• 11.02.2008 14:12

Glock: "Ich will meine Chance nutzen"

Toyota-Pilot Timo Glock über seine Rückkehr in die Formel 1, den Vergleich mit Lewis Hamilton und über die Entwicklung des neuen TF108

(Motorsport-Total.com) - Trotz der Erfahrung aus immerhin vier Grand-Prix-Rennen im Jahr 2004 gilt Timo Glock in der Formel 1 als Neuling. Der Schumacher-Nachfolger beim Toyota-Team sprach im Interview über den aktuellen Stand der Saisonvorbereitung und über seine Ziele in der Formel 1.

Titel-Bild zur News: Toyota

Timo Glock fühlt sich am Anfang eines langen Weges mit Toyota

Frage: "Timo, von John Howett war zu hören, dass er dich mit Lewis Hamilton verglichen hat. Lewis sei mit einem großem Hype als GP2-Meister in die Formel 1 gekommen und du seiest ja in einer ähnlichen Situation. Wie stehst du dazu?"
Timo Glock: "Ich meine, ich bin 2006 einige Rennen gegen Lewis gefahren und am Ende hatten wir ein paar echt gute Kämpfe. Manchmal hat er gewonnen und manchmal ich. Das war auf einem richtig guten Level und er hat dann im vergangenen Jahr eine verdammt gute Saison hingelegt. Ich glaube, das ist schwer zu wiederholen."#w1#

Testfahrten waren "nicht so schlecht"

Frage: "Hattest du erfolgreiche Testfahrten in den vergangenen Wochen?"
Glock: "Es war nicht allzu schlecht. Wir hatten ein paar gute Fortschritte mit dem Auto, aber wir stehen noch nicht da, wo wir hinwollen. Wir haben ja noch ein paar Tests, um den Wagen weiterzuentwickeln, bevor wir nach Australien kommen."

"Wir haben ein komplett neues Konzept, vor allem was die Aerodynamik anbelangt." Timo Glock

Frage: "Das neue Auto ist ja völlig anders als das vorherige. Ihr habt fast alle Entwicklungen der vergangenen zwei Jahre über Bord geworfen. Kann es sein, dass wir die Auswirkungen dann erst später im Jahr merken, wenn das Auto weiterentwickelt wurde?"
Glock: "Ja, das stimmt wahrscheinlich. Wir haben ein komplett neues Konzept, vor allem was die Aerodynamik anbelangt. In der Formel 1 verstehst du so etwas nicht von einem Tag auf den anderen, die Dinge sind viel zu komplex. Das Einzige, was wir im Moment tun können, ist so hart wie möglich zu arbeiten, um das Auto so schnell wie möglich zu verstehen und so konkurrenzfähig wie möglich in Australien anzukommen. Meine Hoffnung ist, dass wir übers Jahr gesehen noch sehr viel aus dem Auto herausholen können."

Frage: "Es ist wirklich selten, dass ein junger Fahrer in der Formel 1 eine zweite Chance bekommt. Schätzt du dich glücklich, dass du es noch einmal probieren darfst?"
Glock: "Es gibt nicht so viele Leute, die noch einmal in die Formel 1 zurückkehren. Deswegen bin ich glücklich. Wir haben in den vergangenen Jahren hart dafür gearbeitet, am Ende noch einmal in die Formel 1 zu kommen. Ich bin wirklich happy damit und werde alles geben, um meine zweite Chance zu nutzen."

Frage: "Hast du dir einen Fahrplan zurechtgelegt, also wann du erstmals auf das Podium willst oder sogar einen Zeitpunkt für den ersten Sieg ins Auge gefasst?"
Glock: "Nein. Das ist in der Formel 1 so schwierig, weil es gibt im nächsten Jahr Regeländerungen und danach ändern sich die Regeln noch mal komplett, also ist es schwierig, einen Zeitpunkt zu nennen, wann ich erstmals auf das Podium fahren kann."

"Ich habe erstmal nur das Ziel, so schnell wie möglich in die Punkte fahren zu können, danach möchte ich regelmäßig unter die Top 5. Aber das ist harte Arbeit und wenn man andere Teams beobachtet, dann haben die damit auch so ihre Schwierigkeiten."

"Ich meine, nimm mal Renault. Die sind zweimal Weltmeister gewesen und ein Jahr später sind sie nicht mehr so erfolgreich. Das zeigt, wie komplex die Formel 1 ist. Das macht es so schwierig, einen Fahrplan für das erste Podium festzulegen."

Glock ist ein Fan von Nachtrennen

Frage: "Bernie Ecclestone möchte mehr Nachtrennen in der Formel 1. Wie ist deine Haltung dazu. Freust du dich darauf oder möchtest du vielleicht sogar auch mehr Nachtrennen?"
Glock: "Ja, ich bin in den USA Nachtrennen gefahren und das war echt eine Menge Spaß. Das ist richtig gute Unterhaltung für die Fans, eine gute Show, aber wir müssen in diesem Jahr erst einmal schauen, wie es läuft. Ich glaube, wenn es eine gute Show ist, dann können wir ruhig mehr Nachtrennen fahren. Warum nicht?"

