Fry ortet Schwächen in der Honda-Aerodynamik

Teamchef Nick Fry will den Aufbauprozess bei Honda bis Mitte 2007 abschließen - Aerodynamik war 2006 offenbar die größte Schwachstelle

(Motorsport-Total.com) - Vor Saisonbeginn 2006 wurde Honda nach einem extrem starken Winter als WM-Geheimfavorit gehandelt, doch meistens kommt es anders als man denkt: In den ersten zwölf Rennen gelang nur ein einziger Podestplatz, ehe Jenson Button mit dem Sieg in Ungarn durchstartete und sich im letzten Saisondrittel sogar als fleißigster Punktesammler des gesamten Feldes etablierte.

Titel-Bild zur News: Nick Fry

Honda-Teamchef Nick Fry glaubt zu wissen, woran es 2007 gehapert hat...

Teamchef Nick Fry glaubt die Gründe für diesen langsamen Start inzwischen zu kennen: "Die Aerodynamik war eindeutig unser Schwachpunkt", erklärte er in einem Interview mit 'formula1.com'. "Verglichen mit Renault und Ferrari sind wir auf diesem Gebiet noch Anfänger - wir wissen einfach noch nicht genug darüber. Dass wir mit unserem kleinen 50-Prozent-Windkanal überhaupt so weit gekommen sind, gleicht einem Wunder."#w1#

Neuer Windkanal für 100-Prozent-Modelle

Der alte Windkanal habe "viele Schwierigkeiten" verursacht, weshalb dieses Jahr eine neue Anlage in Betrieb genommen wurde, die ebenfalls in Brackley steht, wesentlich moderner ist und Tests mit 100-Prozent-Modellen ermöglicht. Allerdings verlor Honda zuletzt mit Geoff Willis und Simon Lacey zwei hochrangige Mitarbeiter aus der Designabteilung. Verantwortlicher für die Aerodynamik des neuen RA107 ist daher Mariano Alperin-Bruvera.

Außerdem finden hinter den Kulissen Bemühungen statt, das Designteam rund um Technikchef Shuhei Nakamoto weiter zu verstärken - ein überaus langwieriger Prozess: "Was das Einstellen einer großen Anzahl neuer Mitarbeiter angeht, so handelt es sich dabei um einen Vorgang, der sehr lange dauert. Ich glaube nicht, dass dieser vor Mitte nächster Saison abgeschlossen sein wird", gab Fry realistisch zu Protokoll.

Neben der Aerodynamik galt 2006 anfangs auch der Motor als Schwachstelle des RA106-Pakets - und als die Ingenieure an die Grenzen des Machbaren gingen, um rechtzeitig vor der Einführung des Entwicklungsstopps noch eine neue Spezifikation bei der FIA einreichen zu können, häuften sich auf einmal die Rauchwolken im Heck der weißen Boliden. Schlussendlich bekam Honda die Situation aber doch noch in den Griff.

Fry verteidigt riskante Motorenstrategie

"Am Ende waren wir zufrieden, aber um dahin zu kommen, mussten wir Risiken eingehen." Nick Fry

"Am Ende waren wir zufrieden, aber um dahin zu kommen, mussten wir Risiken eingehen", so Fry. "Weil wir das Motorendesign für nächstes Jahr sehr früh ausprobieren wollten, gingen wir bei der Produktionsqualität Kompromisse ein. Als diese Probleme gelöst waren, waren wir in guter Form und wir konnten den Motor das ganze Rennen hindurch voll ausfahren. Wir sind dieses Risiko eingegangen, weil wir in der WM sowieso nichts mehr gewinnen oder verlieren konnten."

Wichtig sei die Harakiriaktion am Saisonende trotz aller Kritik von außen gewesen, "um Vertrauen hinsichtlich der nächstjährigen Motorenregeln zu gewinnen", wie der Honda-Teamchef festhielt. Und: Angesichts des Entwicklungsstopps war man praktisch dazu gezwungen, gewisse Risiken einzugehen, denn im schlimmsten Fall wäre man ansonsten mehrere Jahre auf einem unterlegenen V8-Triebwerk sitzen geblieben...