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Glock rätselt immer noch über das Qualifying
Nach der Formel-1-Sommerpause will Timo Glock in Valencia als Erstes sein Problem in der Qualifikation in den Griff bekommen
(Motorsport-Total.com) - Timo Glock verbrachte die Formel-1-Sommerpause weitgehend im Kreise der Familie. Nach vier Wochen Rennpause will der Toyota-Pilot nun in Valencia mit aller Macht sein größtes Problem angehen: Die Qualifikation, denn der Rennspeed ist ohne jeden Zweifel da.

© xpb.cc
Timo Glock hat in Valencia vor allem die Qualifikation genau im Visier
Frage: "Timo, war Ungarn eine Art Wende für dich? Glaubst du, dass es nun so weitergeht?"
Glock: "Ich hoffe es. Der Schlüssel für die Punkte liegt im Qualifying. Da müssen wir - auch ich - daran arbeiten und schneller werden. Aber der Trend ist schon der, dass wir in der Qualifikation ein wenig im Hintertreffen sind und im Rennen plötzlich einen unheimlichen Speed entwickeln."#w1#
"Ich bin in Budapest als 13. gestartet und als Sechster ins Ziel gekommen. Ich sah, dass ich deutlich schneller war, als die vor mir liegenden Autos. Teilweise sogar deutlich schneller als ein Kimi Räikkönen, obwohl man dabei immer die Spritmengen betrachten muss."
"Wir haben schnelle Rennrunden gedreht und ich bin 30 Sekunden vor meinem Teamkollegen ins Ziel gekommen. Das zeigt, dass ich im Rennen einfach mehr herausholen kann. Die Frage ist, warum wir das im Qualifying nicht hinbekommen. Ziel muss es also sein, im Rennen von dort zu starten, wo wir in Ungarn aufgehört haben. Also unter den Top 8."
"Oft ist die Situation so, dass wir am Samstagmorgen in der Lage sind, die Zeit in dieser einen Runde zu fahren. In der Qualifikation zwei Stunden später dann plötzlich nicht mehr. Das ist Jarno auch schon passiert. Es ist auch keine Frage des Abtankens. Aber hier hoffe ich, dass uns die heißen Temperaturen helfen."
Weiterentwicklung weniger das Problem
Frage: "Bist du eigentlich auf jedem Reifentyp gleichstark oder gibt es da noch gewissen Phasen. Zum Beispiel wirst du oft mit zunehmender Renndauer immer stärker?"
Glock: "Vielleicht hilft es uns im Rennen ganz einfach, dass durch mehr Gummi auf dem Asphalt auch mehr Grip kommt. Aber es stimmt. Das Auto wird von Runde zu Runde schneller. Den Peak, denn ich im Rennen spüre, wenn ich mit frischen Reifen aus der Box fahre, den habe ich im Qualifying nicht. Das müssen wir analysieren."
Frage: "Werden jetzt die KERS-Autos langsam für euch zum Ärgernis? Weil die nun gut genug sind, um davon zu profitieren?"
Glock: "McLaren auf jeden Fall. Ferrari auch."
Frage: "Wie sieht es bei Toyota aus? Was gibt es Neues am Auto? Kommt euch die Hitze zugute?"
Glock: "Die Hitze sollte uns zugute kommen, das ist richtig. Wir haben ein paar kleine Neuerungen am Auto, aber nichts Riesiges. Es ist ein kleines Update. Bei einer Strecke mit mittlerem Abtrieb hatten wir in der Vergangenheit immer ein starkes Paket."
Frage: "Wie wird dein Team die zweite Saisonhälfte angehen? Wünscht du dir dabei eine gesunde Portion Aggressivität im Bereich der Weiterentwicklungen?"
Glock: "Natürlich machen alle in dem Bereich viel Druck und bringen fast zu jedem Rennen neue Teile. Da müssen wir gegenhalten. Ich denke schon, dass wir in Sachen Entwicklung gut aufgestellt sind, aber unser Hauptproblem liegt in der Qualifikation und in der Frage, wie wir auf einer Runde das Maximum aus den Reifen herausholen können."
Toyota-Option für 2010
Frage: "Wie sieht deine vertragliche Situation aus? Allgemein erwartet man, dass du von Toyota für 2010 wieder verpflichtet wirst. Gibt es dabei Fortschritte?"
