• 23.10.2004 14:54

Gascoyne: "Wir hatten ein frustrierendes Jahr"

Der Technische Direktor von Toyota über die Auswirkungen des neuen Reglements und die dritte Saison des Teams in der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Das Thema schlechthin ist natürlich im Moment das Regelpaket für 2005/2006. Die Bestätigung der Zwei-Rennen-Motoren und 2,4-Liter-V8-Motoren war natürlich keine Überraschung. Wie ist deine Reaktion darauf?"
Mike Gascoyne: "Nun, zunächst einmal verspüre ich Erleichterung, dass wir tatsächlich ein paar Regularien haben und in Bezug auf das Chassis ist es ja ziemlich so, wie wir es sowieso erwartet hatte und die Richtung, in die wir gearbeitet hatten. Also Erleichterung auf dieser Seite. Toyota hat schon immer den 2,4-Liter-V8 und den Zwei-Rennen-Motor für kommendes Jahr unterstützt, das ist also für uns kein Problem."

Titel-Bild zur News: Mike Gascoyne

Mike Gascoyne weiß, wie viel Arbeit noch auf Toyota zukommen wird

"Die einzige Tatsache, auf die wir nicht so gut zu sprechen sind ist das, was in Bezug auf die Freiheit der Motorentechnologie passiert ist, denn wir wollten Freiheit in Bezug auf die Motorenregeln und Freiheit in Bezug auf die Technologie, die wir in die Motoren stecken, was einer der Gründe ist, warum Toyota in die Formel 1 gekommen ist. Wir sind aus diesem Grund enttäuscht, aber alles in allem ist es ziemlich so, wie wir das erwartet hatten. Wie ich schon gesagt habe, verspüre ich Erleichterung, dass wir damit arbeiten können, das Design der Autos entwickeln und abschließen können."#w1#

Gascoyne wünscht sich kein drittes Auto

Frage: "Bei der Sitzung der Teamchefs wurde der Einsatz eines dritten Autos erneut angesprochen. Wird dies immer wahrscheinlicher und wie würdet ihr das angehen?"
Gascoyne: "Wir fahren ja schon heute mit drei Autos. Wenn es nur ein Tag ist und man mit diesem Auto das Rennen nicht fahren muss, dann kann man das einplanen. Es verursacht immer noch zusätzliche Anstrengungen und zusätzliche Ausgaben. Wir haben hier zusätzliche Leute, um in der Lage zu sein, dies zu tun, und wir müssten dies ausbauen, sodass wir mit diesem Auto das Rennen bestreiten können. Ich denke also nicht, dass man dies unterschätzen sollte. Wie die meisten Dinge in diesem Geschäft ist es machbar, wir könnten es tun, aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass wir sagen, dass wir es unter idealen Umständen tun möchten."

Eine Saison der Veränderungen für Toyota

Frage: "Die Saison haben für euch im Vergleich zum Saisonstart zwei unterschiedliche Fahrer beendet. Was sagt dies über das Jahr von Toyota aus?"
Gascoyne: "Wir hatten ganz offensichtlich ein schwieriges und frustrierendes Jahr. Wir fuhren nicht die Ergebnisse ein, die wir uns zu Beginn des Jahres vorgenommen hatten. Ich bin im Dezember vergangenen Jahres zum Team gestoßen und ich denke, dass unser Leistungslevel mich nicht großartig überrascht hat. Wir wussten, was wir im Team verbessern müssen und eine Menge davon hat die Arbeit in der Fabrik in Köln betroffen in Bezug auf die Art und Weise, wie wir dort arbeiten. Das braucht natürlich seine Zeit. Dies ist ein Prozess, den ich schon zuvor durchgemacht habe und ich muss sagen, dass ich mich ziemlich wohl fühle mit dem, wo wir uns im Moment befinden. Aber wir müssen immer noch versuchen, in diesem Jahr das Beste zu erreichen und wir haben natürlich nicht die Ergebnisse geholt, die wir uns erhofft hatten."

"Was die Fahrer angeht, hat uns der letzte Wechsel mit Jarno, der verfügbar wurde, sicherlich eine Möglichkeit verschafft, mit der wir nicht gerechnet hatten. Aufgrund der Tatsache, dass er unser Fahrer für das kommende Jahr sein wird, war die Möglichkeit, ihn in unserem Team zu haben, sehr nützlich für uns. Wir bekamen natürlich eine sehr direkte Rückmeldung von einigen unserer Gegner, die deutlich konkurrenzfähiger sind als wir es sind, und das ist natürlich sehr nützliches Feedback."

"Für uns war es eine Saison der Veränderungen und jene bei den Fahrern spiegelt das wider. Aber wir mussten diese Entscheidungen treffen um sicher zu stellen, dass wir das Setup am Start des kommenden Jahres in der besten Position haben, denn eine Sache ist sicher, wenn diese Saison enttäuschend ist, dann kann es das kommende Jahr nicht sein."

