• 09.03.2010 13:15

  • von Stefan Ziegler

Glock: Pionierarbeit ist kein Zuckerschlecken

Virgin-Pilot Timo Glock über die ersten Erfahrungen mit dem VR-01, der komplett am Computer entworfen wurde: "Das ist wahrscheinlich die Zukunft"

(Motorsport-Total.com) - Der Virgin VR-01 ist etwas Besonderes. Der Rennwagen des britischen Rennstalls ist das erste Formel-1-Fahrzeug, das bei seiner Entwicklung keine Minute im Windkanal verbracht hat. Technikchef Nick Wirth setzte beim Design des Boliden einzig und alleine auf die Simulation am Computer und schuf damit ein Auto, das anders ist als alle anderen. Timo Glock ist fasziniert von diesem Ansatz.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock im neuen VR-01: Die ersten Testmeter waren durchaus abenteuerlich

"Es ist großartig zu sehen, dass es möglich ist, ein Fahrzeug auf die Strecke zu bringen, das vollkommen am Computer kreiert wurde", sagt der 27-Jährige gegenüber 'Auto Bild motorsport' (Jetzt abonnieren!). "Das ist wahrscheinlich die Zukunft in der Entwicklung von Formel-1-Autos. Die Arbeit im Windkanal ist der klassische Weg, aber manche Tätigkeiten wurden schon immer mit CFD ausgeführt", so Glock.#w1#

CFD steht im Rennbetrieb auf dem Prüfstand

Virgin hat diesen Technikansatz auf die Spitze getrieben und komplett auf den Windkanal verzichtet. Doch auch dieser Weg ist beschwerlich, wie Glock bestätigt: "Wenn du ein Pionier bist, musst du von Zeit zu Zeit Rückschläge einstecken. Wir hatten einige Probleme in Jerez, doch in Barcelona sah es vielversprechend aus, wenngleich wir momentan fünf Sekunden hinter der Spitze liegen."

Positiv zu vermerken ist laut Glock allerdings, dass der Wagen sämtlichen Ansprüchen gerecht wird: "Von Anfang an haben die Zahlen mit den Daten von der Rennstrecke übereingestimmt. Wir hatten ein kleines Update in Barcelona und die Zahlen waren genauso, wie es das CFD prophezeit hat", fasst der Rennfahrer zusammen. Eine genauere Einschätzung erhofft sich Glock beim Grand Prix.

"Von Anfang an haben die Zahlen mit den Daten von der Rennstrecke übereingestimmt." Timo Glock

In Bahrain, so der 27-Jährige weiter, könne man den Virgin-Ansatz erst so richtig auf die Probe stellen. "Ich denke, dann werden wir sehen, wie gut das CFD wirklich ist", meint Glock. Der Deutsche ist jedenfalls auf Schwierigkeiten gefasst: "Während der ersten Rennen werden wir einige Probleme haben - aber so geht es jedem neuen Team, nicht nur uns", hält der Formel-1-Routinier fest.


Fotos: Virgin, Testfahrten in Barcelona


Die ersten Meter sind ein Abenteuer

Erste Aha-Erlebnisse hat Virgin bereits hinter sich. Vor allem die ersten Meter im neuen VR-01 waren für Glock an Aufregung kaum zu überbieten: "Als ich das erste Mal aus der Boxengasse fuhr, war das ein komisches Gefühl. Du denkst, das Auto wurde bisher eigentlich noch nie dem Fahrtwind ausgesetzt und du fragst dich, ob alle Bauteile so funktionieren, wie sie es tun sollten", sagt Glock.

"Nach der ersten Runde waren alle diese Gedanken vergessen. Es fühlte sich an wie normales Formel-1-Auto. Das ist großartig", findet der frühere Toyota-Fahrer, der im Rahmen der Testfahrten kurzzeitig mulmige Gefühle bekam: Im spanischen Jerez büßte der neue Virgin-Rennwagen während der Probefahrt plötzlich den Frontflügel ein, doch sämtliche Sorgen waren letztendlich unbegründet.

"Als ich das erste Mal aus der Boxengasse fuhr, war das ein komisches Gefühl." Timo Glock

Glock gesteht: "Das war ein kurzer Schock, doch wir analysierten das Problem und fanden schnell die Antwort. Und das hatte nichts mit der Tatsache zu tun, dass das Auto im CFD entwickelt wurde. Aber glauben sie mir: Als es passierte war die Überraschung groß", meint Glock im Hinblick auf den kuriosen Zwischenfall in Jerez. "Ich hatte schließlich keinen Abweiser oder ähnliches berührt."