• 11.03.2009 09:06

  • von Bianca Garloff

Gass: Bei Toyota geht es nur noch ums Feintuning

Toyota-Chefingenieur Dieter Gass im Interview über den Entwicklungsstand des TF109, gute Longruns und die Arbeit, die bis Melbourne noch ansteht

(Motorsport-Total.com) - Die Zielvorgabe von Toyota ist klar: In der kommenden Saison möchte die Mannschaft von Timo Glock und Jarno Trulli den ersten Sieg in der Königsklasse holen. Zwei Wochen Vorbereitungszeit hat das Team noch, dann wird es in Melbourne ernst. Toyota-Chefingenieur Dieter Gass zeigte sich im Interview mit unseren Kollegen von Auto Bild Motorsport zufrieden mit dem Entwicklungsstand des TF109 und sprach über die weitere Arbeit bis zum Saisonstart.

Titel-Bild zur News: Dieter Gass

Dieter Gass sieht Toyota mit dem TF109 vor dem Saisonstart auf einem guten Weg

Frage: "Dieter, wie zufrieden sind sie mit der Entwicklung des Autos bisher?"
Dieter Gass: "Wir sind bisher wirklich sehr zufrieden, mit allem, was wir gesehen haben. Wir waren bislang bei allen Bedingungen gut unterwegs - egal, ob es nass, feucht, oder trocken war. Wir waren natürlich aber erst auf wenigen Strecken, daher ist es bisher nur ein Teil des Gesamtbildes. Bisher hatten wir eine tolle Zuverlässigkeit, was sehr wichtig ist. Vor allem in diesem Jahr, weil man während der Saison keine weiteren Tests fahren darf. Es sieht wirklich gut aus."#w1#

Frage: "Was darf man bis Melbourne noch erwarten?"
Gass: "Wir werden neue weitere neue Aerodynamikteile bekommen. Wir haben schon jetzt im Vergleich zum Bahrain-Test ein paar Neuerungen am Auto, in Barcelona werden noch weitere Teile folgen und dann haben wir das Auto eigentlich für den Saisonstart in Melbourne weitestgehend komplett."

Jarno Trulli

Toyota ist mit der Performance des neuen TF109 bisher sehr zufrieden Zoom

Frage: "Wo steht Toyota nun?"
Gass: "Wie immer ist das schwierig zu beurteilen, weil wir nie wissen, was die anderen gerade beim Test machen und wieviel Benzin sie an Bord haben. Aber die Longruns haben uns gezeigt, dass wir wohl auf einem ganz guten Level sind."

Frage: "In welchen Bereichen müssen sie noch nachlegen?"
Gass: "Ich muss ehrlich sagen, dass wir mit dem jetzigen Stand ganz zufrieden sind. Wir haben bisher kein einziges grundlegendes Problem am Auto entdeckt. Es geht nur noch um Feintuning und darum, die Zuverlässigkeit sicherzustellen."


Fotos: Toyota, Testfahrten in Barcelona


Frage: "Welche größeren Probleme haben denn alle Teams gemeinsam zurzeit?"
Gass: "Eines der größten Probleme bei den Tests bisher war das Wetter. Das hat für viele Unterbrechungen gesorgt. Natürlich sind die Bedingungen für alle gleich und alle Teams müssen selbst bei schlechtem Wetter das Beste herausholen, doch es ist manchmal schwierig. Es ist immer kompliziert, ein neues Formel-1-Auto für den Saisonstart vorzubereiten, aber in diesem Jahr ist es wegen der Regeländerungen noch schwieriger."

"Der Wechsel von Rillenreifen zu Slicks hat enorme Auswirkungen, auch aerodynamisch." Dieter Gass

"Alle Teams versuchen alles, um das jeweilige Auto bestmöglich für Melbourne vorzubereiten. Das ist in diesem Jahr besonders wichtig, weil man innerhalb der Saison nicht mehr testen darf. Die Umstellung auf die Slicks ist ebenso eine große Herausforderung. Es fiel uns schwer, das Verhalten der Reifen richtig zu deuten, weil es meist zu nass oder zu kühl war. Der Wechsel von Rillenreifen zu Slicks hat enorme Auswirkungen, auch aerodynamisch. Daher war die Umstellung nicht ganz einfach."

Frage: "Wie unterscheidet sich die Arbeit mit den Reifen im Vergleich zum Vorjahr?"
Gass: "Die Reifen sind komplett anders als im vergangenen Jahr. Abgesehen davon, dass sie mehr Grip erzeugen, sind sie auch im gesamten Verhalten ganz unterschiedlich. Es gibt größere Differenzen in den Mischungen. Eigentlich sollten wir weniger Probleme mit Graining erwarten dürfen. Aber es hat den Anschein, als sei das Temperaturfesnter mit den Slicks noch kleiner als mit den Rillenreifen. Es wird also sehr wichtig sein, sie im optimalen Temperturfenster zu bewegen, wenn man die volle Leistung ausschöpfen möchte."


Fotos: Präsentation des Toyota TF109


Frage: "Kommt das neue Auto eher Timos Fahrstil entgegen, oder profitiert eher Jarno?"
Gass: "Ich glaube nicht, dass wir das Problem haben, dass der Wagen dem einen Fahrer mehr liegt als dem anderen. Es liegt an uns, beiden Piloten ein Setup zu ermöglichen, womit sie dann alles aus dem Auto herausholen können."

Frage: "Wie groß ist der Nachteil, weil Toyota in Melbourne ohne KERS antritt?"
Gass: "Wenn wir davon ausgehen würden, dass es ein Nachteil ist, hätten wir uns nicht für diese Option entschieden."

"Ein klares Bild ergibt sich erst in Melbourne." Dieter Gass

Frage: "Welche Teams sehen sie im Moment vorne?"
Gass: "Es ist noch zu früh, um ein Urteil abzugeben. Es ist der erste Test von allen Teams gemeinsam. Man kann den Leistungsstand der Teams noch nicht einschätzen. Man wird nach Abschluss des Barcelona-Tests vielleicht etwas mehr wissen, aber ein klares Bild ergibt sich erst in Melbourne."

Frage: "Werden wir mehr Überholmanöver erleben?"
Gass: "Wir haben unseren Piloten gesagt, sie sollen mal anderen Fahrern auf der Strecke folgen. Aber bisher hat sich das nie so wirklich ergeben. Wir können die Situation daher noch nicht richtig einschätzen. Wir werden in Melbourne erleben, ob sich die Theorie in die Praxis umsetzen lässt oder nicht."