• 02.12.2005 12:24

  • von Fabian Hust

Frühe Fertigstellung des Toyota TF106 ein Fehler?

Während die Toyota-Verantwortlichen in der frühen Fertigstellung des TF106 einen taktischen Vorteil sehen, ist der Erzrivale anderer Meinung

(Motorsport-Total.com) - Es mögen zwar noch gut 100 Tage bis zum Start der Formel-1-Saison 2006 sein und Toyota hat bisher als einziges Team sein neues Auto im Testeinsatz, doch dennoch oder gerade deswegen ist das "Psychoduell" zwischen den beiden Erzrivalen Toyota und Honda schon in vollem Gange.

Titel-Bild zur News: Geoff Willis

Geoffrey Willis empfindet es als besser, das Auto nicht so früh fertig zu stellen

Bei Toyota stellen die Verantwortlichen die frühe Fertigstellung des TF106 als wichtiges Element für ein erfolgreiches Jahr 2006 dar. Man könne so die Mechanik des Autos - also V8-Motor zusammen mit dem Getriebe und den Aufhängungen - auf Herz und Nieren testen. Zudem werde man kurz vor dem Saisonstart noch ein neues Aerodynamikpaket nachschießen.#w1#

Auf dem Papier dürfte Toyota aber dennoch einen Nachteil haben, denn natürlich musste die Entwicklung des Monocoques früher abgeschlossen werden als bei der Konkurrenz - das zumindest ist die Meinung von Geoffrey Willis, Technischer Direktor des BAR-Honda-Rennstalls, der kommendes Jahr als Honda Racing F1 Team an den Start gehen wird.

"Ein späteres Launchdatum ist vorzuziehen", so der Brite gegenüber 'autosport.com'. "Wir werden wohl im Windkanal mehr aus unserem Auto herausholen." Zudem teste man wie Toyota bereits "60 Prozent unseres neuen Autos", darunter Motor, Getriebe, Hydraulik, Elektronik und Hinterradaufhängung. Somit sei man ebenfalls in der Lage, wie Toyota die Mechanik frühzeitig zuverlässig zu bekommen.

Während Toyota zudem ausschließlich mit dem TF106 testet, schlägt Honda einen anderen Weg ein, indem man mit einem auf dem Vorjahresmodell basierenden Hybdridauto und dem alten Boliden von 2005 parallel unterwegs ist, um Vergleiche durchführen zu können.

Toyota schwelgt von den umfangreichen Ressourcen, die es erst ermöglicht haben, zwei TF106 so früh fertig zu stellen - Honda könnte argumentieren, dass man stattdessen eben eine Zwischenlösung für die Tests gebaut hat...

Die Ergebnisse dieser Versuche werden laut Willis jedenfalls in den nächstjährigen Boliden, der auf den Namen RA106 hören wird, einfließen. Der Brite glaubt übrigens nicht, dass die Autos wieder so schnell sein werden wie 2004, vor Beschneidung der Aerodynamik und der Motoren. Zwar könne man die alten Abtriebswerte erreichen, die Umrüstung auf V8-Motoren werde sich aber zu stark auswirken.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es kein Patentrezept für diesen Konflikt gibt. Ferrari beispielsweise startete in den letzten Jahren häufig mit einem überarbeiteten Vorjahresmodell in die Saison, um das neue Auto so lang wie möglich entwickeln zu können und gewann damit WM-Titel. In diesem Jahr ging diese Strategie in die Hose.

Ist ein Auto von Anfang an zuverlässig, hat man vielleicht Entwicklungszeit "verschenkt", doch wehe, es gibt unerwartete Probleme, dann ist das Team über jeden Tag froh, den man nicht länger im Windkanal sondern auf der Strecke verbracht hat...