: "Nein, überhaupt nicht! Um ehrlich zu sein: Sobald ich an Felipe vorbei war, dachte ich, dass der Job für mich erledigt ist. Aber dann hat mir das Team gesagt, dass ich Nelson noch überholen muss. Es war gut, gegen jemand fahren zu müssen, den ich von 2006 her noch gut kannte, als wir zusammen in der GP2 waren. Und da ich schon früher gegen ihn gefahren bin, wusste ich, wie er fährt und wie er reagiert - das ist einfach bei Fahrern so, gegen die man regelmäßig fährt - und mir war dann auch völlig klar, dass er zum ersten Mal einen Grand Prix anführt. Das hat ihn ziemlich unter Druck gesetzt und ich wusste, dass ihm ein gutes Ergebnis wichtiger ist als Probleme. Damit konnte ich mich mit einem weiteren Manöver wieder an die Spitze setzen. Wir hätten es uns in Hockenheim leichter machen können, aber ich habe den Nachmittag genossen - es ist immer toll, zu fighten. Jetzt müssen wir zuversichtlich sein, dass jeder im Team alles gibt, um das Auto noch weiter zu verbessern. Ich habe im vergangenen Jahr in Ungarn gewonnen, deshalb kann ich es kaum erwarten, wieder ins Auto zu kommen."