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Fry: "Vielleicht könnten wir es noch einmal schaffen"
Der Honda-Teamchef über die Nachwirkungen des Debütsiegs, die voranschreitende Neuordnung des Teams und das Schwingungstilger-Verbot
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Nachträglich noch einmal Glückwunsch zum Sieg vor drei Wochen in Ungarn. Welchen Effekt hatte der Erfolg auf das Team?"
Nick Fry: "Es gab natürlich einen großen Jubel, es war ja auch etwas, auf das wir hartnäckig hingearbeitet hatten. Ich denke, dass wir immer wussten, dass wir dorthin kommen würden. Aber solange man es nicht geschafft hat, kann man das nicht so einfach sagen. Es war eine tolle Teamleitung, aber auch nur die Spitze des Eisbergs. Wir versuchen, global daran zu arbeiten. Wir haben in Großbritannien zwei Standorte und ein Entwicklungszentrum in Tochigi in Japan. Eine größere Menge von Menschen gemeinsam arbeiten zu lassen, ist eine große Anstrengung, aber derzeit läuft es gut und wir können weiter erstarken."

© xpb.cc
"Jeder war immer unheimlich motiviert und hat nie den Kopf hängen lassen. Sie haben einfach gearbeitet und Honda hat uns immer unterstützt, so konnten wir auch Fehler machen, solange wir daraus gelernt haben und diese nicht immer wiederholt haben. Es gab also immer viele Ermutigungen und an jenem Tag waren wir einfach am besten vorbereitet. Die Bedingungen waren schwierig, aber wir haben unsere Hausaufgaben gut gemacht und die Durchführung gelang fehlerlos."#w1#
"Natürlich haben alle auch gefeiert, aber es ging auch schnell wieder an die Arbeit. Noch sind wir sehr bescheiden. Wir haben mit diesem Team gewonnen, einen Grand Prix. Von 72 Rennen für Honda und uns haben wir eines gewinnen können. Es gibt viele Teams, die besser sind. Unsere Köpfe aber bleiben geneigt und hoffentlich werden wir an diesem Wochenende und im Rest der Saison konkurrenzfähig sein."
Honda steht vor schweren Aufgaben
Frage: "Auch Jenson Button hat vor zu viel Optimismus gewarnt."
Fry: "Ja, die Bedingungen kamen uns entgegen. Einige Konkurrenten fielen aus und ich denke, wir hatten die beste Teamarbeit, das beste Auto des Tages. Vielleicht hatten wir nicht das schnellste Auto, aber wir werden bis zum Jahresende weiter daran arbeiten. Wir fangen noch nicht an, die Erfolge zu zählen, und eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Wir gehen in die richtige Richtung, auch der heutige Tag zeigte, dass wir auf trockener Piste recht konkurrenzfähig waren. Wir werden weiter arbeiten, und wer weiß, vielleicht könnten wir es noch einmal schaffen."
Frage: "Geoff Willis hat das Team nun auch offiziell verlassen. Wird es einen Ersatz für ihn geben?"
Fry: "Nein, wir werden Geoff in dieser Rolle nicht ersetzen. Ich denke, dass wir - wie viele andere Teams auch - dazu übergegangen sind, eine flachere Struktur aufzubauen. Das Vorhaben ist ja ein weltweites, es sind viele Leute daran beteiligt. Geoff hat in den vergangenen drei Jahren tolle Arbeit geleistet, die technischen Standards des Teams zu verbessern. Aber unser Team und die Formel 1 hat eine andere Ära betreten, es wird nicht mehr länger nur eine Person geben."
"(Shuhei) Nakamoto wird vom Namen der Position her der Technische Direktor sein, aber es ist vielmehr eine koordinierende Rolle. Er stellt sicher, dass eine beträchtliche Anzahl von Leuten zusammenarbeiten. Er ist mehr eine choreografische Rolle, anstatt am Zeichenbrett zu stehen. Ich weiß, dass andere Teams das anders handhaben, aber wir gehen diesen Weg."
Frage: "Die FIA hat bereits Details zu den Motorenregeln veröffentlicht, Toyota ist vorerst aus der GPMA ausgetreten. Ist die Herstellervereinigung nun von der Bildfläche verschwunden?"
Fry: "Nein. Ich denke, die Rolle der GPMA wird sich im Laufe der Zeit entwickeln. Ich erkenne dabei verschiedene Aspekte. Hoffentlich entsteht dabei eine Gruppe, die sich nicht so sehr auf die Tagesarbeit wie die Motoren konzentriert, sondern eine Gruppe, die sich auf die Unterstützung der Entwicklung des Grand-Prix-Sports verlagert. Wir alle wollen doch einen größeren und besseren Sport. Das wird sich mit der Zeit regeln und die Aus- und Eintritte spiegeln das vielleicht auch wider."
Verbot der Schwingungstilger eine "gute Entscheidung"
Frage: "Glaubst du, dass es eine gute Entscheidung der FIA war, die Schwingungstilger zu verbieten, und wird dadurch die Weltmeisterschaft verzerrt, wie Flavio Briatore behauptet?"
Fry: "Ich möchte die Antwort ein wenig ungewöhnlich beginnen. Wir haben im Rennen nie Schwingungstilger eingesetzt, aber natürlich haben wir sie getestet. Wenn sie nicht verboten worden wären, dann hätten wir sie mit hoher Wahrscheinlichkeit bei diesem Rennen hier eingesetzt und wohl auch danach, denn die Entwicklung dauert etwas. Ich denke, die Schwingungstilger haben sich in einer Art und Weise entwickelt, die nicht sehr fruchtbar war. Daher denke ich auch, dass die Entscheidung der FIA gut war, auch wenn wir bereits viel Geld für die Entwicklung eines solchen Systems ausgeben haben und es fast rennfertig war. Ich weiß aber nicht, wo sonst ein Schwingungstilger Verwendung finden könnte, jedenfalls so, wie sie ausgeprägt waren, daher unterstützte ich diese Entscheidung."
"Ob das alles fair ist? Ich gehöre nicht zu denen, die die Theorie vertreten, die Meisterschaft würde manipuliert. Es ist einfach eine Geschichte, eine Entscheidung auf den besten verfügbaren Informationen zu fällen. Was Schwingungstilger im Auto verrichten, ist sehr kompliziert. Auch wir hatten da Probleme und haben viel Zeit gebraucht. Es ist eine wirklich komplizierte Sache und ich denke, dass die beste Entscheidung getroffen wurde. Es erinnert mich an die Situation 2004 mit dem Drehmoment-Transfersystem. Wir hatten damals einen großen Vorteil damit, da die Saison schon fast vorbei war, entschieden wir, das wieder fallen zu lassen. Aber das Leben geht weiter und ich bin sicher, dass Renault schon etwas anderes in der Schublade hat, was mindestens so gut ist."

