• 04.01.2010 15:17

  • von David Pergler

Glocks Kulturschock

Timo Glock erklärt den Unterschied zwischen Toyota und dem neuen Virgin-Team und bietet seinem wettfreudigen Boss ein weiteres Abkommen an

(Motorsport-Total.com) - Ein kleiner Kulturschock ist es schon, den Timo Glock zu verdauen hat: Als ehemaliger Fahrer des wohl materiell potentesten Teams der Formel 1 wechselt Glock zu einem Rennstall, der seinen dünnen Geldbeutel nicht gerade verhehlt. Zwischen den üppigen Werkshallen von Köln mit hunderten Angestellten und seiner neuen kleinen Zentrale in Donington besteht ein Unterschied wie Tag und Nacht, das muss auch der Odenwälder zugeben.

Titel-Bild zur News: Lucas di Grassi, Timo Glock

Timo Glock mag den frischen Rock'n'Roll-Charme von Virgin Racing

Was davon ist besser? "Das ist eine Medaille mit zwei Seiten", philosophiert Glock gegenüber 'formula1.com'. "Natürlich ist es so, dass wenn man für Toyota fährt und dieses beeindruckende Werk nahe Köln besucht und dann zu einem kleinen britischen Team mit wesentlich kleineren Einrichtungen wechselt, ist das wie auf einen anderen Planeten."#w1#

"Andererseits ist es auch ein gesunder Schritt zu den Wurzeln. Das ist sehr positiv. Auch von der Unternehmenskultur her ist es ganz anders. Ich glaube, dass ich jetzt wesentlich mehr Freiheit habe, alles scheint wesentlich unkomplizierter zu sein. Insofern haben sich die Dinge zum Besseren gewendet." Und fügt mit seinem bekannten trockenem Humor hinzu: "Ich denke, es ist jetzt einfacher für mich, mir alle Namen zu merken."

Glock fühlt sich als Teamleader

Richard Branson

Keine Gnade für Richard Branson: Glocks Diener oder Fernandes' Stewardess Zoom

Der Rückzug von Toyota hat Glock nicht geschockt, er selbst spürte schon einige Zeit, dass ihm das Werksteam wohl nicht die Zukunft bieten könne, die er sich vorstellt. Dass mit dem Abgang der Japaner der Vorhang für seine eigene Karriere fällt, hat Glock "nicht eine Sekunde" geglaubt. Im Gegenteil, Glock sieht sich fit für höhere Aufgaben.

Der 27-Jährige fühlt sich bereit, ein Team anzuführen: "Jawohl, das bin ich. Tatsächlich war das sogar einer der Gründe, warum ich zu Virgin gegangen bin. Mir wurde die Position der Nummer eins versprochen und dass das Team um mich herum aufgebaut werden wird."

Die inzwischen legendäre Wette zwischen Virgin-Boss Richard Branson und Lotus-Chef Tony Fernandes würde Glock gerne um ein zusätzliches Element erweitern: "Es wäre sehr cool, Richard als Stewardess verkleidet zu sehen. Wir werden natürlich alles tun, um das zu verhindern. Sollte ich ihn aber davor bewahren können, würde ich es schätzen, wenn er mich auf einem gemeinsamen Flug bedient, sobald wir unser Ziel erreicht haben, das beste Neueinsteigerteam zu sein.

Lustiger Nebeneffekt: Die Schlinge um Branson wird damit immer enger, die Wahrscheinlichkeit, dass der Virgin-Boss am Saisonende einen der Wetteinsätze wird einlösen muss, steigt damit erheblich.