• 04.10.2012 14:03

  • von Dieter Rencken

Grosjean: "Wir müssen intelligent vorgehen"

Lotus-Fahrer Romain Grosjean spricht über seinen Wandel als Rennfahrer, die Aussichten für Suzuka und die Verschiebungen auf dem Fahrermarkt

(Motorsport-Total.com) - Romain Grosjean ist wieder im Fahrbetrieb abgekommen. Nach seiner Rennsperre in Monza fuhr der junge Franzose in Singapur einen soliden Grand Prix und fühlt sich in seinen Maßnahmen bestätigt. Was er genau verändert hat, erläutert Grosjean in seiner Medienrunde vor dem Großen Preis von Japan in Suzuka. Der Lotus-Fahrer spricht auch darüber, was er sich vom sechstletzten Rennen des Jahres verspricht und nimmt Stellung zu den aktuellen Verschiebungen auf dem Fahrermarkt.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Romain Grosjean (hier in Singapur) wähnt sich nun in einer guten Ausgangslage Zoom

Frage: "Romain, nach dem turbulenten Wochenende in Spa-Franchorchamps, deiner Sperre in Monza und dem Großen Preis von Singapur steht nun das Rennen in Suzuka an. Wie wichtig war es für dich, zuletzt einen eher ruhigen Auftritt hingelegt zu haben?"
Romain Grosjean: "Das ist natürlich wichtig. Vor uns liegt wieder ein wichtiges Wochenende. Jedes einzelne davon ist von Bedeutung für die Konstrukteurswertung und natürlich auch für mich."

"Vor uns liegt eine sehr intensive Phase der Meisterschaft. Wir bestreiten sechs Rennen in nur acht Wochen. Da sind einige sehr schöne Strecken dabei. Ich freue mich schon sehr darauf, hier in Suzuka zu fahren. Wir wollen weiter arbeiten und uns verbessern, ausgehend von unserer Leistung in Singapur."

Frage: "Wird das Ergebnis in Suzuka einen Fingerzeig darstellen, mit welcher Form das Lotus-Team in die letzten Rennen geht? Zeigt sich hier, ob ihr eine Siegchance habt?"
Grosjean: "Nun, Singapur ist eine etwas andere Strecke. Hoffentlich finden wir hier in Suzuka unsere Konkurrenzfähigkeit wieder. Wir werden wieder ein paar Updates erhalten. Das ist gut für uns."

"Wie du dich im Vergleich zu deinen Wettbewerbern schlägst, weißt du aber nicht, bis du auf die Strecke gehst. Wir hatten eigentlich gedacht, in Singapur eine gute Figur abzugeben. Nach dem Freitag war uns aber klar: So würde es nicht kommen. Ich hoffe, Suzuka kommt uns mehr entgegen. Wie gesagt: Wissen werden wir es erst, wenn wir auf die Strecke gehen. Es sollte aber okay sein."

Frage: "Wie siehst du die restlichen Rennen bezüglich deiner Position in der Gesamtwertung?"
Grosjean: "Nun, wir müssen intelligent vorgehen. Wir haben das Jahr mit einem Auto begonnen, mit dem beide Fahrer ziemlich zufrieden waren. Bis Spa-Francorchamps hatten wir auch ordentliche Rennen."

"Kimi kämpft um den WM-Titel und ich habe nur noch geringe Hoffnungen, einige Positionen gutmachen zu können. Wenn ich gute Punkte hole, kann ich auf Platz sieben vorfahren. Kimi ist trotzdem weit vorn dabei. Wir müssen einfach immer punkten und ab dem ersten Rennen 2013 fangen wir wieder bei null an. Es geht hier nicht um den Status einer Nummer eins oder einer Nummer zwei. Der Teamgedanke hat Vorrang."

Frage: "Sprechen wir über Suzuka: Was rechnest du dir hier in Japan aus?"
Grosjean: "Ich werde jetzt nicht zu viel sagen. Vor Singapur waren wir ziemlich optimistisch. Ich glaube, hier geht es in erster Linie darum, schon am Freitag eine gute Basis zu haben. Ausgehend davon können wir im weiteren Verlauf des Wochenendes weitere Fortschritte machen. Die Strecke ist toll, einfach fantastisch. Ich mag diesen Kurs. Es ist mein zweiter Besuch hier nach 2009. Damals hatte ich nicht gerade das beste Auto. Es wird dieses Mal also anders sein."


Fotos: Lotus, Großer Preis von Japan


Frage: "Werden im Freien Training beide Piloten mit dem Doppel-DRS auf die Strecke gehen?"
Grosjean: "Zunächst nur Kimi. Wir müssen erst einmal die Daten bestätigen."

Frage: "Für diese Vorrichtung wurde das Chassis leicht modifiziert. Wirst du diese Neuerungen am Auto haben?"
Grosjean: "Ja. So können wir beide einige Erkenntnisse sammeln. Es gibt ein paar kleine Neuerungen an der Airbox. Dann werden wir sehen, ob wir es einsetzen oder nicht. Das kommt ganz auf das Freie Training an. Wenn es sich als fantastisch erweist, nutzen wir es auch im Rennen. Sollten wir Bedenken haben, dann bleibt es wohl außen vor."

Frage: "Das scheint keine risikofreudige Taktik zu sein ..."
Grosjean: "Wenn der Zugewinn groß ist, aber auch ein Risiko besteht, dann gehen wir dieses Risiko vielleicht ein. Bei einem kleinen Zugewinn sähe das anders aus."