Fortschritte müssen schon 2006 zu sehen sein

Frage: "Wann wirst du denken, dass Toyota Fortschritte erzielen kann?"
Gascoyne: "Nun, das müssen wir von Beginn des kommenden Jahres an machen. Es gibt absolut keinen Zweifel diesbezüglich und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir in der Lage sein werden, dies zu tun. Man kann den Sprung an die Spitze nicht in einem Schritt schaffen. Es ist viel zu schwierig, dies zu tun. Die Teams, gegen die man fährt, sind viel zu gut, um dies zuzulassen, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir einen beträchtlichen Schritt nach vorne machen werden."

Frage: "Bist du zufrieden, wo ihr hier in Brasilien steht?"
Gascoyne: "Ja, ich denke, dass alle Fahrer am Freitag eine gute Leistung gezeigt haben. Jarno hat dem Team besonders viel gebracht und er ist mit dem Auto sehr zufrieden. Natürlich war es für ihn in Suzuka ein sehr schwieriges Rennen, weil er vor dem Renntag nicht fahren konnte, aber er vollführte dennoch einen guten Job und er ist zuversichtlich und glücklich mit dem Team. Das hat das ganze Team definitiv motiviert."

Fragezeichen hinter dem Reifenreglement

Frage: "Welche Probleme siehst du in Bezug auf das Reifenreglement auf euch zukommen?"
Gascoyne: "Es gibt natürlich das Problem der Plattfüße und Reifenschäden, die wir in diesem Jahr gesehen haben und wenn dies zwei Mal passiert, dann muss man sich fragen, was ist, wenn man nur mit zwei Reifensätzen fährt. Das müssen wir uns anschauen."

Frage: "Gab es in diesem Jahr eine Situation, die du rückblickend anders angegangen wärst?"
Gascoyne: "Den Motorschaden von Ricardo in Spa bei noch zwei verbleibenden Runden. Wenn das nicht passiert wäre, dann hätte uns dies geholfen."

Frage: "Was war für dich der Höhepunkt des Jahres?"
Gascoyne: "Ich denke nicht, dass wir viele Höhepunkte hatten, leider. Es gibt immer Dinge, die man im Verlauf einer Saison genießt, aber nicht viele Höhepunkte. Wir müssen einfach auf das kommende Jahr blicken."

Kostenreduzierung nicht effektiv genug umgesetzt

Frage: "Wie werden sich die neuen Regeln auf die Kosten auswirken?"
Gascoyne: "Ich möchte das, was wir ausgeben, nicht verändern. Aus der Sicht von Toyota kann ich sagen, dass wir schon immer den Zwei-Rennen-Motor unterstützt haben und dies wird den kleineren Teams helfen und es wird ihnen auch helfen, ein reduziertes Budget zu haben. Wir als Team sagen, dass wir uns danach umsehen oder ein Team in der Zukunft ausrüsten könnten und dies ist etwas, das wir nun in Betracht ziehen."

"Wenn es darum geht, die Kosten zu reduzieren und den kleineren Teams zu helfen, dann bin ich persönlich darüber enttäuscht, dass wir nicht in der Lage waren, uns darauf zu einigen, die Tests zu reduzieren, denn es ist meiner Meinung nach der einfachste Weg, die Kosten zu reduzieren, wenn man mit einem Formel-1-Auto nicht fährt. Wenn man also die Tests reduziert, dann muss man keine Motoren bauen und man muss es physisch nicht fahren und das ist etwas, auf das wir uns in der Zukunft einigen müssen."

Gascoyne hat Mitleid mit den Jaguar-Mitarbeitern

Frage: "Wir haben in den vergangenen Jahren viele Teams kommen und gehen sehen, aber ist man besonders traurig einen Namen wie Jaguar gehen zu sehen, besonders da ein Automobilgigant wie Ford damit verbunden ist?"
Gascoyne: "Es ist natürlich um jedes Team schade und traurig für die Jungs, die sich für das Team sehr angestrengt haben. Es sind große Namen wie Lotus, Tyrrell und Brabham aus der Formel 1 verschwunden und man fragte sich, wie die Formel 1 das überleben wird und sie hat es. Das ist einfach Teil des Lebens. Es ist immer sehr schade, besonders für die Angestellten, die so viel Arbeit darin investiert haben."

Frage: "Wenn wir im kommenden Jahr drei Autos haben, macht dies einen Unterschied in Bezug auf die Art und Weise, wie die Rennen gefahren werden, bekommt dieses dritte Auto Punkte oder nicht?"
Gascoyne: "Das ist eine komplexe Situation, aber da muss sich jemand hinsetzen und eine Lösung dafür finden, das ist keine klare Angelegenheit."