Hamilton: "Du musst ein starker Charakter sein"

McLaren-Pilot Lewis Hamilton gibt Einblicke in seine Einstellung zum Rennsport - In der Formel 1 will der Brite der beste Fahrer der Geschichte werden

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel und Lewis Hamilton zählen zur neuen Fahrergeneration der Formel 1. Beide fanden rasch den Weg an die Spitze und bestimmen seit einigen Jahren die Schlagzeilen. Hamilton wurde 2008 der jüngste Weltmeister und wurde für viele Menschen für seinen kometenhaften Aufstieg bewundert. Dann robbte sich Vettel an die Spitze und löste den Briten im Vorjahr als jüngster Weltmeister aller Zeiten ab. Nun genießt der Deutsche viele Sympathien, während Hamilton von einigen Seiten als "Bad Guy" gesehen wird.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

McLaren-Pilot Lewis Hamilton hat den WM-Titel noch nicht aufgegeben

"Es ist doch das Natürlichste überhaupt", sagt Hamilton im 'FAZ'-Interview dazu. "Wenn du gewinnst, dann lieben dich die Menschen und wollen dein Freund sein. Wenn nicht, dann orientieren sie sich an den anderen. So funktioniert dieser Sport. Wenn Michael Schumacher plötzlich wieder gewinnt, dann würden alle zu ihm rennen und ihm zujubeln."

"Der Erfolg ist auch einer der Gründe, warum Sebastian derzeit so beliebt ist. Aber all das bedeutet nicht, dass ich im Moment ein schlechterer Fahrer bin. Ich habe im Moment einfach nur nicht die gleichen Möglichkeiten wie 2008. Er fühlt sich wohl in seinem Team, er kommt mit dem Auto gut zurecht, er ist in einer großartigen körperlichen Verfassung, und jeder Sieg macht ihn noch stärker."

¿pbvin|512|3863||0|1pb¿"Aber in Montreal haben wir gesehen, dass auch Sebastian noch Fehler macht. Er war da zum ersten Mal in dieser Saison nicht perfekt - und hat dennoch gleich danach in Valencia wieder gewonnen. Sebastian ist wirklich beeindruckend, wahnsinnig beeindruckend." Mit 89 Punkten Rückstand ist Hamilton zu seinem wichtigen Heimrennen nach Silverstone gereist. Kann er Vettel den Titel überhaupt noch streitig machen?

"Ich bin Realist - und trotzdem ist nichts unmöglich", sagt der Weltmeister von 2008 zu seiner Titelchance. "Das haben wir immer wieder gesehen in der Formel 1. Vielleicht wird das Rennen in Silverstone zu einem Schlüsselerlebnis dieser Saison. Unser Ziel ist Platz eins und zwei, das wäre ein großartiges Ergebnis vor all den Fans dort draußen."

"Es ist noch ein weiter Weg zu gehen in dieser Saison. Ich spüre die Hoffnung in mir, dass die Jungs in der Fabrik irgendetwas finden und wir jedes verdammte Rennen gewinnen. Meine Priorität liegt weiterhin auf der Formel 1, ich will der beste Fahrer in der Geschichte werden. Das erfordert jede Menge Hingabe, und die werde ich aufbringen." In den vergangenen Wochen prasselte viel Kritik auf Hamilton ein.

Lewis Hamilton, Sebastian Vettel

Lewis Hamilton und Sebastian Vettel: Zwei junge Weltmeister der Formel 1 Zoom

An den stressigen Grand-Prix-Wochenenden erlebt ein Fahrer die ruhigste Zeit im Cockpit. Dann vergisst auch Hamilton den ganzen Rummel um seine Person. "Ja, sobald ich auf das Gaspedal drücke, bin ich in meiner eigenen Welt. Ich denke dann nur noch über Dinge nach, die das Rennen betreffen. Als Sportler musst du ein starker Charakter sein, du darfst nicht über das nachdenken, was dich schwächen könnte. Und trotzdem sind wir alle nur Menschen, und natürlich trifft auch mich die Kritik in bestimmten Situationen."

"Es gibt Situationen auf der Strecke, wo du genau weißt, dass es eng werden kann", schildert Hamilton. "Wenn du Glück hast, kommst du noch einmal davon. Wenn nicht, hast du keine Chance und kannst nur darauf hoffen, dass dir nichts passiert. Ich hatte einige heftige Unfälle in meiner Karriere. Teilweise war ich vielleicht zu aggressiv, um die Grenzen auszutesten. Das ist mein Stil, er gibt mir ganz sicher nicht immer die besten Kritiken. Aber nur so kann ich so schnell sein, wie ich bin - und genau das erfüllt mich."

"Als Rennfahrer musst du die Situationen einschätzen können, und du musst es schneller und besser tun als deine Gegner. Vieles ist Instinkt. Entweder man hat diese Fähigkeit oder eben nicht. Der Beste von uns kann mehr Dinge auf einmal berechnen als die anderen."