Fry: "Montoya hätte sich bei uns anders entwickelt"
Honda-Teamchef Nick Fry sieht in der Psychologie einen wichtigen Erfolgsfaktor und hätte auch Juan-Pablo Montoya ganz anders behandelt
(Motorsport-Total.com) - Es ist eine Politik der kleinen Schritte, die Honda-Teamchef Nick Fry für die Erfolge in der zweiten Saisonhälfte 2006 verantwortlich macht. Natürlich spielen viele technische Errungenschaften - wie etwa der neue Windkanal - eine erhebliche Rolle, doch Fry sieht auch auf anderen Entwicklungsfeldern einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz.

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Nick Fry ist überzeugt, dass 2007 ein gutes Honda-Jahr werden wird
Denn für ihn ist vor allem die psychologische Komponente ein entscheidender Erfolgsfaktor, der von vielen Teamchefs selten berücksichtigt wird. Und das liegt zuweilen an der Unternehmensphilosophie, ist Fry überzeugt: "Man muss Gefühle zulassen", so der 50-Jährige gegenüber der 'Motorsport aktuell'. "Ich habe in der letzten Saison genau gespürt, wie sich die Stimmung in der Mannschaft verändert hat."#w1#
Honda hätte Montoya anders behandelt
Natürlich dürfte der Sieg von Jenson Button in Ungarn 2006 nicht gänzlich unverantwortlich für diesen Stimmungswandel gewesen sein, doch Fry macht an diesem Ruck noch ein anderes Phänomen fest: "Ein solcher Schub muss aber von der Unternehmensphilosophie erstmal zugelassen werden."
Und genau da sieht er Honda im Vorteil, wie er durch einen Vergleich beschreibt: "Ich bin zum Beispiel auch sicher: Juan-Pablo Montoya hätte sich bei uns ganz anders entwickelt - eben weil wir auch die Psyche mit berücksichtigen", und spätestens mit diesem Satz wird klar, gegenüber wem sich der 50-Jährige im Vorteil sieht.
Die Saison 2004 war ein Zufallstreffer
Eigentlich war Honda schon in der Saison 2004 ein siegfähiges Team, als alleine Button vier zweite und sechs dritte Plätze einfuhr und mit 85 Punkten Platz drei in der Fahrerweltmeisterschaft belegte. Man erreichte hinter den überlegenen Ferraris den zweiten Platz in der Konstrukteursmeisterschaft, doch ein Sieg war dem Team nicht vergönnt.
Fry sieht diese Saison auch mehr oder weniger als einen Zufallstreffer: "Als wir 2004 gut da standen, hatten wir nicht genau verstanden, warum das Auto so gut war. Wir begannen erst 2006 die Einflüsse der verschiedenen Faktoren und ihr Zusammenspiel zu durchblicken."
Barrichello als wichtiger Baustein
Ein Baustein in diesem Puzzle war auch die Verpflichtung von Rubens Barrichello. Trotz größerer Anfangsschwierigkeiten war der Brasilianer genau die Art der Unterstützung, die dem Team noch gefehlt hatte: "Rubens konnte die Baustellen des Autos sehr genau benennen - und zwar so, dass die Ingenieure auch wussten, was sie zu tun hatten", so Fry.
Dabei habe es dem Team viel gebracht, dass sich Barrichello enorm einbrachte, ohne "harsch und rüde zu kritisieren", denn der Brasilianer war in seiner Argumentationsführung ohnehin schwer zu widerlegen: "Ich weiß von Ferrari, dass es besser geht, also erzählt mir nicht, es sei nicht möglich."

