• 22.10.2008 13:28

  • von Stefan Ziegler

Glock: "Manchmal hat das Glück gefehlt"

Timo Glock im Teaminterview über das schwierige Rennen in China und seine persönliche Saisonbilanz - Vorfreude auf 2009 und weitere gute Ergebnisse

(Motorsport-Total.com) - Während Teamkollege Jarno Trulli schon in Kurve eins abgeräumt wurde, kam Timo Glock in China ohne Berührung durch die erste Ecke und konnte von Platz zwölf aus weit nach vorne fahren. Unterm Strich reichte es für den ehemaligen GP2-Titelträger in Shanghai zu Platz sieben, wodurch Glock seinem Punktekonto weitere zwei Zähler gutschreiben konnte. Im Teaminterview ging der Toyota-Fahrer ausführlich auf das Rennen in Shanghai ein und zog abschließend ein persönliches Saisonfazit.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock beendete den chinesischen Grand Prix auf dem siebten Rang

Frage: "Timo, was ist deine Reaktion auf den siebten Platz und weitere zwei Punkte in Shanghai?"
Timo Glock: "Es war ein befriedigendes Ergebnis, weil wir bis zum Rennen ein schwieriges Wochenende hatten. Wir hatten viel Arbeit damit, das Setup zu verbessern. Mit dem Qualifying war ich nicht glücklich, ich habe im Rennen aber wirklich hart gekämpft und wir hatten eine perfekte Strategie. Es ist nicht leicht, von Position zwölf aus in die Punkte zu fahren, so konkurrenzstark wie die Formel 1 im Moment ist, also bin ich zufrieden."#w1#

Schwieriges Rennen in Shanghai

Frage: "Mit welchen Herausforderungen hattest du dich vor dem Rennen auseinanderzusetzen?"
Glock: "Vom Freitag an hatte das Auto eigentlich keine gute Balance und es gelang mir einfach nicht, das in Griff zu bekommen. Bei den vorherigen Rennen in Fuji und Singapur hatten wir konstant vom Freitag an eine brauchbare Pace. In China war das nicht der Fall. Es war etwas eigenartig, weil uns die Strecke eigentlich hätte liegen müssen. Insbesondere habe ich festgestellt, dass ich nicht das Beste aus den weichen Reifen holen konnte, was auch meinen Platz im Qualifying erklärt."

Frage: "Hattest du einen guten Start?"
Glock: "Er war nicht schlecht, aber Rubens Barrichello, der hinter mir startete, kam im Durcheinander der ersten Kurve an mir vorbei. Jarno wurde von Sébastien Bourdais aus dem Rennen geworfen, was bedeutet, dass ich mich dort um zwei Positionen verbessert habe, aber das möchte man nicht auf Kosten seines Teamkollegen erreichen."

Frage: "Hast du gleich zu einem guten Rhythmus gefunden?"
Glock: "Das war eigentlich ziemlich schwierig, weil wir schwer betankt mit einer Einstopp-Strategie fuhren. Ich bin bis zum Boxenstopp länger als alle anderen gefahren, 32 Runden. Das Auto war also zu Anfang sehr schwer und ich hatte einige Schwierigkeiten, die Reifen auf Temperatur zu bringen. In der zweiten Runde hatte ich keine Möglichkeit, Mark Webber hinter mir zu halten, er hatte schließlich für 20 Runden weniger Sprit im Tank!"

"Gegen Ende des ersten Stints hatte ich zwar ein leichtes Auto, konnte das aber nicht ausnutzen, weil ich hinter Nick Heidfeld feststeckte. Am Ziel lag ich nur acht Sekunden hinter Robert Kubica und ich glaube, dass es sonst möglich gewesen wäre, ihm den sechsten Platz abzunehmen."

Frage: "War die Einstopp-Strategie die richtige Entscheidung?"
Glock: "Unser Ziel ist immer gewesen, Punkte zu holen. Ich wusste aber, dass das von Position 12 aus schwierig sein würde, deswegen war die Einstopp-Strategie definitiv richtig für uns. Es ist klar, dass es mit einer so großen Benzinlast auf jedem Stint zu Anfang schwierig ist, ich bin aber einige konkurrenzstarke Rundenzeiten gefahren."

"Mit der leichteren Benzinlast gegen Ende des Rennens konnte ich dann meine wirkliche Pace zeigen. In der Rundenzeit-Rangliste lag ich an sechster Stelle, was zeigt, dass wir den Speed hatten. Und wenn man von Platz 12 startet und dann Siebter wird, dann muss die Strategie wohl gestimmt haben."

Positives Saisonfazit

Frage: "Hat dir der Marathon-Trip in den Fernen Osten Spaß gemacht?"
Glock: "Es war interessant. Ich glaube, Shanghai war ein tolles Ereignis, wirklich gut für die Formel 1, und es ist immer interessant, andere Kulturen wie in Singapur, Japan und China zu sehen. Ich bin aber viereinhalb Wochen unterwegs gewesen und freue ich mich jetzt darauf, wieder die eigene Haustür zu sehen, ganz zu schweigen davon, wieder Europäisch zu essen und in meinen Lexus zu steigen!"

Frage: "Wie würdest du jetzt deine Saison beurteilen, wo nur noch ein Rennen fehlt?"
Glock: "Ich habe sie sehr genossen. Ich hatte einige Höhen und Tiefen, und manchmal hat auch das Glück gefehlt. Positiv ist, dass ich im Laufe der Saison gute Fortschritte gemacht habe, und insgesamt bin ich zufrieden. Ich liege zwei Zähler über den 20 Punkten, das ich mir für die Saison als Ziel gesteckt hatte, und das ist sehr positiv."

"Meine Ambition ist aber, an der Spitze zu fahren, dadurch stehe ich innerlich immer unter Druck. Das ganze Team hat mich aber sehr gut unterstützt, das Rennteam, das Testteam und alle daheim im Werk. Das Team ist immer professionell und hat alles getan, um mir zu helfen. Es ist gut zu wissen, dass sie hinter mir stehen, und ich freue mich auf eine noch bessere Saison 2009."