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Willis und Honda: Einigung über Trennung
Geoffrey Willis und das Honda Racing F1 Team haben sich nach der faktisch im Juni vollzogenen Trennung nun auf die Trennungsmodalitäten geeinigt
(Motorsport-Total.com) - Mitte Juni wurde Konstrukteur Geoffrey Willis vom Honda-Team auf Druck aus Japan hin durch Shuhei Nakamoto an der Spitze der Technikabteilung ersetzt. Nun haben beide Parteien im gegenseitigen Einvernehmen eine Vereinbarung getroffen und gehen somit endgültig getrennter Wege.

© xpb.cc
Nick Fry musste die Absetzung von Geoffrey Willis durch Honda mittragen
"Geoff hat im Verlauf der vergangenen fünf Jahre einen unschätzbaren technischen Beitrag zur Entwicklung unseres Teams geleistet, was 2004 zu unserem zweiten Platz in der Konstrukteursmeisterschaft und natürlich zu unserem wichtigen Ereignis, dem ersten Sieg in Ungarn vor zwei Wochen, geführt hat", so Teamchef Nick Fry.#w1#
"Sein unerschütterlicher Fokus auf die Qualität unserer Technik und der Einführung eines robusten Ingenieursprozesses hat uns eine Basis bereitgestellt, die das Team in den kommenden Jahren gut aussehen lassen und den Weg für zukünftige Erfolge frei machen wird. Ich möchte mich bei Geoff sowohl persönlich als auch im Namen des gesamten Teams danken. Wir wünschen ihm für die Zukunft alles Gute."
"Die vergangenen fünf Jahre im Team waren eine sehr herausfordernde aber auch lohnenswerte Zeit für mich", so Willis. "Es war für das Team auch eine Zeit der großen Veränderung und ich möchte mich bei allen meinen Kollegen bedanken, die dabei geholfen haben, neue Standards zu setzen und das Team als Technologieführer in der Formel 1 zu etablieren. Es war eine große Befriedigung und eine lehrreiche Zeit, mit einer solch enthusiastischen und fähigen Gruppe zu arbeiten, und ich wünsche ihnen für die Zukunft viel Erfolg."
Zunächst hieß es nach der wenig erfolgreichen Phase in der Formel-1-Saison 2006 vom Honda Racing F1 Team, Willis würde von nun an vermehrt in der Teambasis in Brackley arbeiten und weniger Rennen besuchen. Wenig später stand fest, dass dies nur ein Teil der Geschichte ist.
Willis, der 2002 von Williams zum damaligen BAR-Team kam, wurde im Team faktisch zurückgestuft. Shuhei Nakamoto, bisher für die Motorenabteilung verantwortlich, nahm seine Position ein - ohne ihn dabei auf dem Papier zu verdrängen, denn der Japaner wurde als Senior Technical Director berufen. Was nach außen als einvernehmliche Umstrukturierung dargestellt wurde, war in Wahrheit fast ausschließlich die Folge des immer nervöser werdenden Vorstands in Japan.
Willis genoss bis zuletzt das Vertrauen von Teamchef Nick Fry ("Willis weiß mehr über die Formel 1 als Nakamoto"), doch der Honda-Konzern pumpte in dieser Saison - nicht zuletzt wegen der Unterstützung für das Super Aguri F1 Team - mehr Geld als je zuvor in die Formel 1, ohne dafür den erhofften Erfolg einzufahren. Also wurde für Ende Juni eine Vorstandssitzung einberufen, um der sportlichen Krise im Grand-Prix-Sport auf den Grund zu gehen. Mit der Entlassung von Willis wurde etwaigen von oben angeordneten Konsequenzen vorgegriffen.
Zum Technischen Direktor ernannt wurde offiziell Shuhei Nakamoto, der bisher Chef der Motorenabteilung war und noch nie ein Formel-1-Auto gebaut hat. Der Japaner kündigte jedoch schon vor der endgültigen Trennung von Willis Notfallmaßnahmen an: "Unsere Vorstandsmitglieder sind sehr unzufrieden mit den Resultaten. Wir stehen unter großem Druck. Es herrscht Verärgerung über einiges, was in diesem Jahr passiert ist", wurde er vergangene Woche von 'Autosport' zitiert.
Große Hoffnungen setzt Honda in den neuen Windkanal, der Ende Mai nach Gesamtinvestitionen von 40 Millionen Euro in Betrieb genommen wurde. Willis hätte sich ursprünglich mit diesem neuen Werkzeug um die Entwicklung des nächstjährigen Autos kümmern sollen, doch stattdessen wurde er von allen Aufgaben entbunden. Schon in Silverstone stand am Rennplatz der Ex-Sauber-Ingenieur Jacky Eeckelaert in der Verantwortung.
Weil Nakamoto kein Technischer Direktor ist, der selbst ein Chassis bauen kann, ist effektiv wohl Mariano Alperin-Bruvera als Willis' Nachfolger zu betrachten, denn der Argentinier wurde gerade erst zum Chefaerodynamiker befördert. Honda war auf den Verlust des bisherigen Technischen Direktors also keineswegs unvorbereitet, was den Verdacht nahe legt, dass die Ausbootung von Willis von langer Hand geplant war.
Geoffrey Willis machte in den letzten Wochen Urlaub, hatte sein Büro längst geräumt. Derzeit sucht sich der Brite einen neuen Job in der Formel 1. Die Spatzen pfeifen von den Dächern, dass der 46-Jährige bei Prodrive unterkommen wird, jenem neuen Formel-1-Team von Ex-BAR-Teamchef David Richards, das 2008 in der Formel 1 sein Debüt feiern wird.

