• 25.09.2004 09:53

  • von Marco Helgert

Großbritannien-Grand-Prix vor dem Aus?

Die Chancen steigen, dass 2005 die Formel 1 in Silverstone nicht zu Gast sein wird - finden im nächsten Jahr nur 17 Rennen statt?

(Motorsport-Total.com) - Die Zeit läuft dem 'British Racing Drivers' Club' (BRDC) davon. Der Klub besitzt die Rennstrecke in Silverstone, um die seit Jahren eine Posse tobt. Jahr für Jahr steht das Rennen auf der Kippe, die sorgenvollen Minen in Hinblick auf 2005 werden nun immer ausgeprägter. Noch in diesem September muss der BRDC einen Promoter für den Großbritannien-Grand-Prix vorstellen, so möchte es Bernie Ecclestone.

Titel-Bild zur News: Silverstone

In Silverstone könnte 2005 kein Formel-1-Tross mehr begrüßt werden

Der Formel-1-Boss sorgt gleichzeitig aber für noch mehr Missstimmung. Der BRDC wollte sich zuerst selbst als Promoter ausgeben, was Ecclestone aber nicht recht war. Nun buhlte man um Regierungshilfe. Auch hier schritt Ecclestone ein. BRDC-Präsident Jackie Stewart ist nun maßlos enttäuscht und wütend, dass ihm jegliche Hilfe verweigert werden soll.#w1#

"Wenn man sich ansieht, was hier (in Shanghai; d. Red.) geschaffen wurde, dann ist es unheimlich enttäuschend, dass Bernie in der vergangenen Woche der Regierung erklärte, dass unter keinen Umständen Steuergelder fließen dürfen, um den britischen Grand Prix zu halten oder Silverstone zu helfen", erklärte Stewart gegenüber 'autosport.com'. Pikant daran ist, dass so gut wie alle Rennstrecken, auf denen die Formel 1 zu Gast ist, staatliche Zuschüsse genießen - mit Ausnahme von Indianapolis.

Die Lage in Silverstone stellt sich nun äußerst aussichtslos dar. Das geforderte Geld kann der BRDC nicht aufbringen. "Wir haben ein Angebot gemacht, das Bernie nun ablehnte. Wir hätten damit kein Geld gemacht, aber im besten Fall eben auch kein Minus. Es gibt ein Defizit, und wenn wir das nicht ausgleichen können, dann gibt es keine Alternative. Wir müssten die Forderungen von Bernie ablehnen, weil wir sie nicht aufbringen können", so Stewart weiter.

Trotz der Wortmeldung von Ecclestone wird man weiter um Regierungsgelder kämpfen. "Die Regierung weiß, dass die Chance groß ist, den britischen Grand Prix zu verlieren", so der Schotte. Der Verlust wäre auch ein wirtschaftlicher Schlag für die ganze Region und Motorsportindustrie in Großbritannien, die nach dem Jaguar-Ausstieg ohnehin zu leiden hätte.

Man werde weiter kämpfen, aber nicht um jeden Preis. "Wir wollen den britischen Grand Prix halten, aber nicht auf der Basis, dass jemand daran bankrott geht", erklärte Stewart. Der BRDC muss zudem das vorhandene Geld auf alle Aktivitäten in Silverstone verteilen. "Wenn der Grand Prix gehen muss, dann muss er eben gehen. Er kann nicht durch riesige Verluste nur für eine Veranstaltung gehalten werden."

Silverstone hat das Pech, auf der "Abschussliste" zu stehen. Wie sich am Rande des China-Grand-Prix' herausstellte, soll es in der Saison 2005 wieder nur 17 Rennen geben. Das Concorde-Agreement gestattet 16 Läufe, einen mehr bei besonderen Bedingungen. Für alle zusätzlichen Austragungsorte müssen die Teams entschädigt werden. Vom bisher geplanten Kalender, der 19 Rennen beinhaltete, müssten daher zwei Orte gestrichen werden. Silverstone hat gute Chancen, einer dieser Austragungsorte zu sein.