Glock: "Das hoffe ich. Bis jetzt habe ich seitens des Teams zumindest nichts Negatives gehört. Aber es gibt dabei keine Neuigkeiten zu berichten.
Frage: "Sprichst du überhaupt mit anderen Teams?"
Glock: "Nein. Im Moment nicht. Meine bevorzugte Option liegt ganz klar bei Toyota. Es gibt dabei auch keine Deadline. Normalerweise ist die Zeit der Vertragsverlängerungen immer Ende September, denn irgendwann müssen Entscheidungen und Verträge ja gemacht werden."
Frage: "Hat das Team für 2010 eine Option auf deine Dienste?"
Glock: "Ja."
Frage: "Es sind einige Neulinge dabei, die entweder noch nicht viel Erfahrung haben oder seit langer Zeit kein Rennen mehr bestritten haben. Ist das ein Anlass über die Testregelung nachzudenken?"
Glock: "Speziell für neue Fahrer ist es natürlich immer schön und ein bisschen einfacher, wenn du die Möglichkeit zum Testen hast. Aber die Entscheidungen sind so gefallen, wir können sie nicht beeinflussen. Klar ist, dass man sich als Fahrer immer wünscht, soviel wie möglich im Auto zu sitzen."
Frage: "Wäre es nicht im Sinne der Sicherheit, wenn man Einsteigern die Chance gibt, das Auto kennenzulernen und zwei oder drei Tage zu testen?"
Glock: "Was das Thema Sicherheit betrifft, wäre das der richtige Schritt. Aber die Regel ist im Moment so und jeder gute Fahrer stellt sich auch relativ schnell darauf ein. Romain Grosjean sitzt ja nicht zum ersten Mal in einem Formel-1-Auto. Luca Badoer hat auch einige Male getestet, obwohl ihm die Rennerfahrung fehlt. Aber ich glaube, die Kollegen wissen schon, was sie hinter dem Steuer machen."
Das Limit ist die große Kunst
Frage: "Romain Grosjean fährt an diesem Wochenende zum ersten Mal mit. Er kommt aus der GP2, die du gut kennst. Welche Aufgabe hat er deiner Meinung nach vor sich?"
Glock: "Es ist für jeden Fahrer schwer, ohne richtigen Test hierher zu kommen. Aber es ist gleichzeitig auch eine große Chance für ihn und er wird sie nutzen. Er war in der GP2 schnell. Vielleicht ist das erste Wochenende noch zum Eingewöhnen an die Formel 1 da, denn er kennt die genauen Abläufe noch nicht. Dazu wird er natürlich jede Menge Informationen bekommen."
"Er wird also ein wenig Zeit brauchen, aber wenn das Auto für ihn okay sein sollte, dann gibt es keinen Grund dafür, warum er nicht sofort schnell sein kann. Sicherlich ist es möglich, ein Formel-1-Auto ohne Fehler zu bewegen. Schwierig wird es dann, wenn du ans Limit musst. Das ist dann der nächste Schritt."
Frage: "2010 werden die Fans in der Qualifikation wieder den schnellsten Fahrer ohne Benzinmengen sehen. Wie seht ihr Fahrer diese Sache?"
Glock: "Das wird Spaß machen. Alle wollen am Samstag in der Qualifikation doch sehen, wer mit wenig Benzin der schnellste Fahrer im schnellsten Auto ist. Das wird interessant und eine gute Show für die Fans.
Frage: "Die Regeln für 2010 sind nun bekannt. Hat das für euch Fahrer eine Bedeutung? Nimmt das vielleicht eine gewisse Unsicherheit weg?"
Glock: "Speziell für die Teams ist es gut zu wissen, in welche Richtung sie nun entwickeln müssen. Aber als Fahrer fängt man erst am Ende des Jahres an, darüber nachzudenken, denn noch konzentrieren wir uns voll auf 2009."
Frage: "Ist das HANS-System eigentlich hilfreich oder schränkt es die Bewegungen zu sehr ein? Gibt es da deiner Meinung nach Verbesserungsbedarf?"
