Großer Preis von Österreich: Sauber-Vorschau

Der A1-Ring liegt dem Sauber-Team traditionell recht gut ? Aerodynamik weniger wichtig, Setup dafür umso bedeutender

(Motorsport-Total.com) - In der Pressemitteilung des Sauber-Teams vor dem Grand Prix von Österreich ist von einem "dritten Heimrennen" die Rede, weil stets viele deutsche Fans in die Steiermark kommen und dieses Jahr ja zwei deutsche Fahrer für die Schweizer antreten. Nach dem schwachen Abschneiden in Barcelona besteht auf dem A1-Ring wieder Hoffnung auf ein besseres Resultat.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Der A1-Ring kam dem Sauber-Team in den letzten Jahren stets entgegen

Die Streckenführung legt das Hauptaugenmerk weniger auf eine ausgefeilte Aerodynamik, was ja nicht zu den Stärken des C22 gehört, sondern vielmehr auf gute mechanische Bodenhaftung und ein möglichst universelles Setup für die wechselnden Asphaltbedingungen. In den letzten Jahren sah Sauber jedenfalls stets gut aus ? Heidfeld qualifizierte sich 2001 für den sechsten, vergangene Saison sogar für den fünften Startplatz.

"Ich weiß nicht", dämpfte er die Erwartungen jedoch, "was ich erwarten kann, aber ich hoffe, dass der Kurs unserem Auto wieder entgegen kommt. Der A1-Ring sieht auf der Karte ziemlich simpel aus, denn es gibt keine Schikanen und die Kurven machen auf, weshalb man gut überholen kann. Allerdings ist der Asphalt nicht sehr griffig, sondern eher glatt. So leicht, wie er aussieht, ist der Ring aber auch wieder nicht."

Letzte Kurve für Heidfeld eine Herausforderung

Speziell die letzte Kurve ist aus Sicht des Mönchengladbachers anspruchsvoll: "Die Innenkante der Strecke fällt dort ab, aber genau dort möchte man den Scheitelpunkt anvisieren. Dafür die richtige Balance zu finden, ist ziemlich schwierig. Die Frage ist, wie viel man von den Randsteinen mitnehmen kann, ohne dadurch das Auto zu nervös zu machen. Es kann an dieser Stelle auch nicht schaden, wenn das Auto ein bisschen übersteuert, aber zu viel darf es nicht sein."

An das Vorjahr hat der 26-jährige Wahl-Schweizer keine besonders guten Erinnerungen, weil er in der Remus-Kurve nach einem Bremsdefekt heftig mit Takuma Satos Jordan kollidierte. Beide Fahrer zogen sich dabei keine ernsthaften Verletzungen zu, waren aber noch lange danach schwer geschockt. Noch heute denkt Heidfeld nur ungern an diesen Crash: "Ich habe damals ein paar Tage gebraucht, um das zu verdauen."

Alles in allem freut er sich aber schon wieder auf den A1-Ring: "Ich mag Österreich sehr ? die Atmosphäre, der Charakter der Gegend, die Fans. Die sind dort immer freundlich. Für mich ist der Grand Prix ein bisschen wie ein drittes Heimrennen, weil so viele Deutsche dort sind." Auch am Golfturnier für die Sid-Watkins-Stiftung wird "Quick Nick" diesmal teilnehmen, nachdem er zuletzt in Barcelona für einen guten Zweck Tennis gespielt hat.

"Hin und wieder im Rennen schneller als im Qualifying"

Teamkollege Heinz-Harald Frentzen weiß, dass der A1-Ring "wegen seines einzigartigen Asphalts" eine Strecke ist, "auf der man die Balance besonders schwer hinbekommt. Es kann passieren, dass am Beginn einer Session noch kein Reifenabrieb liegt, aber mit mehr Gummi verändert sich dann der ganze Charakter, ohne dass man am Auto etwas verstellt hat. Hin und wieder bist du im Rennen sogar schneller als im Qualifying."

Schlüssel zu einem guten Setup ist daher aus Sicht des Routiniers, dass man sich von den wechselnden Bedingungen nicht verunsichern lässt: "Man muss sorgfältig verfolgen, wie sich die Strecke verändert, und nicht dauernd die Fahrwerkseinstellungen über den Haufen werfen. Für den Motor und die Bremse ist es ein fordernder Kurs und die Anfahrt zur dritten Kurve ist blind. Du musst dich dort schon für eine Linie entscheiden, bevor du in der Kurve bist."

Vorbereitet hat sich das Sauber-Team übrigens bei den Testfahrten letzte Woche in Le Castellet. Die Zeiten waren alles andere als berauschend, weil man sich schon eher auf den Klassiker in Monaco konzentriert hat, doch die Tests hinsichtlich der Verbesserung der Aerodynamik, für die neue Unterboden-Varianten ausprobiert wurden, der mechanischen Einstellungen und der Kühlung könnten auch für Spielberg Früchte tragen.

Rampf ortet Schwierigkeit durch neues Reglement

Willy Rampf, Technischer Direktor der Hinwiler, sieht den A1-Ring jedenfalls weniger problematisch als seine beiden Fahrer: "Man braucht Stabilität auf der Bremse und gute Traktion, also ist ein rundes mechanisches Setup essentiell für ein erfolgreiches Wochenende. Wegen der geschmeidigen Fahrbahnoberfläche kann das Setup ganz schön tückisch sein, aber andererseits haben wir ja auch die Daten aus den letzten Jahren."

Eine Schwierigkeit ortete er dann aber doch: "In der Vergangenheit fuhren wir viel Downforce im Qualifying und wenig im Rennen, weil es zwischen der ersten und zweiten Kurve diese lange Gerade gibt. Der A1-Ring hat mehrere Stellen zum Überholen und man muss den Top-Speed maximieren, wenn die Fahrer auf der Bremse eine Chance haben wollen, Konkurrenten zu überholen. Mit dem neuen Reglement können wir das Setup zwischen Qualifying und Rennen aber nicht mehr verändern."

Man müsse deshalb "einen Kompromiss" ausarbeiten, so der 49-Jährige, "aber das Überholen im Rennen bleibt ein wichtiger Faktor, also wird es wohl die effektivere Option sein, im Qualifying ein bisschen Downforce zu opfern." Von allen Strecken im Kalender ist der A1-Ring ja die mit den besten Möglichkeiten, ein gegnerisches Fahrzeug auszubremsen ? am einfachsten vor der Castrol-, Remus- oder Gösser-Kurve.