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Hätte Bottas heute Mercedes schlagen können?

Valtteri Bottas hatte beim heutigen Rennen viele Hindernisse zu überwinden und holte dafür noch das Maximum heraus - Wäre Mercedes heute zu schlagen gewesen?

(Motorsport-Total.com) - Williams reiste mit dem Ziel nach Monza, hinter Mercedes die Ränge drei und vier abzustauben. Das gelang dem Traditionsteam aus Grove sowohl im Qualifying wie auch im Rennen souverän. Zumindest Felipe Massa erlebte am heutigen Tag keine Probleme und konnte seinen ersten Podestrang für Williams holen, Teamkollege Bottas hatte hingegen mehr zu kämpfen. Schon ein schlechter Start beeinträchtigte sein Rennen, kalte Reifen und ein paar haarige Kämpfe erschwerten das Vorhaben, mit Mercedes zu kämpfen, noch zusätzlich.

Titel-Bild zur News: Valtteri Bottas

Valtteri Bottas konnte sich der restlichen Konkurrenz schnell entledigen Zoom

Doch hätte man die dominierenden Mercedes überhaupt schlagen können, hätte es keine Probleme gegeben? "Sie schienen sehr stark zu sein. Ich weiß nicht, ob sie wirklich am Limit waren", erklärt der Finne im Anschluss an das Rennen. "Am Anfang musste ich gegen andere kämpfen, aber als ich freie Fahrt hatte, konnte ich ihre Pace mehr oder weniger mitgehen. Das wird für immer ein Fragezeichen bleiben."

Auch Rob Smedley, Leiter der Fahrzeug-Performance, zeigt sich skeptisch diesbezüglich, auch wenn die Longruns am Freitag ein positives Bild zugunsten seines Teams gaben: "Man kann die Ergebnisse am Freitag nicht auf Sonntag transferieren. Wir waren glücklich mit unserem Freitag, aber was Mercedes draufhatte, wussten wir nicht", sagt der Brite.

Hätten weichere Reifen geholfen?

"Mercedes war heute im Rennen stark, aber das sind sie bei jedem Rennen. Das war nie eine Überraschung. Sie haben ebenfalls den Mercedes-Motor und besitzen ein effizientes Auto. Es wäre immer schwer geworden, sie zu besiegen, wenn sie keine Probleme haben. Vor dem Wochenende haben wir gesagt, dass wir Dritter und Vierter werden wollen, und das haben wir geschafft", findet Smedley das Ziel auch ohne ein Duell mit Mercedes erreicht.

Doch Valtteri Bottas sieht zumindest eine Option, wie man die Silberpfeile heute hätte packen können. Doch dazu hätte Pirelli vielleicht nicht die härtesten beiden Mischungen einpacken sollen. "Heute war die Einstoppstrategie ziemlich offensichtlich, aber ich denke, dass wir auch mit einer weicheren Reifenstufe einen Stopp geschafft hätten - andere vielleicht nicht. Manchmal hatten wir auch Probleme beim Reifenaufwärmen, von daher wären weichere wohl besser gewesen für uns", analysiert er.


Fotos: Williams, Großer Preis von Italien, Sonntag


Doch hätte, wäre, wenn und aber: Bottas musste mit den Gegebenheiten heute zurechtkommen und sich hinter Teamkollege Massa mit Platz vier begnügen. Und ein Duell mit Mercedes bekam er zwischenzeitlich auch geboten - allerdings mit einem McLaren-Mercedes von Kevin Magnussen. Der Däne machte dem Williams das Leben sehr schwer und schickte Bottas sogar in der ersten Kurve in die Wiese - wofür er eine Fünf-Sekunden-Strafe kassierte.

Magnussen bittet zum Duell

Bottas selbst sieht den Zweikampf allerdings nicht so eng: "Das war an der Grenze. Es ist schwierig zu sagen, ob das eine Strafe wert war", will er sich kein Urteil erlauben. "Für mich gab es allerdings keinen anderen Ausweg mehr, ich musste die Schikane abkürzen und hatte nicht die Chance zu überholen, obwohl wir Seite an Seite waren. Am Ende hat es keinen Unterschied gemacht, dass er die Strafe bekommen hat, weil ich ihn trotzdem überholt habe."

Doch hätte der 25-Jährige es nicht an Magnussens Stelle genauso gemacht? "Ich denke, es gibt zwei Wege, wenn man seine Position behalten will", erzählt er. "Entweder man macht das, was er gemacht hat, oder man nimmt ein wenig mehr Speed mit und lässt eine Autobreite inne Platz. Dann kann man immer noch einen guten Kurvenausgang haben und vorne bleiben."

Kevin Magnussen, Valtteri Bottas

Kevin Magnussen schickte Bottas im Duell in den Notausgang - und wurde bestraft Zoom

Auch Rob Smedley findet eine Beurteilung schwierig, kann die Sichtweise der Rennkommissare allerdings nachvollziehen: "Wenn ich es aus Valtteris Sicht sehe, dann musste er von der Strecke fahren, um ihm auszuweichen. Magnussen hat ein wenig spät gebremst und fand sich ein wenig zu tief in der Kurve wieder. Vielleicht rechtfertigt das die Fünf-Sekunden-Strafe", so der Brite.

Massa tritt aus dem Schatten

Doch am Ende spielte das alles keine Rolle mehr. Bottas musste sich mit Rang vier begnügen, während sein Teamkollege Felipe Massa erstmals in seiner Williams-Zeit auf das Podest fuhr. Für Ex-Formel-1-Pilot Marc Surer übrigens nur eine Ausnahme: "Ja, es ist tatsächlich so, dass normalerweise Bottas ihm so ein bisschen vor der Sonne steht", urteilt der Schweizer bei 'Sky' über das Teamduell.

"Er hat zwar auch die Pole-Position damals in Spielberg geholt, vielleicht auch mit etwas Glück. Der Massa ist kein schlechter, aber ich glaube, seine großen Tage sind grundsätzlich vorbei und Bottas ist der Mann der Zukunft. Jetzt hat er mal Glück gehabt, dass Bottas so einen schlechten Start hatte und deswegen ist er Dritter geworden und nicht Bottas. Ich glaube, so einfach kann man das sehen."

Doch das Lob kann Bottas' Stimmung nicht sonderlich heben, denn er hatte sich mehr aus dem Wochenende versprochen: "Ich bin heute angetreten, um zu gewinnen, von daher ist die vierte Position nicht wirklich zufriedenstellend", sagt er, will aber das Positive sehen: "Wir haben gute Punkte für das Team geholt und sind nun vor Ferrari." Und bald auch vor Red Bull?

"Das könnte schwieriger werden", sagt der Finne. "Wir wissen, dass noch einige Strecken kommen werden, auf denen sie ziemlich stark sein werden. Für uns ist die Priorität, Ferrari zu besiegen. Wir werden versuchen, so viele Punkte wie möglich zu holen. Und wenn das reicht, um Red Bull zu besiegen, dann okay."