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Halo oder No-Go: Am Donnerstag entscheidet sich die Zukunft

Am Donnerstag sollen die Teams über das Sicherheitssystem Halo abstimmen: Eine Präsentation hat überzeugt, hinterlässt aber offene Fragen - Marko klar dagegen

(Motorsport-Total.com) - Am Donnerstag entscheidet sich die Zukunft in der Formel 1. Bei einem Treffen der Strategiegruppe vor dem Großen Preis von Deutschland soll neben der aktuellen Regelwut auch über das Halo-System abgestimmt werden, das in der kommenden Saison den Kopf des Fahrers schützen könnte. In Ungarn gab es von Seiten der FIA eine ausführliche Präsentation über Vor- und Nachteile des Systems, und mittlerweile scheint es so zu sein, dass die meisten Fahrer für die Einführung sind.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Halo könnte in der kommenden Formel-1-Saison Realität werden Zoom

"Nach der Präsentation bin ich mir sicher, dass viele Fahrer für das Halo-System sind. Ich bin mit Sicherheit dafür", erklärt Nico Rosberg, der sich beeindruckt von den neuen Erkenntnissen zeigt. "Die Sicherheitsverbesserungen waren in allen Bereichen erheblich. Ich war schon immer dafür, jetzt mehr denn je", so der Deutsche. Auch sein Landsmann Sebastian Vettel war von den Vorteilen überzeugt.

"Die Präsentation war ziemlich eindeutig. Der Ausgang war bei allen Szenarien positiv, von daher liegt es nun an der FIA, dass sie es durchdrücken", meint der Ferrari-Pilot. "Man kann über die Vor- und Nachteile diskutieren, aber wir müssen auf die Ergebnisse der FIA-Untersuchung vertrauen - und die sehen positiv aus." Zwar kommt Halo vor allem wegen seiner Optik bei vielen nicht gut an, doch was die Sicherheit angeht, sei es ein klarer Schritt.

Sicherheit vor Optik

"Was immer für die Sicherheit der Fahrer gemacht werden kann, muss gemacht werden. Selbst wenn es schrecklich aussieht", urteilt Mercedes' Motorsportchef Toto Wolff, der aber noch nicht sagen kann, ob Mercedes am Ende auch für die Einführung stimmen wird. "Ich habe mir noch keine Meinung gebildet, weil ich auch die anderen Meinungen hören will", sagt er und gibt an, dass es auch im eigenen Team unterschiedliche Meinungen gibt.

Fernando Alonso

Auch beim Unfall von Fernando Alonso soll das System nicht hinderlich sein Zoom

Auch Lewis Hamilton hat sich intensiv mit dem Thema beschäftigen müssen und sieht es wie seine Kollegen: "Ich nehme Sicherheit sehr, sehr ernst. Das Halo-System sieht zwar nicht nach Rennspirit aus, aber wir dürfen nicht ignorieren, dass es die Chance um 17 Prozent erhöht, dass das Leben eines Fahrers gerettet wird", meint der Brite und bezieht sich dabei um Angaben aus der Präsentation.

Ob die am Ende so stimmen, das kann natürlich niemand sagen, doch in der Theorie stellt Halo wohl eine deutliche Verbesserung da. Auch dem Thema Überschlag hat man sich in der Präsentation gewidmet, nachdem es immer wieder Fragen gab, was passiert, sollte ein Fahrer kopfüber landen - wie Fernando Alonso in Australien. "Auch das wurde diskutiert, und es gab ein positives oder neutrales Ergebnis", nickt Rosberg.

Halo hilft nicht überall

Doch 100 Prozent überzeugt sind trotzdem nicht alle. Für Toto Wolff gehen die Überlegungen noch nicht weit genug: "Ich habe in der Präsentation noch kein Auto gesehen, das kopfüber in Flammen steht", ist er noch skeptisch. Und auch Hamilton ist sich nicht sicher, ob Halo am Ende wirklich das hält, was es verspricht, denn ob die passenden Unfälle in der Vergangenheit wirklich hätten verhindert werden können, kann niemand sagen.

Jules Bianchi

Hätte Halo Jules Bianchi helfen können? Unwahrscheinlich, glaubt Lewis Hamilton Zoom

"Felipe Massa wäre 2009 immer noch getroffen worden", erläutert der Weltmeister und spricht 2009 an, als dem Brasilianer in Ungarn eine Stahlfeder an den Helm geknallt war. Diese hätte wohl auch eine Lücke bei Halo finden können. Und auch beim tödlichen Unfall von Justin Wilson im Vorjahr heißt es, dass er möglicherweise nicht verhindert worden wäre, weil ein spitzer Gegenstand von oben kam.

Und dann wäre da ja auch noch Jules Bianchi, der 2014 unter einen Bergungskran geriet. "Es hätte wohl auch bei Jules nichts verändert", seufzt Hamilton und spricht sich daher eher für die Cockpitkuppel von Red Bull aus. "Die wäre wohl 100 Prozent sicherer", sagt der Brite, zumal diese vom Design her besser aussehen würde. Doch vorerst geht es am Donnerstag wohl nur um Halo oder überhaupt nichts.

Unverständnis: Warum dürfen Teams stimmen?

Die Teams müssen sich entscheiden, ob sie das System für die Formel-1-Saison 2017 einführen wollen. Genau jener Umstand stößt allerdings wieder auf Unverständnis. Es wird befürchtet, dass einige auf ihre eigenen Belange schauen und möglicherweise dagegen stimmen, nur weil sie dann aerodynamische Nachteile haben. "Es ist eine Sicherheitsfrage, von daher ist es seltsam, dass es in den Händen der Teams liegt", meint Nico Rosberg.

Auch Jenson Button hat wenig Verständnis für die Vorgehensweise: "Die Teams sollten nicht gefragt werden", betont der McLaren-Pilot, der die Verantwortung in den Händen der FIA sieht. "Wenn die FIA denkt, dass es ein Sicherheitsproblem darstellt, wenn wir es nicht haben, dann sollten wir es haben. Wenn sie es nicht für ein Problem halten, dann sollten wir es nicht haben", so seine Meinung.

Mittlerweile hört man nur noch selten Stimmen, die komplett gegen eine Einführung von Halo sind. Eine von ihnen ist allerdings Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko, der sich klar gegen den Sicherheitswahn ausspricht: "Diese überzogene Sicherheit, die wir jetzt haben, ist Unsinn. Und diese Idiotie mit dem Cockpitschutz Halo zerstört komplett die Formel 1", wettert er gegenüber 'Bild'.

Marko fordert mehr Gefahr

Pierre Gasly

Bei Red Bull ist man nicht vom Sicherheitssystem überzeugt Zoom

Laut dem Österreicher müsse die Formel 1 wieder Gefahr ausstrahlen: "Die Formel 1 muss wieder etwas Geiles werden, von dem der Fan sagt: Das kann ich nicht, das traue ich mich nicht. Warum war die Formel 1 denn früher so populär? Weil das Risiko ein Teil des Sports war", urteilt er und gibt etwa Button eine Breitseite mit, weil sich dieser seit Jahren offen für mehr Sicherheit einsetzt. "Der Button, der zehn Millionen bekommt, soll halt aussteigen und in Pension gehen", so Marko.

Jener Button hat sich übrigens in Sachen Halo nicht so klar für die Einführung positioniert. "Für mich persönlich ist es kein Sicherheitsproblem", sagt der Brite. Was die anderen Beteiligten sagen, wird sich dann am Donnerstag zeigen.

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