• 14.03.2008 08:51

  • von Dieter Rencken

Fry: "Aerodynamik ist sehr stabil"

Honda-Geschäftsführer Nick Fry spricht im Interview mit 'Motorsport-Total.com' über den Auftakt in Melbourne, Ross Brawn, KERS und Co.

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Nick, wie fasst du den heutigen Tag zusammen?"
Nick Fry: "Es lief wir erwartet. Wir haben das Auto für Melbourne erst vor einer Woche fertig gestellt. Beim Test in Jerez war die neue Spezifikation viel besser als die alte - und das scheint sich hier zu bestätigen. Unser Ziel ist, irgendwo in der Mitte des Feldes zu landen. Ob wir eher im vorderen oder im hinteren Mittelfeld stehen, werden wir morgen sehen. Wir sind realistisch. Wenn wir in der Mitte landen, dann haben wir Spielraum für Verbesserungen. Die Pläne für die Weiterentwicklung haben wir schon.

Titel-Bild zur News: Nick Fry

Nick Fry ist mit dem ersten Trainingstag in diesem Jahr nicht unzufrieden

Frage: "Hat das Auto irgendwelche besonderen Stärken?"
Fry: "Da fallen mir viele ein, aber am entscheidensten ist vielleicht, dass die Aerodynamik im Vergleich zum vorjährigen Auto sehr stabil ist. Im Vorjahr mussten wir ständig mit einem unberechenbaren Auto kämpfen - wo wir keinen Abtrieb erwarteten, war plötzlich welcher da, und wo wir Abtrieb wollten, fehlte er. Das machte den Fahrern das Leben schwer. Dieses Auto ist da sauberer, gut ausbalanciert, ein guter Ausgangspunkt. Darauf können wir Performance aufbauen. Das vorjährige Auto war einfach instabil."#w1#

Frage: "Sind eure Kalibrierungsprobleme mit dem Windkanal also aussortiert?"
Fry: "Wir hatten keine Kalibrierungsprobleme mit dem Windkanal, denn der Windkanal war der Windkanal. Die Ziele des Teams in spezifischen Bereichen waren sehr genau, aber die Schwierigkeit war es, diese Ziele auf der Strecke umzusetzen. Wir hatten einiges an Abtrieb, aber der war leider unberechenbar. Das lag nicht am Windkanal oder an der Ausstattung, sondern an den Zielen, die das Aeroteam ausgearbeitet hatte. Als Loïc (Bigois; Anm. d. Red.) zu uns kam, definierte er neue Ziele. Er erfüllte diese - und jetzt ist das Auto stabil. Genau das wollten wir."

Frage: "Spürt man den Eindruck von Ross Brawn schon?"
Fry: "Ross wirkte sich sofort aus. Natürlich dauert es ein Weilchen, bis wir das Auto designen können, das er sich wünscht, aber wenn es darum geht, Stabilität ins Team zu bringen, den Leuten Selbstvertrauen zu schenken, dann hatte er schon Auswirkungen. Er kann ja als Referenz auf sein Wissen aus den Ferrari-Jahren zurückgreifen. Natürlich hat sich das sofort auf das Ingenieursteam ausgewirkt. Er hatte noch keine Zeit, um das Team zusammenzustellen, dass er haben will, und er hatte noch keine Zeit für die Entwicklung des Autos, das er sich wünscht. Das ist das Ziel für 2008."

Frage: "Es gibt noch immer kein Concorde Agreement. Wo steht ihr diesbezüglich?"
Fry: "Das Concorde Agreement macht Fortschritte, denn alle wünschen sich eines. Wir glauben, dass die finanziellen Vereinbarungen, die wir vor ein paar Jahren getroffen haben (in Barcelona 2006; Anm. d. Red.), immer noch gelten. Das ist das Wichtigste. Die Formalitäten kann man auch später klären, aber in erster Linie geht es ums Geld, und das Geld liegt auf einem Bankkonto. Die meisten Teams werden ja von einem Automobilhersteller unterstützt. Solange unsere Buchhalter wissen, dass das Geld irgendwo wartet, beschweren die sich nicht."

Frage: "Und wie weit seid ihr mit KERS?"
Fry: "Wir machen Fortschritte, aber es ist schwierig. Es bedarf enormer Ressourcen. Jene Leute, die wir im Motorenbereich wegen der Homologierung nicht mehr brauchen, arbeiten nun am KERS-System. Ich meine, es sind natürlich andere Leute, aber die Summen, die in diesen Bereich wandern, sind durchaus damit vergleichbar. Da ist noch viel Arbeit zu tun."

"Die Summen, die in diesen Bereich wandern, sind durchaus damit vergleichbar." Nick Fry

Frage: "Wann werden wir das System zum ersten Mal im Auto sehen?"
Fry: "Das weiß ich nicht."

Frage: "Habt ihr die mechanische oder die elektronische Richtung bei KERS eingeschlagen?"
Fry: "Im Moment beide! Ich denke, die meisten Teams begutachten gerade verschiedene Optionen. Wir haben das auch schon von vielen auf eine kleine Zahl eingegrenzt."