Großer Preis von Spanien: Renault-Vorschau

Beim Heimrennen von Fernando Alonso erwartet man sich bei Renault ein deutlich stärkeres Abschneiden als in Imola

(Motorsport-Total.com) - "In Barcelona", glaubt Renault-Technikchef Mike Gascoyne, "können wir genauso konkurrenzfähig wie in Malaysia und Brasilien sein. Sicherlich sollte es eines unserer besseren Rennen in dieser Saison sein und wir müssen alles geben, um daraus Kapital schlagen und auf das Podium fahren zu können."

Titel-Bild zur News: Alonso und Trulli

Fernando Alonso freut sich schon sehr auf sein Heimrennen in Barcelona

Recht optimistische Worte also seitens der Franzosen vor dem fünften WM-Lauf der Saison 2003 ? aber trotz des mäßigen Abschneidens zuletzt in Imola ist der Truppe um Fernando Alonso und Jarno Trulli diesmal in der Tat eine kleine Überraschung zuzutrauen. Die lange Gerade bei Start und Ziel kommt dem R23-Paket zwar nicht entgegen, sehr wohl aber der aerodynamisch überaus anspruchsvolle Rest des Kurses und die vielen schnellen Kurven.

"Ganz besonderes Rennen" für Lokalmatador Alonso

Ein "ganz besonderes Rennen" ist der Grand Prix von Spanien natürlich für Lokalmatador Fernando Alonso, der mit bisher zwei Podestplätzen in seiner Heimat binnen weniger Wochen zum absoluten Superstar avanciert ist. Daraus will er zusätzlich Motivation schöpfen: "Es bedeutet mir viel, dass sich die Leute rund um die Strecke auf mich konzentrieren. In Barcelona wurde ich von den Fans schon immer hervorragend unterstützt."

Im Sinne der Streckenkenntnis hat der Youngster aber keinen großen Heimvorteil gegenüber seinen Konkurrenten, weil auch die Formel 1 ständig auf dem 'Circuit de Catalunya' testet. Alonso hat dort 2001 auf Minardi in der Königsklasse sein letztes Rennen bestritten und ansonsten auch meist nur getestet. Selbst in den Nachwuchsklassen bestritt er nur wenige Rennen auf dem Kurs. Immerhin: 1999 gewann er in der Formel Nissan.

Trotzdem ist er nicht so zuversichtlich wie sein Technischer Direktor Gascoyne. Vielmehr erklärte er, man könne sich "nicht ganz sicher" über die Konkurrenzfähigkeit des Renault sein: "Die ersten Rennen waren ziemlich überraschend, denn wir waren stark auf Kursen, auf denen wir nicht damit gerechnet hätten, und anderswo eben nicht. Trotzdem glaube ich an ein gutes Wochenende, denn in Barcelona zählt die Aerodynamik ? und die ist bei uns unbestritten gut."

Zuversicht beim bisher glücklosen Trulli

Teamkollege Jarno Trulli hat nach seinem verpatzten Heimspiel in Imola für Barcelona ein "sehr gutes" Gefühl: "Trotz meiner Probleme in Imola weiß ich, dass wir dort mit den neuen Regeln nicht ganz klargekommen sind und auch das Überholen ist dort sehr schwierig. Fernando hat aber gezeigt, dass der Speed auch auf einer Strecke, die nicht zu unseren besten gehört, vorhanden ist, weshalb ich recht guter Dinge bin."

"Wir können uns definitiv darauf freuen, weitere Punkte zu holen", fuhr er fort. "Mit vielen Kurven bei hoher Geschwindigkeit ist die aerodynamische Performance sehr ausschlaggebend. Man verbringt in diesen Kurven einfach viel Zeit und daher ist eine perfekte Balance notwendig." Als kritische Passage bezeichnete er außerdem die langgezogene dritte Kurve, "weil dort der linke Vorderreifen lange belastet wird und das Auto zum Untersteuern neigen kann."

Chefingenieur Pat Symonds gab indes zu, dass der Vorteil der Tests am Freitag möglicherweise "nicht so groß wie auf anderen Strecken sein wird: "Barcelona ist ? wie für viele Teams ? die wichtigste Teststrecke. Die Bedingungen verändern sich ständig und der Wind spielt eine große Rolle, was das Setup angeht." Trotzdem: "Wir glauben, dass uns die Session am Freitag bezüglich des Feintunings helfen wird."

Technik des R23 wurde seit Imola verbessert

Seit Imola hat Renault auch einen regulären Test bestritten, bei dem neue Elemente aus dem Windkanal verfeinert wurden, die am Wochenende erstmals eingesetzt werden sollen. Außerdem steht nun endlich eine verbesserte Radaufhängungsgeometrie für die Vorderachse zur Verfügung und Michelin hat sich anhand der neuesten Erkenntnisse eine modifizierte Konstruktion der Hinterreifen einfallen lassen. Die Achillesferse von Renault, der Motor, bleibt aber vorerst weitgehend unverändert.

Symonds verwies auf die Wintertests, in denen die Franzosen in Barcelona stets "ziemlich schnell" unterwegs waren, "aber es ist immer schwierig, die Zeiten aus dem Winter zu beurteilen. Der Großteil der Testarbeit wurde noch mit dem alten Bodywork erledigt und wir haben das neue Paket, welches ja weit effizienter ist, nur einen Tag lang testen können. Wir rechnen mit einem konkurrenzfähigeren Abschneiden als in Imola, das steht fest."

Und Technikchef Mike Gascoyne beanspruchte das Schlusswort für sich: "Barcelona müsste uns liegen, weil die vielen schnellen Kurven unsere aerodynamischen Qualitäten ans Tageslicht bringen werden. Wir haben auch gesehen, dass Michelin in den kühlen Bedingungen in Europa große Fortschritte gemacht hat. Wir hatten auch einen produktiven Test in Silverstone mit Steigerungen in der Aerodynamik, der Mechanik und beim Motor."