Glock: "Jeder Fahrer reagiert da anders. Ich persönlich brauche eine Körperanspannung, denn wenn ich den Nacken gar nicht halten muss, dann verliere ich die Körperspannung und dann geht in meinen Augen ein wenig das Gefühl zum Auto verloren. Ich brauche es schon, dass ich über die Anspannung im Körper das Auto auch spüre. Denn wenn du nur drinsitzt und dein Kopf von links nach rechts fliegt, dann hast du ja kein Gefühl und siehst ja nichts."
NASCAR ist spannend
Frage: "Was sagst du dazu, dass dein ehemaliges Team nun aus der Formel 1 ausgestiegen ist?"
Glock: "Es kam unerwartet und im Endeffekt auch ein bisschen schockierend, weil damit niemand gerechnet hat. Schade, aber mehr kann ich dazu im Moment nicht sagen."
Frage: "Nun ist Honda weg, BMW ist weg. Es wird kaum noch getestet, an allen Ecken wird gespart. Bewegt sich die Formel 1 wieder auf die 1990er Jahre zu? Wie macht sich das für den Fahrer bemerkbar?"
Glock: " Also in den vergangenen vier Wochen war es ungewohnt ruhig. Alle waren im Urlaub, man hatte relativ wenig Kontakt zu den Leuten, das war schon ein komisches Gefühl. Es ist schon eine Richtungsänderung in der Formel 1 und man muss schauen, wie das in der Zukunft weitergeht."
Frage: "Wird der Sport imagemäßig leiden? Bekommt er in Zukunft noch die Beachtung, die er vielleicht früher bekommen hat?"
Glock: "Das kann ich nicht sagen. Man sieht die Zuschauerzahlen, aber generell kann das schon ein Thema sein."
Frage: "Man spricht immer über die DNA der Formel 1. Also Dinge, die unbedingt in der Formel 1 bleiben müssen. Was macht die Formel 1 zur Formel 1?"
Glock: "Die Faszination, die Geschwindigkeit, die Technik, die in so einem Auto steckt. Natürlich muss in einem Rennen auch ein gewisser Kampf zu beobachten sein. Ein reines Hinterherfahren, bei dem Überholen nur durch Taktik möglich ist, ist weniger spektakulär."
"Wenn man zum Beispiel die NASCAR sieht, obwohl die nur im Kreis fahren, dann überholen sie sich ein paar Mal pro Runde. Das ist spannend, da kommt noch ein bisschen mehr der Kampf rüber, der in so einem Auto eigentlich wirklich abläuft."
"Im Moment sieht es so aus, als würden alle ein Slotcar fahren und jeder hat einen Joystick in der Hand, der die Autos rundherum fahren lässt. In meinen Augen kommt im Fernsehen kein wirklicher Kampf an."
Die Suche nach der richtigen Mischung
Frage: "Was würdest du ändern?"
Glock: "Es ist soviel geändert worden. Aber im Endeffekt wird durch die rasend schnelle Entwicklung ein Überholen immer wieder unmöglich. Es ist schwierig. Ich weiß nicht, was man ändern müsste. Man müsste viele Dinge einfrieren, damit die Entwicklung nicht mehr so extrem ist."
"Was aber wiederum die Hersteller abschreckt, weil man dann natürlich nicht mehr das zeigen kann, was man auf der technischen Seite gerne zeigen will. Deswegen ist es in der Formel 1 unheimlich schwer, da eine richtige Mischung zu finden."
Frage: "Ist es nicht ein Armutszeugnis für den Sport, dass man ein Comeback eines mehrfachen Ex-Weltmeisters benötigt, um noch einmal mehr Zuschauer an die Strecke zu locken. Es fahren drei Weltmeister und jede Menge Sieger. Eigentlich sollte Eigentlich sollte der Sport das von sich aus können..."
Glock: "Natürlich. Normalerweise müsste der Sport die Leute an die Rennstrecke ziehen. Das passiert im Moment nicht mehr in dem Maße, aber die Frage nach dem wieso, weshalb, warum kann ich nicht beantworten."
Frage: "Wurmt dich das irgendwie, dass ein Schumacher-Comeback mehr Aufmerksamkeit bekommt, als zum Beispiel deine Leistungen bei Toyota?"
Glock: "Nein. Michael ist siebenfacher Weltmeister. Wenn so jemand zurückkommt, dann löst er damit automatisch einen Boom aus. Deswegen beeinträchtigt mich das nicht."

