Fry: Erster Sieg zählt mehr als die WM-Wertung

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Schlussendlich habt ihr doch alle das Dokument unterzeichnet, um Minardi zu unterstützen. Die Stewards haben ihre eigene Entscheidung getroffen. Was denkst du darüber?"
Nick Fry: "Ich denke, dass es gut ist, dass die Teams schlussendlich alle zusammengehalten haben und versucht haben, Paul zu unterstützen. Aber am Ende des Tages ist ein Schiedsrichter ein Schiedsrichter und der Sport braucht einen unabhängigen Schiedsrichter und ich denke, dass sie eine mutige Entscheidung getroffen haben, gut gemacht!"

Frage: "Du bist neuer Teamchef von BAR-Honda, wie sehr haben sich die Dinge für dich verändert?"
Fry: "Ich bin neu in diesem Job aber nicht neu in diesem Team und habe die vergangenen vier Jahre zusammen mit David (Richards, ehemaliger Teamchef; Anm. d. Red.) zusammengearbeitet, die letzten drei als Managing Direktor. Vieles ist gleich geblieben mit zusätzlichen Verantwortungsbereichen, Dinge, die ich tun muss, wie das hier. Dass wir Honda mit 45 Prozent Anteilen im Team haben, hat das Leben leichter gemacht, eine Menge Barrieren sind abgebaut worden und die Kommunikation ist viel einfacher und wir können auf ihre Ressourcen zurückgreifen."#w1#

Nur der erste Sieg zählt

Frage: "Aber ihr ward im vergangenen Jahr Zweiter..."
Fry: "Ja, wir haben andere Ziele. Natürlich sind wir vergangenes Jahr vom achten auf den zweiten Platz gekommen und das war eine großartige Verbesserung aber wir gewannen kein Rennen und wir lagen Welten hinter Ferrari. Aus diesem Grund sollten wir uns nicht allzu sehr selbst auf die Schulter klopfen. Unser Ziel ist es in diesem Jahr, ein Rennen zu gewinnen, auch wenn wir dabei bei der Position in der Meisterschaft einen Kompromiss eingehen müssten, das würden wir dafür eintauschen. Es macht viel Spaß. Wir haben ein hoch motiviertes Team und zwei hoch motivierte Fahrer und einen großartigen Teamgeist. Wir werden es probieren."

Frage: "Du hast wie Red Bull Racing eine Marketingstrategie, den Fun-Faktor in die Formel 1 zu bringen. Werdet ihr damit weitermachen?"
Fry: "Wir müssen anerkennen, dass wir gegeneinander antreten, was in dieser Beziehung der Schlüssel ist, aber wir treten in einem Sport an. Ich denke, dass immer mehr realisiert wird, dass die Formel 1 sehr populär ist, aber wir sagen, dass sie noch besser sein könnte. Und genau das müssen wir tun. Wir brauchen mehr Unterhaltung und müssen den Fans zuhören und ich bin froh, dass wir Experten wie 'Red Bull', eine Marketingfirma, haben, die wirklich involviert sind. Wir können von ihnen eine Menge lernen."

"Optimale Lösung noch nicht gefunden"

Frage: "Du willst also für den Mann auf der Tribüne arbeiten, heute haben wir aber sehr wenig Verkehr im Training gesehen, es wird am Samstag die Pole noch nicht feststehen. Wie denkst du, wird die Öffentlichkeit auf diese Veränderungen reagieren?"
Fry: "Ich denke, dass wir wirklich auf die Zukunft blicken und weniger auf das, was im Moment vor sich geht und ich denke, dass es verbessert werden kann. Meiner Ansicht nach ist es im Moment nicht optimal und ich wäre ziemlich verwirrt, wenn ich ein Formel-1-Zuschauer wäre. Wir wollen nach dem Ende des Concorde Agreements bestimmte Dinge anders machen, daran arbeiten wir. Wir müssen nach vorn schauen und wir müssen nach außen schauen, in Richtung anderer Disziplinen, anderer Sportarten und andere Aktivitäten."

"Wir wollen alle erfolgreich sein und Honda ist mit Sicherheit langfristig dabei. Dies ist keine kurzfristige Angelegenheit und wir wollen die Popularität aufbauen, um die Ziele aller zu erreichen, unsere Ziele sind aus diesem Grund eher längerfristig angelegt, wir wollen nicht nur kommentieren, was wir morgen tun sollten, aber ich denke, dass der Glaube weit verbreitet ist, dass wir die optimale Lösung noch nicht gefunden haben."

