Großer Preis von Brasilien: Renault-Vorschau

Bei Renault will man in Interlagos unbedingt die hervorragende Leistung und den Podestplatz vom Rennen in Malaysia bestätigen

(Motorsport-Total.com) - Die fantastische Renault-Performance von Malaysia scheint niemand wirklich ernst nehmen zu wollen: Michael Schumacher führte den Podestplatz durch Alonso auf die außergewöhnlichen Umstände zurück, Ron Dennis lästerte über seiner Meinung nach fehlenden Speed der Franzosen. Jetzt soll in Brasilien die Antwort auf diese Kritik folgen.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Kann Fernando Alonso seinen tollen dritten Platz von Malaysia wiederholen?

"Alles in allem rechne ich damit, dass wir mindestens so stark wie in Malaysia sein werden ? wenn nicht sogar noch besser", erklärte Technikchef Mike Gascoyne zuversichtlich. "Wie Malaysia ist Brasilien eine Handling-Strecke, wo die Flügel mittelsteil eingestellt werden. Traditionell hat sich unser Team dort immer sehr gut geschlagen. Außerdem werden wir ähnliche Reifen wie in Malaysia verwenden und dort war Michelin ja überaus konkurrenzfähig."

Beim letzten Rennen, so der Brite weiter, habe man zwar erstmals "das volle Potenzial" ausschöpfen können, aber wegen der Startkollision Trullis und den Getriebeproblemen von Alonso ist er der festen Ansicht, "dass ein noch besseres Resultat möglich gewesen wäre." Als weiteres Plus schätzt er die Freitagstestfahrten ein, weil im Rahmen dieser bei repräsentativen Bedingungen in Sepang schon die Reifenmischungen für Brasilien ausprobiert werden konnten.

700-Meter-Höhenlage für Renault von Vorteil

Chefingenieur Pat Symonds ortete außerdem in der Streckencharakteristik von Interlagos einen potenziellen Vorteil für seinen Rennstall: "Motorleistung ist weniger bedeutsam als auf anderen Strecken und zusätzliche PS machen keinen so großen Unterschied wie anderswo." Grund dafür ist die Höhenlage von Sao Paulo ? flacher eingestellte Flügel, mit denen man fehlenden Top-Speed kompensieren kann, erfordern auf die gesamte Runde betrachtet weniger Kompromisse.

"Ein Chassis mit gutem mechanischem Grip", fuhr Symonds fort, "hat definitiv einen Vorteil. Das Innenfeld zwischen den Kurven sieben und elf stellt einen signifikanten Teil der Runde dar. Man braucht ein Auto mit einem guten Ansprechverhalten, denn die Einfahrt in die Kurven ist genauso wichtig wie die Traktion aus ihnen heraus. Und der Richtungswechsel muss stimmen, weil das Auto gleich am Ende einer Kurve für die nächste positioniert werden muss."

"Die niedrigere Luftdichte in der Höhenlage bedeutet, dass die aerodynamischen Kräfte um 10 Prozent geringer sind als sonst. Wenn man also zehn km/h mehr Top-Speed braucht, werden die flacheren Flügel im Vergleich zu einem optimalen Setup auf dem Rest der Runde nur rund eine Zehntelsekunde kosten. In Sepang oder im Albert Park sind es 0,25 Sekunden", verglich er. Dies sei auch der Grund, "weshalb das Abstimmen hier leichter ist."

Mit dieser Meinung steht der erfahrene Chefingenieur der Franzosen zwar relativ alleine da, zumal sich viele andere Techniker gerade in Brasilien immer wieder über die extremen Bodenwellen und den schwierigen Kompromiss aus den zwei langen Geraden und dem kurvenreichen Infield beschweren, aber der Erfolg der letzten Jahre gibt ihm Recht ? schon zu Benetton-Zeiten waren seine Fahrer in Interlagos stets konkurrenzfähig.

Fahrer zuversichtlich für dritten Saisonlauf

Fernando Alonso, in Spanien seit seinem dritten Platz gefeierter Nationalheld, bereitet sich indes ? von seiner Grippe wieder genesen ? auf einen weiteren körperlich anspruchsvollen Grand Prix vor: "Die Strecke gehört nicht zu denen, die ich aus fahrerischer Sicht am meisten genieße, aber Interlagos ist physisch betrachtet eines der härtesten Rennen. Das macht es immer interessant, wenn wir dort fahren, weil es ein großer Vorteil ist, fit zu sein."

"Ich glaube, wir können ähnlich wettbewerbsfähig sein wie in Malaysia. Wir haben ein sehr gutes Paket und definitiv einen Vorteil von der Testsession am Freitag. Wir können früher als die anderen Teams auf die Strecke gehen und wir Fahrer kommen dadurch schneller in unseren Rhythmus", ergänzte der Spanier.

Zuversicht auch bei Jarno Trulli, der letztes Jahr nach beherzter Fahrt in den Punkterängen liegend ausfiel und kurz vor Schluss einen möglichen vierten Platz herschenken musste: "Ich fühle mich sehr zuversichtlich für das nächste Rennen. Ich war zwar enttäuscht über das Endresultat in Malaysia, aber wir waren das ganze Wochenende über sehr konkurrenzfähig. Das ganze Paket läuft im Moment wie geschmiert, daher glaube ich, dass es ein sehr gutes Rennen werden könnte."

"Ich fahre gerne auf dieser Strecke, aber wenn ich ehrlich sein soll, mag ich alle Rennstrecken", so der Italiener abschließend. "Vor allem finde ich die technisch anspruchsvollen Kurse interessant und in Brasilien haben wir eine gute Mischung aus schnellen und langsamen Kurven sowie ein paar andere Sachen, die alles ziemlich kompliziert machen. Darum mag ich es, dort zu fahren."