• 26.07.2001 12:27

Frentzen: Flucht nach Spanien - Spekulationen um Zukunft

Während Frentzen das Weite gesucht hat, wird heftig über die Zukunft des Mönchengladbachers spekuliert

(Motorsport-Total.com/sid) - Abtauchen, abschalten, abwarten: Am Tag nach dem Rauswurf bei Jordan floh Heinz-Harald Frentzen zu seiner Mutter nach Spanien, die Chancen auf ein baldiges Comeback des Mönchengladbachers in der Formel 1 sinken derweil weiter. Nach der Absage von Toyota haben sich für den 34-Jährigen am Donnerstag auch die Hoffnungen auf ein Engagement bei Jaguar und BAR zerschlagen. So bleibt Frentzen, der sich sein verpasstes "Heimspiel" in Hockenheim am Sonntag im Fernsehen anschauen kann, vielleicht nur noch der Umstieg in die US-Cart-Serie oder die DTM, deren Chef Hans-Werner Aufrecht bereits Interesse signalisiert hat.

Titel-Bild zur News: Heinz-Harald Frentzen

Heinz-Harald Frentzen ist verständlicher Weise nach Spanien geflüchtet

"Wir haben Eddie Irvine und Pedro de la Rosa auch für die nächste Saison unter Vertrag. Eine Verpflichtung von Frentzen wäre gar nicht möglich und ist auch kein Thema", sagte Jaguars Sportdirektor Niki Lauda dem Sport-Informations-Dienst (sid). Keine Erinnerung mehr daran, dass Frentzen als deutscher Pilot vor nicht allzu langer Zeit noch ganz oben auf dem Wunschzettel von Jaguar-Boss Wolfgang Reitzle stand.

Unterdessen erntete "HHF" Mitgefühl von Weltmeister Michael Schumacher. "Das ist schon eine seltsame Sache", meinte der Kerpener: "Allerdings ist Eddie Jordan in dieser Hinsicht ja berüchtigt. Bei meinem Bruder Ralf hat er sowas damals auch mal versucht." Schumachers Manager Willi Weber hat die Nachricht von Frentzens Abschuss geschockt, er machte dem Gladbacher aber Mut: "Ich bin sicher, dass man Frentzen in der nächsten Saison wieder in der Formel 1 sieht."

Wenn Neueinsteiger Toyota, der am Mittwoch erklärte, dass es kein Interesse an Frentzen gebe, seine Meinung nicht noch ändert, dürfte es für den 34 Jahre alten Frentzen aber schwer werden, wieder einen Platz zu finden. Die Top-Teams Ferrari, McLaren-Mercedes und BMW-Williams sind besetzt, Jordans Honda-Konkurrent BAR bestätigte am Donnerstag Jacques Villeneuve und Olivier Panis für 2002.

Frentzens früherer Teamchef Peter Sauber, der ihn im vorigen Jahr noch zurückholen wollte, ist inzwischen mit seinen "jungen Wilden" Nick Heidfeld und Kimi Räikkönen glücklich. Renault als derzeit schwächstes der Werksteams hat in Giancarlo Fisichella, Jenson Button, Testpilot Mark Webber und Minardi-Talent Fernando Alonso gleich vier Piloten zur Auswahl. Und ob sich Frentzen selbst den Abstieg zu Hinternbänklern wie Prost, Arrows oder gar Minardi antun will, ist mehr als fraglich.

Dann vielleicht schon eher der Umstieg in die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft. "Wenn er Interesse hat, ist er sicher ein Thema", sagte Aufrecht, Chef des HWA-Teams von DTM-Champion Bernd Schneider, dem sid: `Er wäre einer der großen Namen, die wir in der Serie gebrauchen können. Man muss auf jeden Fall versuchen, ihn zu bekommen. Allerdings sollte man noch ein paar Tage warten, bis er sich selbst sortiert hat."

In der DTM wäre Frentzen auf jeden Fall einer der Superstars, eine Rolle, die er in der Formel 1 nie erreicht hat. Deutlich ruhiger wäre es dagegen für "HHF" in der US-Cart-Serie, wo das Medieninteresse nicht so groß ist wie in der Formel 1 und die ganze Atmosphäre deutlich lockerer ist als in Bernie Ecclestones PS-Zirkus. Schon 1998 war ein Wechsel in die Cart-Serie mal ein Thema, bevor es doch noch mit Jordan klappte.

Frentzen ist einer Luftveränderung nicht ganz abgeneigt. "Als Motorsportfan hätte ich gerne auch mal was anderes probiert. So lange ich noch Motivation habe, werde ich weiterfahren", hatte er noch in Silverstone gesagt. Genau diese Motivation hat Jordan möglicherweise zuletzt vermisst. Zwar wird auch in englischen Medien über die genauen Gründe für die Entlassung nur spekuliert, aber die Londoner Times schreibt, dass der Ire offenbar einen ungewöhnlich heftigen Zwist mit Frentzen hatte, der durch Frentzens Gleichgültigkeit drastisch verschlimmert worden sei.