"Das Problem ist, dass auch die anderen Teams wieder einen Schritt gemacht haben." Timo Glock

Frage: "Lass uns über den neuen Toyota sprechen. Das Jahr 2007 war für das Team enttäuschend. Glaubst du, dass das Jahr 2008 einen großen Fortschritt bringen wird?"
Glock: "Das kommt drauf an. Die anderen Teams haben immer Fortschritte gemacht. Wenn wir unser neues Auto mit dem alten vergleichen, haben wir sicher einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Das Problem ist aber, dass auch die anderen Teams wieder einen Schritt gemacht haben."

"Im Moment wirkt es so, als wären wir nicht vorangekommen, weil unser Zeitabstand zu den Spitzenteams gleich geblieben ist. Aber am Ende werden wir ein klares Bild haben, abhängig davon, wie viel wir unser Auto weiterentwickeln konnten und ob wir den Spitzenteams näher gekommen sind."

Frage: "Wie wohl fühlst du dich mit dem neuen Auto. Kommst du damit zurecht oder habt ihr da noch viel Arbeit vor euch?"
Glock: "Ich fühle mich schon ganz wohl, das ist das Gute an der Sache. Aber wir müssen das Auto einfach noch besser verstehen, müssen die Aerodynamik um das Auto herum besser verstehen. Das haben wir versucht zu lernen. Ich selbst hatte gar keine Probleme, als ich das erste Mal ins Auto sprang, fühlte ich mich von Anfang an wohl."

Frage: "Williams benutzt die gleichen Motoren wie ihr. Williams war schon im vergangenen Jahr richtig gut und auch die wollen einen Schritt nach vorne machen. Vergleicht ihr euch direkt mit ihnen oder meinst du, das ist irrelevant?"
Glock: "Du musst dich mit allen Teams vergleichen, aber Williams scheint tatsächlich wieder schnell zu sein, und die haben eine Menge Erfahrung aus vielen Jahren. Das Team hat eine Menge Titel gewonnen, aber am Ende musst du dich mit allen Formel-1-Teams vergleichen und nicht nur mit einem."

Frage: "Ich wollte gerade noch einmal auf deine Erfahrung zurückkommen. Glaubst du, die wird dir helfen? Du hast immerhin schon vier Rennen gefahren. Wird dir das etwas nutzen, wenn du in deine erste volle Saison gehst?"
Glock: "Es ist sicher kein Nachteil, ein wenig Erfahrung zu haben. Aber seit 2004 hat sich einiges geändert und ich sehe keinen so großen Vorteil. Aber ich weiß zumindest, wie ein Formel-1-Wochenende abläuft und wie hart so ein Jahr ist. Ich habe mir das alles schon zurechtgelegt und ich weiß, was zu tun ist."

Hartes Fitnesstraining

Frage: "Warst du trotzdem - auch wenn du wusstest, dass es hart wird - überrascht, wie viel Arbeit zu erledigen ist, bevor es überhaupt richtig losgeht?"
Glock: "Ich würde mal sagen, dass ich schon genau wusste, wie viel harte Arbeit zu erledigen ist, bevor es richtig losgeht. Deswegen habe ich schon im vergangenen Jahr ganz früh mit einem Fitnessprogramm begonnen, damit ich körperlich so fit wie möglich zum ersten Mal ins Auto steigen konnte."

"Man muss das ganze Jahr über immer wieder harte Tests erledigen." Timo Glock

"Das war gut für mich, weil man muss das ganze Jahr über immer wieder harte Tests erledigen. Aber die meiste Testarbeit liegt ja jetzt vor dem Saisonstart an und das ist echt hart. Aber ich selbst habe damit keine Probleme."

Frage: "Dein erstes Rennen wird in Melbourne sein. Was kannst du uns über die Strecke sagen und was erwartest du?"
Glock: "2004 bin ich dort das Freitagstraining gefahren, also kenne ich die Strecke schon. Das ist gut für mich. Ich werde einige Tage vor dem Rennen in Melbourne ankommen und freue mich echt darauf, denn das ist wirklich einer der schönsten Orte im Kalender. Ich mag den Albert Park, ich mag die Stadt und ich freue mich echt. Ich komme mit einem Freund zusammen dorthin und ich hoffe, dass wir ein wenig Zeit haben werden, um Spaß zu haben und um zu relaxen."

Frage: "Es gibt zurzeit einige Diskussionen darüber, ob das Rennen von Melbourne irgendwo anders hin verlegt werden sollte. Offensichtlich hättest du es gern weiterhin in Melbourne, oder wie siehst du das?"
Glock: "Das können wir Fahrer nicht entscheiden, wo wir fahren und wo nicht. Wenn es nach mir geht, sollte das Rennen in Melbourne bleiben, aber das entscheiden eben am Ende nicht die Fahrer, sondern die FIA."

Frage: "Hat dein Teamkollege Jarno Trulli irgendetwas über den neuen TF108 und den Vergleich zum Vorjahresauto gesagt?"
Glock: "Er hat das Gleiche gesagt wie ich. Er hat gesagt, dass wir sicher einen Schritt vorwärts getan haben, in die richtige Richtung gehen, aber wir uns eben auch noch verbessern müssen."

Frage: "Stimmt es, dass das Auto mechanisch stabiler ist, weil es einen längeren Radstand hat?"
Glock: "Ja, das stimmt. Das Auto ist vor allem beim Anbremsen stabiler und das könnte am verlängerten Radstand liegen. Aber ich glaube, wir haben uns überall verbessert."