Fry über 2014: "Aerodynamik bleibt so wichtig wie bisher"

Ferraris Ingenieurschef Pat Fry erklärt, warum die Aerodynamik wichtiger bleibt als der Motor, wieso Kühlungsprobleme böse Folgen haben und wo die Regeln unklar sind

(Motorsport-Total.com) - Ferrari hat für 2014 ordentlich aufgerüstet: Die Roten aus Maranello haben mit James Allison nach dem Rauswurf von Aldo Costa 2011 und der Degradierung von Pat Fry zum Ingenieurschef bereits den dritten Technikchef in drei Jahren. Neben zahlreichen anderen neuen Teammitgliedern kehrt auch Kimi Räikkönen zum Team zurück, was aller Voraussicht nach an der Fahrerfront eine weitere Verstärkung darstellt. Und auch die technischen Einrichtungen sollten nun nach der Generalüberholung des Windkanals endlich nach Wunsch funktionieren.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Will Ferrari 2014 Red Bull schlagen, muss die Aerodynamik passen Zoom

Interessant ist, dass Ferrari bei der Teamstruktur einen ähnlichen Weg geht wie Mercedes. Dort holte man in den vergangenen Jahren zahlreiche hochkarätige Ingenieure an Bord, die bei anderen Teams bereits in Führungspositionen waren. Bei Ferrari, wo man eine Zeitlang auf Leute aus den eigenen Reihen gesetzt hatte, müssen nun die beiden Briten Fry und Allison zusammenarbeiten, um die Scuderia nach vorne zu bringen.

Laut Fry war das Engagement Allisons vor allem wegen der enormen Herausforderungen, die das neue, hochkomplexe Reglement mit sich bringt, ein wichtiger Schachzug. "Die Formel 1 wird immer komplizierter", bestätigt Fry gegenüber 'auto motor und sport'. "Der Teufel steckt im Detail. Dafür brauchst du Spezialisten, die wieder Leute brauchen, die sie führen müssen." Den Mercedes-Weg stellt er dennoch in Frage: Man brauche schon einige Führungsleute - "ob es gleich fünf sein müssen, weiß ich nicht".

Motor doch nicht wichtiger als Aerodynamik

Die größte Änderung für die kommende Saison bringt mit Sicherheit der Motor mit sich. Statt dem seit 2006 eingefrorenen 2,4-Liter-Saugmotoren-Reglement mit acht Zylindern wird 2014 ein 1,6-Liter-V6-Turboaggregat eingesetzt, der Hybridantrieb wird dabei entscheidend aufgewertet. Fry vermutet aber nicht, dass die Motoren 2014 das größte Leistungskriterium sein werden.

"Die Aerodynamik wird so wichtig sein wie die letzten 15 Jahre", meint er. Das Triebwerk wird aber sehr wohl in Hinblick auf die Standfestigkeit eine enorme Rolle spielen, schließlich dürfen die Piloten über die gesamte Saison hinweg nur fünf Antriebseinheiten verwenden, ohne bestraft zu werden.

"Die Technologie ist so kompliziert, dass fünf Einheiten pro Fahrer sehr wenig sind", glaubt Fry. "Ich glaube, dass sich von der Leistung her nicht sehr große Unterschiede ergeben. Vielleicht im Rennen, wenn der Spritverbrauch die Leistung bestimmt." Durch den neuen Motor verändern sich auch die Kühlungsanforderungen enorm - ein Punkt, der den Ingenieuren derzeit enormes Kopfzerbrechen beschert.

Die Angst vor chronischen Kühlungsproblemen

"Du musst die ganzen Kühlaggregate irgendwie in dein Auto bringen", bestätigt der Ingenieurschef. "Da wird es dramatische Unterschiede geben. Jeder wird beim anderen schauen, wie er das gelöst hat." Die Kühlung stellt die Ingenieure vor eine schwierige Entscheidung: Einerseits will man die Aerodynamik nicht zu sehr stören, andererseits könnten Überhitzungsprobleme die gesamte Saison verhageln.

"Wenn du an der Ecke ein Problem hast, gehen viele Ressourcen drauf", weiß Fry. "Neue Kühler, neue Verkleidung, Probleme mit dem Wirkungsgrad der Motoren. Da verlierst du schnell ein paar Monate." Weil aber alle bei null anfangen, sie es 2014 wichtiger, "das Auto zu entwickeln, als irgendwelchen Kühlproblemen hinterherzulaufen." Er sieht "unendlich viele Möglichkeiten Fehler zu machen."

"Durch Kühlungsprobleme verlierst du schnell ein paar Monate." Pat Fry

Antriebsbereich: Reglement bietet Interpretations-Spielraum

Aus diesem Grund könnte es beim Testauftakt Ende Januar in Jerez einige Teams geben, die auf ein Interimsauto setzen, denn für das Verständnis der neuen Motoren ist jeder Kilometer wichtig. Zumal Fry beim Antrieb auch aus Reglement-Sicht "ein paar Möglichkeiten" sieht, "Dinge unterschiedlich zu interpretieren". Allgemein werde man Lösungen sehen, "die vorher noch niemand gesehen hat".

Bei der Aerodynamik ist das Reglement jedoch laut Fry "ziemlich klar". Potenzial für Fehler gäbe es aber vor allem an der Front der Boliden. Ursache ist der im Vergleich zu den vergangenen Jahren schmalere Frontflügel: "Du musst dir gut überlegen, was du mit den Endplatten machst, und wo die Luft hin soll." Eine Aufgabe, die für die Teams allerdings nicht neu ist: "Das gleiche Problem hatten wir aber auch, als 2009 der Flügel breiter wurde. Wir haben daran gearbeitet und eine Lösung gefunden."