"Geile" Unfälle haben Lauda zum Comeback bewogen

Niki Lauda hatte nach 1979 eigentlich keine Lust mehr auf die Formel 1, trotzdem stieg er nach zwei Jahren Pause wieder ins Grand-Prix-Cockpit

(Motorsport-Total.com) - Es gibt viele Gründe, warum ein Formel-1-Fahrer nach dem Rücktritt Lust auf ein Comeback bekommt: ein unerloschenes Feuer, das wieder richtig zu brennen beginnt, die unbändige Leidenschaft für den Rennsport, die Unfähigkeit, mit dem Alltag zu Hause zurechtzukommen. Doch schwere Unfälle haben noch selten einen Grand-Prix-Piloten dazu bewogen, wieder ins Cockpit zu steigen.

Titel-Bild zur News: Niki Lauda

Wird am 22. Februar 60 Jahre alt: Niki Lauda, dreifacher Formel-1-Weltmeister

Aber Niki Lauda ist anders - war er schon immer. Der Österreicher, Formel-1-Weltmeister von 1975, 1977 und 1984, war schon ein emotionsloser Analytiker, als "Iceman" Kimi Räikkönen noch nicht einmal in den Windeln lag. In Kanada beendete er 1979 mitten am Rennwochenende seine erste Karriere mit dem legendären Satz: "Ich habe keine Lust mehr, noch länger im Kreis zu fahren." Zugegeben, Reporter Heinz Prüller hat ihm diese Worte damals in den Mund gelegt.#w1#

Einladung nach Zeltweg als Wendepunkt

Eben dieser Heinz Prüller war es, der seinem Landsmann später die Rückkehr schmackhaft machte. Im Interview mit dem 'Sportmagazin' erinnert sich Lauda: "Ich hatte null Interesse am Grand-Prix-Sport und habe nicht einmal im Fernsehen zugeschaut. Wenn ich am Montag in der Zeitung mitbekam, wer gewonnen hatte, dann war das für mich genug Information." Schließlich hatte er mit dem Aufbau seiner Airline alle Hände voll zu tun.

Dieser Zustand hielt sich jedoch nur, "bis mich dann der 'ORF' angerufen hat und mich bat, in Zeltweg mit dem Prüller zu kommentieren. Dann sehe ich da unten diesen Startcrash und denke mir: 'Boah, das ist geil!' Also genau das Gegenteil von dem, was du dir normal denkst. Da habe ich mich dann selbst gefragt: 'Hast einen Vogel, was ist jetzt los?' Und ich war wirklich wieder motiviert, mir dieses Dings da unten positiv anzuschauen", so Lauda.

"Dann sehe ich da unten diesen Startcrash und denke mir: 'Boah, das ist geil!'" Niki Lauda

Wenig später fuhr der Ex-Champion in Frührente zu Tests nach Monza. Dort wurde Lauda Zeuge eines Unfalls von John Watson: "Den Arsch reißt es ihm weg, der Motor brennt kurz und er steigt aus. 'Boah, geil - schon wieder!' Auf dem Heimweg frage ich mich, was für eine Wandlung in mir vorgegangen ist. Und am Montag ruft der Ron Dennis wieder an. Hätte er am Freitag angerufen, dann hätte ich wieder abgelehnt", erinnert sich der heutige TV-Experte.

Der Rest der Geschichte ist bekannt: Lauda unterschrieb den Vertrag, feierte in Südafrika 1982 als Vierter das Formel-1-Comeback des Jahrzehnts und wurde 1984 in einem dramatischen Finale noch einmal Weltmeister - um einen halben Punkt vor Alain Prost. In den Niederlanden feierte er 1985 seinen letzten Grand-Prix-Sieg. Anschließend scheffelte er als Airliner Millionen. Heute ist Lauda ein gemachter Mann - und fast so etwas wie ein österreichisches Denkmal.

Schönheitschirurgie war nie ein Thema

Sein Kultstatus hängt sicherlich mit den Verbrennungen im Gesicht und mit der roten Kappe zusammen. Doch Lauda steht zu seinem Äußeren und hat eigenen Angaben zufolge nie einen Gedanken an Schönheitschirurgie verwendet: "Ich habe mich verbrannt und so sieht man eben aus, wenn man 50 Sekunden im Feuer sitzt. Wenn ich die Leute erschrecke, haben sie eben Pech gehabt", meint er in Anspielung auf den Unfall 1976 auf dem Nürburgring.

"Ich habe mich verbrannt und so sieht man eben aus, wenn man 50 Sekunden im Feuer sitzt." Niki Lauda

Lauda sagt auch, er habe keine Freunde - mit Ausnahme seiner zweiten Ehefrau Birgit: "Dieses Ursprungswort Freund - und so verstehe ich das -, das ist ein Mensch, der für alles zuständig ist. Da geht man hin, man weint sich aus, wenn was nicht geht. Das habe ich nie gebraucht, denn wenn du weinen gehst, dann brauchst du gar nicht Formel 1 fahren", so die Rennfahrerlegende, die am 22. Februar 60 Jahre alt wird.

Dass er keine Freunde hat, liege nicht zuletzt an seinem Misstrauen gegenüber anderen Menschen, unterstreicht Lauda: "Ich denke mir, der ist jetzt nur mit mir unterwegs, weil ich das Kapperl aufhabe und er sich davon einen Vorteil verspricht. Dieses Misstrauen hat mich sicher in meine Position gebracht, keinen Freund zu haben." So klingt ein Mann, der auch mit fast 60 noch um einiges cooler ist als der coolste "Iceman"...