Frage: "Bist du zufrieden mit dem Verhalten des Autos? In Monza hieß es noch, die jüngsten Entwicklungen hätten vor allem Kimi Räikkönen geholfen ..."
Grosjean: "Ja. Wir haben große Fortschritte gemacht. Jetzt ist uns auch klar, warum wir bei einigen Veranstaltungen gewisse Probleme gehabt haben. Ein bisschen in Silverstone, Hockenheim, Spa. In Budapest hatten wir sogar schon am Freitag ein paar Schwierigkeiten."

"Das haben wir nun aber ziemlich gut verstanden. Es ist gut, das abgehakt zu haben. Diese Fehler werden wir 2013 nicht noch einmal machen. Als Team arbeitest du halt immer weiter. Manchmal musst du aber kurz innehalten, um zu sehen, ob du noch auf dem richtigen Weg bist. Wir haben uns da verbessert und waren in Singapur ziemlich konkurrenzfähig. Auch deshalb."

Frage: "Was waren die größten Baustellen beim Setup?"
Grosjean: "Wir hatten vor allem auf der Bremse zu kämpfen. Außerdem bei langsamen Geschwindigkeiten und am Kurvenausgang."

Frage: "Wie gut war es da, dass du in Singapur wieder fahren konntest? Du hattest davor ja das Monza-Rennen verpasst, weil du gesperrt warst ..."
Grosjean: "Es war richtig gut, wieder im Auto zu sitzen. Da will ich ja auch sein. Ich habe alles sehr genossen."

"Es war eine positive Erfahrung. Das Team hat mich in Monza sehr unterstützt. Wir haben von außen einige Dinge gesehen, die wir mit dem Auto anstellen können. Das haben wir in Singapur getan. In gewisser Weise war es also gut. Monza war aber nicht das aufregendste Wochenende des Jahres, ganz klar."

Frage: "Was war anders in Singapur? Hast du irgendetwas anders gemacht? Wie hast du das bewerkstelligt?"
Grosjean: "Es gab ein paar Veränderungen bei der Vorbereitung auf das Rennen. Das habe ich gebraucht. Es ging um generelle Vorbereitungen auf das Rennen. Das hat funktioniert."

"Ich habe mit Eric Boullier (Lotus-Teamchef; Anm. d. Red.) gesprochen und bin auch in mich gegangen. Ich habe mich vor ein weißes Blatt Papier gesetzt und aufgeschrieben, was gut und was schlecht lief. Um zu verstehen, was Sache ist. Manchmal ist man halt zu sehr im Rennmodus. Du musst aber die richtige Balance finden."

Frage: "Gingen dir die Szenen von Spa-Francorchamps beim Start in Singapur noch einmal durch den Kopf? Warst du besonders vorsichtig?"
Grosjean: "Sagen wir einmal: Es war nicht der einfachste Start des Jahres. Ich war vorsichtig. Andererseits bin ich ja nicht hier, um alle vorbeizulassen."

"Ich denke, ich habe meine Einstellung vor dem Rennen verbessert. Das ändert aber nichts daran, dass mein Auto und ich nach wie vor am Start sind. Ich war jedenfalls nicht besonders erbaut darüber, dass Webber und Rosberg die Schikane abkürzten und vor Kurve drei direkt vor mir zurückkehrten. Sie gaben ihre Positionen nicht zurück und das gefiel mir nicht so sehr."

"So ist es nun einmal. Danach fuhr ich einfach mein Rennen. Ich denke, es war ein sehr gutes Rennen. Wir verloren blöderweise die Telemetrie. Ich hatte keinerlei Angaben auf meinem Display. Das war nicht einfach. Es gelang uns trotzdem. Es war eines der härtesten Rennen des Jahres."

Frage: "Wie entspannt bist du angesichts der Lage auf dem Fahrermarkt? In der vergangenen Woche hat sich ja einiges getan ..."
Grosjean: "Ich habe im Internet davon erfahren. Wir sind nun aber hier in Suzuka."

"Das Wichtigste ist, hier ein gutes Rennen zu haben. Ich denke nicht über meinen Vertrag nach. Wenn ich hier und in Südkorea und allen weiteren Stationen gute Arbeit leiste, dann gibt es keinen Grund, weshalb ich wechseln sollte. Sagen wir es einmal so. Erst einmal machen wir auf der Strecke unsere Arbeit. Danach denken wir dann über 2013 nach."

Frage: "Kam es überraschend für dich, dass Sergio Perez zu McLaren wechselt?"
Grosjean: "Ja, das hat mich etwas überrascht. Auch, dass Lewis (Hamilton; Anm. d. Red.) zu Mercedes geht. Von den Gerüchten hatte ich natürlich erfahren, aber so richtig geglaubt hatte ich das nicht. Du weißt aber nie. Von außen ist so etwas immer schwierig zu beurteilen. Vor allem nicht, wenn man die Dinge nicht allzu intensiv verfolgt."

Frage: "Weshalb hat dich all dies überrascht? Hältst du es für seltsam, dass Lewis Hamilton McLaren verlässt, um zu Mercedes zu gehen?"
Grosjean: "Das würde ich nicht sagen. Er war halt lange Zeit bei McLaren. Nach dem zu urteilen, was ich darüber gelesen habe, waren sie auf etwas Neues aus. Es ist eine neue Chance. Mercedes und McLaren werden bald mit verändertem Fahreraufgebot antreten."

Frage: "Wahrscheinlich hätten an Lewis Hamiltons Stelle nicht viele so gehandelt ..."
Grosjean: "Ich weiß nicht. Ich habe nicht genug Informationen, um das einzuschätzen."

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