Göschel: "Es fehlt nur noch der letzte Beschluss"

Trotz einiger positiver Signale verfolgen die Hersteller die Planung einer eigenen Serie immer intensiver - Spaltung schon unabwendbar?

(Motorsport-Total.com) - Gerade heute, also am Tag des Verkaufs der Formel 1 an die Investmentgruppe 'CVC', rasseln auch die zur 'GPMA' zusammengeschlossenen Automobilhersteller wieder lauter denn je mit ihren Säbeln. So glaubt Burkhard Göschel, gleichzeitig Vorstandsmitglied von BMW und Vorsitzender der 'GPMA', dass eine Spaltung eigentlich nicht mehr vermeidbar ist.

Titel-Bild zur News: Burkhard Göschel

Burkhard Göschel hat Zweifel daran, dass sich eine Spaltung noch abwenden lässt

"Wir als Hersteller haben beschlossen, wenn die Reform der Formel 1 nicht möglich ist, diese Route zu gehen. Es fehlt nur noch der letzte Beschluss, die Vorbereitungen sind schon weit fortgeschritten", erklärte er in einem Interview mit der 'Financial Times Deutschland'. Sobald die Unterschriften der Teams einmal da seien, könnte es für eine Einigung mit dem anderen Lager schon zu spät sein: "Dann gibt es kein Zurück mehr", meinte Göschel.#w1#

Mosley angeblich nicht zu weiteren Gesprächen bereit

"Nach den jüngsten Gesprächen mit dem FIA-Präsidenten Max Mosley sind die Zweifel größer als die Hoffnungen", fuhr der Deutsche fort. "Wir haben unsere Interessen dargelegt und zunächst eine Antwort bekommen, die den Schluss zuließ, dass er nicht mehr mit uns reden will. Das war ein weiterer Stoß in Richtung eigener Serie." Aber: "In den letzten Tagen hat es seitens der FIA einige positive Signale gegeben, die zurzeit von den Herstellern und Teams analysiert werden."

Unter "positive Signale" versteht Göschel vermutlich jene Vorschläge der FIA, die die Formel 1 technologisch auch für die Automobilhersteller wieder interessant gestalten könnten - zum Beispiel ein System zur Energierückgewinnung aus der Bremsabwärme oder langfristig sogar die Einführung von Hybridmotoren. Was jedoch die kommerziellen Regelungen angeht, die eher Bernie Ecclestone als die FIA betreffen, sei man noch weit von einer Einigung entfernt.

"Ich schätze Bernie Ecclestone sehr. Er hat Großes geleistet. Aber er hat bisher alles allein entschieden", erklärte Göschel, der sich ein transparenteres Management wünscht. "Dieses Geschäft kann man heute ganz bestimmt nicht mehr so aus der Hosentasche regieren. In jeder Aktiengesellschaft sind Führungspositionen zeitlich limitiert, damit Änderungen stattfinden. Weil die Firmen sonst nicht überleben. Und das ist in der Formel 1 kein Jota anders."

Ob der Einstieg von 'CVC' etwas Positives bewirken kann?

Zum Zeitpunkt des Interviews dürfte Göschel freilich noch nichts vom spektakulären 'CVC'-Einstieg in die Formel 1 gewusst haben, denn die Investmentgruppe ist nach ihrem Ankauf von 'SLEC'-Anteilen quasi die neue mächtigste Kraft in der Königsklasse des Motorsports. Ob dies etwas an der Verhärtung der Fronten ändern kann, ist momentan noch nicht abzusehen, prinzipiell sollte es sich aber um eine positive Entwicklung handeln.

Übrigens: Zwar ist die 'GPMA' bei der Planung einer Konkurrenzrennserie sehr darauf bedacht, alle Teams gleich zu behandeln, dennoch möchte man auch Ferrari - trotz des bereits unterschriebenen Concorde Agreements - unter Vertrag nehmen: "Wenn der Kuchen größer wird, könnte auch ohne Sonderbehandlung Platz da sein für Ferrari. Wir sind schon daran interessiert, Ferrari mit an Bord zu holen. Wegen der Historie des Sports. Aber das ist kein absolutes Muss", sagte Göschel.