Hamashima: "Wir werden sehr beschäftigt sein"
Bridgestones Entwicklungschef zieht im Interview eine Saisonbilanz und erläutert, welche Auswirkungen die Regeländerungen auf die Reifen haben werden
(Motorsport-Total.com) - Hirohide Hamashima ist der Entwicklungschef des Reifenherstellers Bridgestone. Im Interview zieht der Japaner eine Bilanz der Saison 2009 und wagt einen Ausblick auf das kommende Jahr, welches das vorerst letzte des Konzerns in der Formel 1 sein wird. Bridgestone hat vor kurzem bekannt gegeben, sich nach dem Ende der Saison 2010 aus der "Königsklasse" zurückzuziehen.

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Bridgestone wird auch 2010 wieder alle Hände voll zu tun haben
Frage: "Hirohide, was waren für Bridgestone die Schlüsselfaktoren der Saison 2009?"
Hirohide Hamashima: "Wir haben die Slickreifen wieder eingeführt und das war ein bedeutsamer Wechsel der Philosophie der Formel-1-Regeln, weg von den Rillenreifen der vorangegangenen elf Saisons. Die Änderungen der Aerodynamil-Regeln bedeuteten, dass die Teams hart daran arbeiten mussten, ihre Autos während der Saison zu entwickeln und anzupassen. Ohne Testfahrten wurde das viel schwerer. Wir haben mit allen Teams sehr eng zusammengearbeitet, um ihnen beim Erreichen ihrer Ziele in diesem intensiven Wettbewerb zu helfen."#w1#
"In dieser Saison haben wir außerdem auf die Forderung reagiert, die Unterschiede zwischen den beiden Reifenmischungen, die wir zu den Rennen bringen, zu vergrößern. Dies haben wir mit dem Konzept der verschiedenen Temperaturfenster erreicht, in denen die Reifen jeweils funktionieren. Dies hat die Teilnehmer bei den Rennen vor eine weitere Aufgabe gestellt."
Frage: "Was waren die bedeutendsten Einflussfaktoren für den Sport in dieser Saison?"
Hamashima: "Ich denke, dass die Regeländerungen zusammen mit dem Verbot der Testfahrten die größte Herausforderung darstellten. Zuvor gab es während der gesamten Saison Testtage und die Teams waren in der Lage, ohne Zeit- und Kilometerbegrenzung ihre Autos zu entwickeln und Teile zu testen. Der diesjährige Wechsel hat bedeutet, dass wir eine Vielzahl an Wettbewerbern an der Spitze des Feldes gesehen haben. Zudem gab im Verlauf der Saison bei den Autos einige unglaubliche Entwicklungen - trotz der einschränkenden Faktoren."
Frage: "Bridgestone hat zum ersten Mal seit 1997 Slickreifen in der Formel 1 gebraucht. Wie groß war die Entwicklung der Reifen in den vergangenen elf Jahren?"
Hamashima: "Wir haben durch unsere Formel-1-Teilnahme viel gelernt. Die elf Jahre mit den Rillenreifen waren für unsere Entwicklung sehr gut. Ein Rillenreifen ist kein natürlicher Rennreifen - ihn aber wie einen arbeiten zu lassen, war eine große Herausforderung. Die Rückkehr zu den Slicks bedeutete, dass wir die Technologie und gelernten Lektionen nutzen konnten, um den ultimativen Rennreifen - nämlich den Slick - zu entwickeln."
Frage: "In der kommenden Saison wird es einen schmaleren Vorderreifen geben. Was kannst du uns dazu erzählen?"
Hamashima: "2010 werden wir einen schmaleren Vorderreifen haben. Das wird zu einer besseren Grip-Balance zwischen Vorder- und Hinterachse sorgen. Als wir zu den Slickreifen zurückkehrten, hielten wir an der Größe der Rillenreifen fest. Das bedeutete, dass wir vorne proportional mehr Haftung hatten als hinten. Das gehen wir nun durch die schmaleren Vorderreifen an."
Frage: "Im kommenden Jahr wird es ebenso kein Nachtanken mehr geben. Welchen Einfluss hat das auf Bridgestone?"
Hamashima: "Die Autos werden beim Start der Rennen rund 100 Kilogramm schwerer sein. Also müssen die Reifen stärker sein. Wenn man aber bedenkt, dass der Anpressdruck eines Autos bis zu 2.000 Kilogramm betragen kann, ändern weitere 100 Kilogramm für uns nicht so viel in Bezug auf die Reifenmischung und die Konstruktion."
"Für die Wettbewerber wird das Wegfallen des Nachtankens eine weitere Herausforderung darstellen. Ich erwarte, dass wir im Laufe der Saison eine Weiterentwicklung der Rennstrategien sehen werden, wenn alle anfangen zu verstehen, was am besten funktioniert. Die Fahrer werden ihre Fähigkeiten Reifen zu schonen zu Beginn der Rennen, vor allem am Start, ausspielen müssen, da die Autos dann am schwersten und die Reifen am kältesten sind."
Frage: "Mit Korea wird es im kommenden Jahr eine neue Veranstaltung im Kalender geben. Freust du dich darauf auf neuen Rennstrecken zu fahren?"
Hamashima: "Im Laufe der vergangenen Saisons haben wir in der Formel 1 viele neue Strecken begrüßt. Es ist immer interessant, neue Herausforderungen anzunehmen. Korea wird ein neuer Kurs im Rennkalender sein. Außerdem kehren wir nach Montréal zurück, das seine ganz eigenen Herausforderungen an uns stellt. 19 Rennen bedeuten, dass wir während des Jahres sehr beschäftigt sein werden."

