• 29.09.2006 14:51

Fry: "Unser bestes Jahr"

Hondas Teamchef über die Saison 2006, die als Grundlage für künftige Erfolge dienen soll, die Zukunft der Formel 1 und Gerüchte über Ross Brawn

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wir sind es ja schon gewohnt, dass Honda eine Suzuka-Spezifikation des eigenen Motors auflegt. Werden wir so etwas wieder bekommen?"
Nick Fry: "Nein, die ist nicht hier. Wir verwenden dieselben Motoren, die wir im vergangenen Rennen nutzten. Diejenigen Motoren, die wir am Freitag in Monza nutzten und die Probleme hatten, werden in einer Abwandlung in Suzuka und dann auch in Brasilien eingesetzt. Das Problem, das wir in Monza hatten, war eher ein Produktionsfehler. Es hatte mit der Entwicklungsarbeit nichts zu tun. Das so genannte Stufe-Vier-Aggregat lief bei den Tests in Jerez vor einigen Wochen und auch danach mehr als die 1.500 Kilometer, die wir benötigen. Wir werden also mit dieser Spezifikation nach Japan gehen und es wird auch der Motor sein, der für die kommenden Jahre eingefroren wird."

Titel-Bild zur News: Nick Fry

Nick Fry möchte die Formel 1 zugänglicher für die Fans machen

Frage: "Was ist die besondere Herausforderung bei aufeinander folgenden Rennen? Immerhin steht ja als zweites Rennen der Heim-Grand-Prix von Honda in Suzuka auf dem Plan."
Fry: "Ich denke, dass wir uns mit der Logistik solcher Rennen gut auskennen. Bei uns geht es mehr um die Anzahl der Gäste. Hier treten wir mit der '555'-Lackierung an, allein dadurch haben wir viele Gäste. In Japan sind es die Leute von Honda und den japanischen Sponsoren. In Brasilien wird dann das letzte Rennen unter dem 'Lucky Strike'-Banner steigen, das Ende einer Ära. Auch da werden viele Leute kommen, wir machen uns eher Sorgen um diese Seite."#w1#

2006 als Plattform für die Zukunft

Frage: "Eure Saison war bisher geprägt von vielen Höhen und Tiefen. Zunächst verlief es enttäuschend, dann wurde es später immer besser. Was habt ihr aus diesem Jahr gelernt?"
Fry: "Ich denke, dass dieses Jahr das beste ist, das das Team je hatte. 2004 war von den Ergebnissen natürlich besser, aber ich denke, dass das eher mit den anderen zu tun hatte. Sie hatten eben keine so gute Saison. In diesem Jahr haben wir viel mehr von unserem Auto verstanden, wir haben den Windkanal für 1:1-Modelle vorzeitig fertig gestellt und kalibriert. Er funktioniert zufrieden stellend, und das ist angesichts der kurzen Zeitspanne eine große Errungenschaft. Unsere Verbesserungen in den vergangenen Rennen lagen auch darin begründet, dass wir diese Ausrüstung effektiv nutzen können. Wir wissen technisch nun viel mehr als zuvor. Der Sieg in Ungarn war eine Zugabe, aber auf dem Wissen, das wir jetzt haben, können wir weiter aufbauen."

Frage: "Was denkst du über das angedachte Testlimit von 30.000 Kilometern?"
Fry: "Ich denke, dass wir eine Testvereinbarung brauchen, wir haben das zwischen allen Teams auch im Vorjahr zustande gebracht. Ich bin sicher, dass schaffen wir wieder. Auch ich habe den 30.000 Kilometern zugestimmt. Ich nehme an, dass wir daran festhalten werden, weil wir beim Konzept dem schon zugestimmt haben. Es geht nun darum, die Details auszuformulieren. Dafür muss es auch einen intensiveren Dialog mit Bridgestone geben, denn es ist logistisch natürlich eine Herausforderung, so viele Teams zu unterstützen. Die Quintessenz ist, dass wir ein Abkommen unterstützen, und ich bin sicher, dass wir letztlich etwas zusammenzimmern können, das jedem gerecht wird."

Die Show muss besser werden

Frage: "Wie sehr wird sich die Formel 1 ohne Michael Schumacher verändern und wer wird in den nächsten zehn bis zwölf Jahren der dominante Fahrer sein?"
Fry: "Die Formel 1 ist stark und groß genug, um nicht von einer Person abhängig zu sein. Ob das nun wir sind oder ein Fahrer. Ich denke, es liegt an der Stärke der Show. Wir haben nun einige technische Dinge abgesegnet und nun steht die große Aufgabe an, es in den nächsten zwölf Monaten zu verbessern. Es gab in der FIA-Umfrage einige gute Anzeichen, wie der Wechsel zum heutigen Qualifying. Das hat die Situation verbessert und darauf müssen wir aufbauen."

"Ich denke, dass jeder Fahrer ein 'Star' sein kann. Es kommen genug aus verschiedenen Nationen nach. Wir müssen aus ihnen 'Stars' machen, in dem wir sie erreichbar machen. Ich denke, wir müssen noch viel machen, um die Show zu verbessern. Unserer Meinung sollten mehr Dinge vorgeschrieben sein. So war es in anderen Rennklassen, in denen ich arbeitete, vorgeschrieben, dass sich Fahrer und Teammitglieder während eines Boxengassenspaziergangs der Fans in der Boxengasse aufhalten müssen. Einige Veranstalter richten schöne Feiern in den Abendstunden aus, auch da könnte man ein Beisein vorschreiben. Auch Interviews in der Startaufstellung und eine feste Zeit für Medien, so wie es in der Rallye ist. Wenn wir einiges davon umsetzen können, dann können wir mit den Fahrern arbeiten, um sie alle zu großen Stars zu machen. Daran müssen wir arbeiten."

Frage: "Kannst du uns sagen, wann Ross Brawn bei Honda seine Arbeit beginnen wird?"
Fry: "Das fasziniert mich jetzt! Abgesehen von kleinen Unterhaltungen mit Ross, hatten wir nie ein Gespräch auf einer professionellen Basis. Das kann man also gleich wieder begraben."