Hamilton & Button: Was die Freundschaft gefährden würde

Warum die Reifen laut Martin Brundle nicht unbedingt für Button sprechen, Hamilton das schlechtere Umfeld hat und wieso die Beziehung einem letzten Test standhalten muss

(Motorsport-Total.com) - Das McLaren-Duo Lewis Hamilton und Jenson Button geht harmonisch in sein zweites gemeinsames Jahr - das hätte vor einem Jahr so mancher nicht für möglich gehalten, denn der Stallkrieg zweier Weltmeister im Team schien vorprogrammiert. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die beiden Briten scheinen sich nach wie vor blendend zu verstehen, abgesehen von allem Marketinggeschick zeugen die Werbespots des Hauptsponsor von einer gegenseitigen Wertschätzung der beiden McLaren-Piloten.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Jenson Button

Die Freundschaft zwischen Button und Hamilton verblüffte im Vorjahr viele

"Da hilft natürlich Buttons sehr entspanntes Auftreten, seit er den Titel gewonnen hat und natürlich die Tatsache, dass sie beide wirklich nette Kerle sind", analysiert Ex-Rennfahrer Martin Brundle gegenüber der 'BBC'. "Hamilton ist etwas verbissener - vermutlich weil er in seinen vier kurzen Saisonen nur eine von drei Titelchancen umsetzen konnte. Mit 26 ist er fünf Jahre jünger als Button und hat kein so geerdetes Umfeld."

Warum sich die beiden so gut ergänzen, ist klar: Hamilton ist der aggressive Vollblut-Rennfahrer, der jede Chance nutzen möchte und kein Risiko scheut, während Button seine Routine und sein taktisches Geschick einsetzt, um Erfolg zu haben. Aus diesem Grund benötigen sie aber unterschiedliche Abstimmungen, vermutet Brundle, was wiederum die Ingenieure auf eine harte Probe stellt.

Für wen sprechen die Pirelli-Reifen?

"Sie haben einen sehr unterschiedlichen Fahrstil: Hamilton mag ein direktes Auto, das schnell einlenkt. Durch seinen akrobatischen Fahrstil kommt er mit dem ausbrechenden Heck gut zurecht", meint der Brite. "Wenn Button das Lenkrad dreht, dann sieht es so aus, als würde er mit einem Löffel durch Sirup fahren. Er verlangt ein präzises und konstantes Ansprechverhalten vom Auto. Diese speziellen Bedürfnisse werden in seinem zweiten Jahr bei McLaren sicher besser erfüllt. Sie brauchen also unterschiedliche Abstimmungen und die technische Zusammenarbeit verlangt den McLaren-Ingenieuren viel Interpretationsgeschick ab."

"Wenn Button das Lenkrad dreht, dann sieht es so aus, als würde er mit einem Löffel durch Sirup fahren." Martin Brundle

Wenn es Button tatsächlich gelungen ist, das Team bei der Abstimmung mehr in seine Richtung zu lenken, dann könnte das Stallduell 2011 noch enger werden, zumal auch die Charakteristik der neuen Pirelli-Reifen eher für den Weltmeister von 2009 spricht. "Sie verschleißen schneller als die Bridgestones", weiß auch Brundle. "In der Theorie sollte es Button besser liegen, dieses Aspekt zu minimieren, da er die Fähigkeit hat, länger als viele andere mit einem Satz Reifen zu fahren, vor allem bei rutschigen Verhältnissen."

Dennoch handelt es sich bei dieser Prognose derzeit noch um blanke Theorie, denn Hamilton könnte mit seiner Fahrzeug-Beherrschung punkten: "Wenn die Reifen nicht durch Überhitzung, sondern durch die Kilometer-Zahl verschleißen, dann hätte Buttons Stil kaum Vorteile und er würde ein unberechenbares und rutschendes Auto nicht so gut im Griff haben wie Hamilton. Die Zeit wird die Antwort geben."

Der ultimative Test

Das der McLaren derzeit technische Mängel hat, rückt das Duell der beiden Teamkollegen aber ohnehin in den Hintergrund. "Die gemeinsamen Bemühungen und die Rückmeldungen von Hamilton und Button werden notwendig sein, um das Chassis und das Setup bei den frühen Saisonrennen hinzukriegen", glaubt Brundle. "Ein weiteres enttäuschendes Jahr würde vor allem Hamilton hart auf den Magen schlagen."

"Man wird erst sehen, ob die Beziehung ein wahres Kopf-an-Kopf-Rennen um die WM aushält." Martin Brundle

Der neue 'BBC'-Chefkommentator der Formel-1-Rennen ist der Meinung, dass die Beziehung von Hamilton und Button noch einem letzten Test unterzogen werden könnte: "Als Fahrer ist es sehr schwer, Freunde in der Formel 1 zu finden, vor allem wenn sie in der anderen Box sind. Hamilton weiß das aus seiner Zeit mit Alonso genau."

"Wenn du gleichzeitig versuchst, das Gleiche zu erreichen, dann wird einer enttäuscht und frustriert sein. McLaren ist trotz früherer Probleme dafür gerüstet und Hamilton und Button sind reif genug, um diesen Weg zu gehen. Man wird aber erst sehen, ob die Beziehung ein wahres Kopf-an-Kopf-Rennen um Siege und um die Weltmeisterschaft aushält."