Fry häl den Weisheit letzter Schluss nicht parat

Frage: "Hast du irgendwelche Ideen, wie man die optimale Lösung erreichen könnte?"
Fry: "Ich denke, dass die Antwort nein lautet, ich habe nichts, was ich schon der Öffentlichkeit mitteilen könnte. Ich denke, dass dies Teil des Problems ist, um ehrlich zu sein, dass manche Lösungen und manche Veränderungen, die vorgenommen worden sind, nicht jenen Level an Analyse genossen hatten, den sie haben sollten. Meiner Meinung nach sind Kurzschlusshandlungen genau der falsche Weg."

"Dies ist ein großer Sport, es ist viel Geld involviert, viele Leute involviert, viele Einkommen und ich denke, dass wir vielleicht ein wenig mehr Meinungen einholen sollten anstatt immer nur Leute rauszuschmeißen. Ich glaube nicht, dass es uns an Ideen mangelt, aber es ist notwendig, dass man mit Ideen ankommt, die sauber durchdacht sind, anstatt einfach mit irgendwelchen Ideen anzukommen, die manchmal nicht die richtige Auswirkung haben und sogar noch mehr Geld kosten, was komplett kontraproduktiv ist."

Kein Honda-Team in absehbarer Zukunft

Frage: "Wenn man mit Leuten bei BAR spricht, dann bekommt man den Eindruck, dass die Übernahme durch Honda im Winter schneller gekommen ist, als dies viele Leute erwartet hatten und der Einfluss von Honda ziemlich schnell zunimmt. Wann werden wir wahrscheinlich ein Team in der Formel 1 sehen, das sich Honda nennt, und wird dieser Prozess durch das am 31. Juli in Kraft tretende Tabakwerbeverbot beschleunigt?"
Fry: "Okay, eine Vielzahl an Fragen. Ich bin ein wenig überrascht, was du in Bezug auf die beschleunigte Involvierung von Honda sagst, denn das ist nicht wirklich eine große Veränderung. Herr Tanaka, der zuvor in Bracknell stationiert war, wo die Motoren in England gebaut wurden, sitzt nun im Büro neben mir und es gibt ein paar neue Leute, aber abgesehen davon hat sich nicht allzu viel verändert, um ehrlich zu sein."

"Ich denke, dass die verbreitete Meinung jene ist, dass die Entscheidung eine gute war, denn wir können nun aufgrund der Nähe Entscheidungen viel schneller fällen. Ich denke, dass dies alles positiv gewesen ist. Es gibt im Moment keine Absicht, den Namen des Teams zu ändern oder für Honda, das Team zu besitzen. 'British American Tobacco' ist leidenschaftlich, sie unterstützen den Sport und im Moment ist unsere Annahme jene, dass es Ende Juli nicht anders sein wird."

Keine Angst vor dem Tabakwerbeverbot

"Wir denken nicht, dass die Britische Regierung jemals geplant hatte, das Gesetz so strikt durchzusetzen, wie das manche Leute vorhergesagt haben. Wir haben ständig um Klarstellung gebeten und es hat keine Klarstellung gegeben, im Moment machen wir also weiter wie bisher. Was das Engagement von 'BAT' angeht so sind sie dem Team verpflichtet, ich denke, dass wir vielleicht in einer glücklichen und einzigartigen Position sind, dass wir zwei komplette Blue-Chip-Partner als 45- und 55-Prozent-Anteilseigner haben. Unsere Zukunft ist aus diesem Grund gesichert und für uns ist es das Ziel, die Weltmeisterschaft zu gewinnen, so einfach ist das."

Fry findet Briatores Vorschlag gut

Frage: "Flavio Briatore meinte an diesem Wochenende, dass es sinnvoll sei, die Grand-Prix-Wochenenden so abzuhalten, dass man freitags testet, das Qualifying am Samstag durchführt und dann am Sonntag Rennen fährt. Was denkst du darüber?"
Fry: "Ich denke, dass wir häufig Beschwerden über 19 Rennen hören, aber in der Nascar fahren sie glaube ich 38. Ich glaube, dass es ein besserer Weg ist, den Sport vor den Fans und den Kunden zu betreiben, das würde generell für gute Laune sorgen."

Frage: "Wenn es so einfach ist, warum kann man es dann nur so schwer umsetzen?"
Fry: "Man braucht zehn Leute, die zustimmen. Ich denke, dass es eine gute Idee ist. Flavio hat in dieser Beziehung viele gute Ideen, denn er konzentriert sich auf das Marketing und die gute Seite des Wettbewerbs davon. Ob es exakt die richtige Lösung ist, weiß ich nicht. Ich denke, dass wir ein wenig Zeit brauchen, damit wir unter den Teams das richtige Format festlegen können."

Frage: "Abschließende Frage, wer wird das Rennen am Sonntag gewinnen?"
Fry: "Wir wären enttäuscht, falls wir nicht auf dem Podium stehen würden. Wir erwarten, dass die McLaren stark sein werden und sie sind es, wenn es also nicht einer der McLaren wäre, dann wären wir überrascht."