• 30.11.2012 17:31

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Fry: Sparen, aber in Sicherheit und Action investieren

Der Mercedes-Geschäftsführer erklärt, wieso die Formel 1 so teuer ist, warum gespart werden muss und an welchen Stellen es sich doch lohnt, Geld auszugeben

(Motorsport-Total.com) - Für Hersteller wie Mercedes ist es in der Formel 1 nicht damit getan, sportliche Erfolge zu feiern. Sie wollen Gewinne erzielen, die über Pokale und Trophäen hinaus gehen - etwa, indem sie Innovationen entwickeln und erforschen, die langfristig Serienreife erlangen und in den Straßenmodellen der Marke zum Einsatz kommen. "Es geht ja nicht nur um den Elektroantrieb und spezielle Technologien. Es geht um den Prozess, einen Wagen binnen sechs Monaten zu entwickeln", sagt Nick Fry.

Titel-Bild zur News: Nick Fry (Geschäftsführer)

Mercedes-Geschäftsführer Fry will mit der Formel 1 in den USA Fuß fassen

Der Mercedes-Geschäftsführer glaubt, dass die Arbeit an Hochtechnologie unter Zeitdruck auch für die Autos relevant sein kann, mit denen der Endkunde samstags zum Supermarkt fährt. "Das ist interessant, denn so kann man Geld sparen", erklärt Fry. Apropos Geld: Natürlich achtet ein Konzern wie Daimler darauf, seines nicht zu verschleudern. Auch nicht beim Prestigeprojekt Formel 1, das genau wie das DTM-Engagement immer wieder als enormer Kostenfaktor hinterfragt wird.

The winner takes it all

Fry räumt ein: "Wir haben in diesem Sport ein Problem mit den Kosten. Wir müssen sie senken." Wie der Brite meint, hätten längst nicht mehr nur die Teams am Ende der Startaufstellung Probleme, sondern manchmal sogar die im Mittelfeld. Aber warum ist die Formel 1 so teuer? "Der Profit der Sieger ist riesig. Deshalb geben die Leute wahnsinnige Summen aus, um erfolgreich zu sein, mehr Zeit im Fernsehen zu bekommen, mehr Publicity zu generieren", erklärt Fry die Kostenspirale.

Der FIA stellt er für ihre Bemühungen, die Formel 1 günstiger zu machen, ein gutes Zeugnis aus und betont, dass die Silberpfeile an diesem Kurs aktiv mitwirken: "In eine Richtung zu gehen, die vernünftig ist und den Sport unterhaltsam macht, ist uns ganz wichtig." Investieren will Mercedes im Rahmen der Formel 1 am liebsten in Technologie, die einen Mehrwert für die Zuschauer bietet. Beispiel DRS: "Es hat das Überholen einfacher gemacht. Was Leute interessiert, ist nicht die Technik, sondern die Manöver, die daraus entstehen."

Geld in Sicherheit investieren

Doch der Sparkurs müsse Grenzen haben, findet Fry. Etwa dann, wenn die Sicherheit betroffen ist. "Es geht jeden an und liegt uns ganz besonders am Herzen", betont der Geschäftsführer. Er will aber keine Boliden, die auf Schienen fahren: "Unfälle sind eine Sache, die natürlich zur Spannung beitragen, aber niemand will sehen, dass ein Mensch verletzt wird", schiebt Fry einen Riegel vor. "Es geht ja nicht nur um den Fahrer, der im Auto ganz gut geschützt ist." Sondern auch um Streckenposten, die mit umherfliegenden Trümmerteilen einer permanenten Gefahr ausgesetzt sind.

In den vergangenen Jahren habe die Sicherheit der Autos massive Fortschritte gemacht. "Ich denke, das ist in diesen Tagen auch nötig", meint Fry und spielt darauf an, dass in Serienfahrzeugen immer mehr Wert auf innovative Systeme zum Schutz der Insassen gelegt wird. Erfreut zeigt sich der Mercedes-Verantwortliche auch von der Rückkehr der Formel 1 in die Vereinigten Staaten: "Die USA sind in diesem Jahr bisher der wichtigste Markt gewesen", betont er den Stellenwert für das Mercedes-Endkundengeschäfts.

Und auch für die Mitarbeiter genoss Austin einen hohen Stellenwert: "Dort sind rund 23.000 Leute direkt oder indirekt bei Mercedes beschäftigt. Es ist daher wichtig, in den USA erfolgreich zu sein", erläutert Fry, der sich an die Fehlschläge der Vergangenheit noch gut erinnert: "Wir hatten mit der Formel 1 nicht den größten Erfolg, wenn es darum ging, die US-Amerikaner von unserem Sport zu überzeugen." Wird mit Austin alles besser? "Es ist ein großes Sprungbrett für die Zukunft und eine exzellente Chance für geschäftliche Belange."