• 20.06.2014 20:39

  • von Norman Fischer & Dominik Sharaf

Gras, Wind und Abhang: Die Tücken der letzten Kurven

Nicht nur Sebastian Vettel wurde von der Zielkurve ausgebremst, auch andere Tücken verstecken sich kurz vor der Ziellinie

(Motorsport-Total.com) - Der Red-Bull-Ring ist noch ein Kurs vom alten Schlage - kein flaches Ödland wie Bahrain & Co. sondern eine echte Berg- und Talbahn in der Steiermark. Mit den Kurven eins und zwei standen vor der Rückkehr besonders zwei Kurven im Zentrum der Aufmerksamkeit, doch am heutigen Freitag waren vor allem die letzten beiden Kurven im Blickpunkt - Kurve acht und Kurve neun.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Die letzte Kurve wurde nicht nur Sebastian Vettel zum Verhängnis Zoom

Nicht nur Sebastian Vettel machte dabei mit dem Gras abseits der Zielkurve Bekanntschaft. Viele Piloten schienen mit dem schnellen Zielknick ihre Probleme zu haben. "Sie ist nicht so einfach", analysiert der Heppenheimer nach seinem Fehler und der folgenden 720-Grad-Drehung. "Man kommt ziemlich schnell durch die vorletzte Kurve, und um sie richtig zu erwischen, will man natürlich so viel Speed wie möglich mitnehmen."

Zudem sorge die abschüssige Bauart der Kurve dafür, dass man leichter nach außen getrieben wird. "Und am Morgen wurde ich ein wenig vom Gras auf dem falschen Fuß erwischt, weil es noch feucht war", so der Deutsche. Doch Vettel war nicht das einzige Opfer. Mehrere Fahrer schienen an dieser Stelle Probleme zu haben. Doch laut Pastor Maldonado liegt das nicht unbedingt an der Kurve selbst.

Ist es doch der Wind?

"Das Problem ist der Wind dort. Das hat nichts mit der Kurve zu tun, sondern es liegt am Wind, der dort ziemlich stark ist", erklärt der Venezolaner. "Es ist einfach, dort die Kontrolle über das Auto zu verlieren. Um ehrlich zu sein, hatte ich in der letzten Kurve nie ein Problem, aber vielleicht spielen auch die Temperaturen und der Grip der Strecke eine Rolle." Laut dem Lotus-Piloten sei auch der Randstein an dieser Stelle nicht sauber genug, um die heraustreibenden Autos auf Kurs zu halten. "Wenn man ihn ziemlich hart nimmt, dann schiebt er dich von der Strecke."

Doch das richtige Durchfahren der letzten Kurve beginnt schon eine Kurve zuvor. Wenn man den schnellen Linksknick vor der Boxeneinfahrt nicht richtig erwischt, dann erwischt man auch die letzte Kurve nicht gut. Doch auch Kurve acht hat es mächtig in sich: "Der Eingang ist gut, aber in der Mitte der Kurve verliert man plötzlich Grip", beschreibt Lotus-Kollege Romain Grosjean. "Es geht bergab, und dann ist es ein wenig knifflig."


Fotostrecke: Fahrer über Spielberg: Kein Schnick-Schnack

Dabei könne man sich an dieser Stelle durchaus etwas weiter raustragen lassen: "Es scheint schneller zu sein, wenn man mit allen vier Rädern die Strecke verlässt", ergänzt McLarens Jenson Button dazu, warnt aber: "Das ist ein wenig gefährlicher, weil einem der Asphalt ausgeht und man auf die Strecke zurück muss, bevor das Gras kommt." Sein Urteil: "Da sollte man noch einmal draufschauen."

Gefahr am Boxeneingang

Doch laut dem Briten müsse man sich nicht nur den Ausgang von Kurve acht anschauen, sondern gleich den gesamten Knick. Denn in jenem liegt auch der Eingang zur Boxeneinfahrt, der heute für viel Wirbel sorgte. Obwohl die Strecke erst nach der Kurve in die Box einbiegt, müssen sich Fahrer schon vor der Kurve innen einsortieren, wenn sie in die Boxengasse abbiegen wollen - doch das ist nicht immer problemfrei gewesen heute.

Nico Hülkenberg (Force India), Kevin Magnussen (McLaren) oder Kamui Kobayashi (Caterham) standen unter Beobachtung der Rennleitung, weil sie die weiße Linie beim Boxeneingang überfahren haben - allerdings ohne Konsequenzen. "Man kommt da über den Hügel und sieht die weiße Linie erst gar nicht. Es ist ein etwas ungewöhnlicher Eingang in die Boxengasse", meint Hülkenberg dazu.

Nico Rosberg

Nach der Kuppe geht es rechts runter in Richtung Boxeneinfahrt Zoom

"Eigentlich muss man die Kurve komplett falsch anfahren. Ich glaube, da hatten heute einige Probleme. Aber ich glaube nicht, dass da noch etwas nachkommt", sagte der Emmericher zu seiner Untersuchung und sollte Recht behalten. Dennoch könne dies nicht der Weisheit letzter Schluss sein, meint Button: "Ich bin um jemanden herumgefahren, der in die Box wollte, aber bin geradeausgefahren, weil ich auf dem Abrieb war. Das sollte man sich anschauen."

Scheinbar ist die FIA den Worten des Briten schon gefolgt. Die Linie am Boxeneingang ist bereits modifiziert worden. Sie wurde nun zwei Meter weiter nach links verlegt und geht dann in der Kurve wieder in die bisherige Linie über.