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Vor Abstimmung: "Schockierende Bilder" in FIA-Präsentation

No risk, no fun: Daniil Kwjat und Co. wehren sich gegen den Halo-Cockpitschutz, der am Hungaroring den Formel-1-Fahrern präsentiert wurde

(Motorsport-Total.com) - An jedem Freitagabend vor einem Grand Prix treffen sich die Fahrer an der Rennstrecke zum traditionellen Fahrerbriefing. Am Hungaroring dauerte dieses Meeting heute länger als sonst. Nicht etwa wegen der Diskussionen um Track-Limits oder das weiter verschärfte Funkverbot, sondern vielmehr wegen des umstrittenen Halo-Cockpitschutzes.

Rennleiter Charlie Whiting, Sicherheitsdirektor Laurent Mekies und Sicherheitsberater Andy Mellor hielten vor den Fahrern eine Halo-Präsentation. Nach einer vergleichbaren Versammlung im Vorjahr in Austin war das bereits die zweite dieser Art. Das Halo-System soll 2017 in der Formel 1 eingeführt werden, gilt aber - vor allem aus ästhetischen Gründen - als umstritten.

Im Rahmen der Präsentation wurden auch Unfallbilder aus anderen Rennserien gezeigt. Die FIA-Experten beantworteten Fragen der Fahrer und erörterten, wie die Unfälle mit Halo ausgegangen wären. Dabei seien auch "schockierende Bilder" gezeigt worden, erklärt Toro-Rosso-Junior Carlos Sainz: "Man sieht, was es bewirkt, und man sieht, wie viele Leben es schon gerettet hätte."

Fahrer sollen über Halo abstimmen

Ziel der Präsentation war, Zweifel aus der Welt zu schaffen und die Fahrer auf eine Abstimmung vorzubereiten, die demnächst stattfinden soll. Darüber hinaus steht Halo schon beim Meeting der Strategiegruppe am kommenden Donnerstag in Genf auf der Tagesordnung. Denn die Teams stecken schon mitten in ihren Designvorbereitungen auf die Saison 2017.

Aber die Fahrer sind weiterhin geteilter Meinung. Einige sehen die Sicherheit als oberste Priorität, andere sehen das anders: "Sie haben schon gute Argumente, was die Sicherheit angeht", meint etwa Daniil Kwjat. "Man kann die Formel 1 natürlich total steril und absolut sicher machen, aber die Frage ist, an welchem Punkt wir damit aufhören sollten."

"Ich weiß nicht, ob wir nicht schon einen Schritt zu weit gegangen sind oder ob wir die Grenze mit Halo erreichen. Ich spiele mal den Teufel, aber ich habe schon oft gesagt, dass ich jeden Morgen an der Rennstrecke genau weiß, dass es mein letzter Tag im Büro sein könnte. Ich will nicht den Helden spielen, aber wir fahren auch für das Publikum. Die Formel 1 ist eine Show. Darum ist sie so populär", vertritt der Russe seinen Standpunkt.

Wie viel ist ein Menschenleben wert?

"Optisch", ergänzt Teamkollege Sainz, "gefällt es keinem. Dass es Leben rettet, ist aber hundertprozentig sicher. Jetzt müssen wir abwägen, wie viel es uns wert ist, alle fünf oder zehn Jahre ein Leben zu retten." Wie die Fahrer darüber abstimmen, bleibt wohl geheim: "Das darf ich nicht sagen", sagt Valtteri Bottas.


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Der Williams-Pilot ergänzt: "Wenn es wirklich sicherer ist und wenn sich das eindeutig belegen lässt, dann finde ich es okay. Aber ich glaube, es gibt nicht nur Fälle, in denen es etwas bringt, sondern es gibt auch Fälle, in denen es ein Risiko sein kann. Aber es gefällt mir nicht."

Und Sainz meint: "Selbst wenn wir Fahrer es hassen und es der DNA unseres Sports widerstrebt, muss man zugeben, dass es bei genauerer Betrachtung schon Sinn ergibt. Ich mag es auch nicht, aber es ist ein bisschen so, als würde einem Papa sagen, dass man falsch liegt. Man weiß genau, dass er im Recht ist, aber man will es nicht zugeben..."