• 19.09.2006 12:25

  • von Fabian Hust

Gibt es in der Formel 1 keinen Platz mehr für Cosworth?

Der einzige unabhängige Motorenhersteller der Formel 1 droht in der kommenden Saison ohne einen Kunden aus der Formel 1 dazustehen

(Motorsport-Total.com) - Motorenhersteller Cosworth zeigte bei der Entwicklung des V8-Motors, dass man auch als vergleichsweise kleine Motorenschmiede gute Arbeit verrichten kann. Lediglich 25 Ingenieure der insgesamt 350 Mitarbeiter kümmerten sich um die Entwicklung des aktuellen Triebwerks. Schon zu Saisonbeginn drehte man mit dem eigenen Triebwerk höher als Mercedes, BMW, Ferrari, Honda und Co. Und als erster Motorenbauer schaffte man es, 20.000 Umdrehungen in der Minute zu drehen.

Titel-Bild zur News: Alexander Hitzinger

Alexander Hitzinger kann stolz auf seine kleine aber feine Truppe sein

Es ist wichtig, eine "gute Strategie" zu haben, wie Cosworth-Motorenchef Alexander Hitzinger im Interview mit der 'motorsport aktuell' erklärt. "Diese muss man konsequent befolgen. Dann muss man sich aufs Wesentliche konzentrieren. Man muss rigoros finanzielle Kontrolle üben, gute Leute haben und dafür sorgen, dass sie auch gut zusammenarbeiten. Kurz: Es braucht ein gutes Management."#w1#

Voraussetzung für den Bau eines guten Formel-1-Motors ist das richtige Team, bestehend aus den besten Leuten. Das Management müsse die Stärken und die Schwächen seiner Mitarbeiter richtig einschätzen können: "Es gilt Kreativität und Innovation zu fördern und nicht zu unterdrücken. Ich wollte kein Team mit einem Kopf und 50 Paar Händen, ich wollte ein Team mit 25 Köpfen."

Schon beim Saisonauftakt in Bahrain drehte man mit dem CA2006 V8 in der Qualifikation mit 20.000 Umdrehungen in der Minute, traf dann aber auf ein Problem im Kurbeltriebbereich, weswegen man auf 19.500 Umdrehungen in der Minute reduzieren musste: "Nach Monaco hatten wir zwei Leistungsstufen eingeführt, eine am Nürburgring, eine in Magny-Cours. In Monza konnten wir im Rennen deutlich länger über 20.000 Umdrehungen in der Minute drehen."

Diese hohen Drehzahlen, die Mercedes erst vor kurzem knacken konnte, werden Cosworth sehr zum Leidwesen des 34-Jährigen 2007 nichts mehr bringen, da dann die Höchstdrehzahl aller Motoren auf 19.000 Umdrehungen in der Minute begrenzt werden wird. Übrigens wird Cosworth nicht wie Honda versuchen, wegen der Homologierung das eigentlich für 2007 geplante Triebwerk hastig einzuführen.

Während sich andere Hersteller beschweren, dass ihnen die Freiheit zur Weiterentwicklung der Motoren genommen wird, spielt der Deutsche das "Einfrieren" herunter: "Das Einlasssystem ist bis zur Airbox frei, inklusive Benzineinspritzung. Das gleiche gilt für die Auspuffseite und Anbauteile wie Öl- und Wasserpumpe, Öltank und so weiter. Man hat also immer noch Freiheiten."

Cosworth, die in diesem Jahr Williams mit V8- und die Scuderia Toro Rosso mit gedrosselten V10-Motoren ausrüsten, fällt es schwer, sich in der Formel 1 zu halten. Ein von den unabhängigen Teams und der FIA einst gefordertes Motorenpaket für 10 Millionen Dollar pro Saison werde es jedenfalls "nicht geben", weil die Kosten "weit über" dieser Summe liegen.

Die Automobilhersteller subventionieren ihre Deals laut Hitzinger, weswegen Cosworth Probleme hat, einen Vertragspartner zu bekommen: "Bis jetzt gibt es noch keinen unterschriebenen Vertrag mit einem Team. Wir werden weiter Motoren für die ChampCar bauen." Das klingt nach einem - zumindest zwischenzeitlichen - Abschied aus der Formel 1.

Cosworths einzige Hoffnung für 2007 beruht auf Spyker MF1 Racing, denn Williams wechselt auf Toyota- und die Scuderia Toro Rosso auf Renault- oder Ferrari-Triebwerke. Dem Spyker-Management wird derzeit jedoch ein Deal mit Ferrari nachgesagt. Bleibt die Hoffnung, dass sich 2008 vielleicht David Richards mit seinem Prodrive-Team mit den Briten in ein Bett legt.