• 08.05.2010 19:01

  • von Dieter Rencken

Glock: "Es bringt nichts, wenn ich jammere"

Die Änderungen am Virgin haben nicht das gebracht, was sich Timo Glock erhofft hatte - Anschluss zu Lotus zum Auftakt in Europa verloren

(Motorsport-Total.com) - Timo Glock hatte in Barcelona erstmals das neue Virgin-Chassis zur Verfügung, aber obwohl das Tankproblem endlich gelöst und kein unnötiger Ballast mehr mitgeschleppt werden muss, gelang dem neuen Team nicht der erhoffte Sprung nach vorne. Zumindest kam der Deutsche im heutigen Qualifying etwas besser zurecht als gestern, aber mehr als Platz 21 war trotzdem nicht drin. Seinen Teamkollegen Lucas di Grassi im alten Chassis besiegte er um gerade mal 0,081 Sekunden.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Nachdenklich: Timo Glock hinkt der Konkurrenz weiterhin hinterher

Frage: "Timo, wie ist es für dich gelaufen?"
Timo Glock: "Nicht so wie erwartet. Wir haben definitiv nicht das, was wir vom neuen Auto haben wollten, weil wir genauso schnell sind wie mit dem anderen Auto."#w1#

Frage: "Warum?"
Glock: "Der Unterboden und die Aeroupdates funktionieren nicht wie erwartet, schon das ganze Wochenende nicht. Speziell gestern war es eine Katastrophe, da waren wir ja sogar deutlich langsamer."

Tanksystem funktioniert endlich normal

Frage: "Wisst ihr wenigstens, woran das liegt?"
Glock: "Weiß ich nicht. Ich habe mit den Herren der Aerodynamik noch nicht gesprochen. Jedenfalls haben wir das Tanksystem aussortiert. Die Spritzufuhr für das Qualifying ist deutlich verbessert. Man kann jetzt mit wenig Sprit fahren und das ist positiv. Aber die Aeroupdates haben eben nicht so funktioniert, wie wir es wollten."

Frage: "Ist das darauf zurückzuführen, dass ihr keinen Windkanal verwendet?"
Glock: "Ich weiß es nicht. In meinen Augen ist es eher eine Frage der Qualität des Unterbodens, weil der von der Fertigung her nicht so war, wie er sein sollte. Aber das müssen wir analysieren und schauen, dass wir uns da verbessern."

Frage: "Die Möglichkeit, auf die alte Version zurückzubauen, gibt es nicht?"
Glock: "Nein, das geht nicht. Würden wir aber auch nicht in Betracht ziehen."


Fotos: Virgin, Großer Preis von Spanien


Frage: "Du warst heute mal bei den FIA-Rennkommissaren. Weswegen?"
Glock: "Da ging es um die gelben Flaggen im Freien Training, als Sutil ausgerollt ist. Ich habe zwei Runden langsam gemacht. Auf der dritten Seite des Teammonitors stand dann eigentlich, dass wieder grün ist, also bin ich da ganz normal durchgefahren, wie das alle anderen auch gemacht haben. Sechs andere waren auch dabei. Da gab es wohl ein Problem mit den FIA-Lampen. Wir wurden dann halt darauf hingewiesen, dass es keine Strafen gibt, aber die echten Flaggen zu beachten sind."

Frage: "Was war mit eurer Getriebeübersetzung?"
Glock: "Da sind wir noch am Diskutieren, denn eigentlich steht nirgends im Reglement, dass es dafür eine Strafe gibt, denn wir haben das Getriebe ja nicht gewechselt. Aber die Daten vom Getriebe, die man zwei Stunden nach dem Freien Training abgeben muss, kamen ein paar Minuten zu spät. Deswegen wurden wir fünf Plätze zurückversetzt. Wir haben mit denen diskutiert, ich habe aber noch kein Ergebnis gehört."

Noch kein Licht am Ende des Tunnels

Frage: "Siehst du nun langsam Licht am Ende des Tunnels oder ist es immer noch schwarz?"
Glock: "Es ist noch ein Stück dunkel, würde ich sagen! Wir haben jetzt das komplette Tanksystem unter Kontrolle. Das ist ein Fortschritt. Aber die aerodynamischen Änderungen haben nicht so funktioniert, wie wir es uns erhofft hatten. Das war nicht wirklich positiv."

Timo Glock

Im Kiesbett: Für Timo Glock läuft es auch in Barcelona nicht nach Wunsch Zoom

Frage: "Beschreibe mal deine Situation! So weit weg warst du in der Formel 1 von den Zeiten her noch nie, oder?"
Glock: "Solche Rückstände hat es auch schon lange nicht mehr gegeben, aber das ist normal, wenn neue Teams dazustoßen. Die Situation ist schwierig, aber sie ist eben, wie sie ist. Es bringt ja nichts, wenn ich jammere. Ich muss weitermachen, darf mich nicht frustrieren oder unterkriegen lassen."

Frage: "Gibt es irgendwelche Signale, dass es besser wird? Bekommt ihr zum Beispiel mehr Geld für die Entwicklung?"
Glock: "Wir haben so lange dieses Problem mit dem Tank gehabt, das uns eine Menge Entwicklungszeit gekostet hat. Was das Geld angeht, bin ich der falsche Ansprechpartner. Wir müssen 24 Stunden am Tag arbeiten, wie das alle anderen auch machen."

Frage: "Kann man sich in einer Situation wie deiner eine Messlatte legen, zum Beispiel den Teamkollegen oder ein anderes Team?"
Glock: "Der Teamkollege ist immer ein Thema und natürlich hatten wir auch auf Lotus ein Auge. Die haben aber den deutlich größeren Schritt gemacht. Das ist ein bisschen schade, dass wir da den Anschluss nicht halten konnten."