• 25.07.2001 14:08

  • von Fabian Hust

Jordan kündigt Frentzen: Karriere-Aus oder Toyota?

Für Ralf Schumacher ist es wenig überraschend, was mit Heinz-Harald Frentzen passiert ist - Quo vadis HHF?

(Motorsport-Total.com/dpa) - Heinz-Harald Frentzen muss beim Großen Preis von Deutschland tatenlos zuschauen und steht vor dem Ende seiner Formel-1-Karriere. Das Jordan-Team hat dem 34 Jahre alten Mönchengladbacher am Mittwoch vier Tage vor seinem Heimrennen auf dem Hockenheimring "mit sofortiger Wirkung" gekündigt - und das wenige Tage, nachdem man den Vertrag bis 2002 verlängert hatte. "Den mir für diese Kündigung angeführten Gründen widerspreche ich energisch und lehne sie in ihrer Gesamtheit ab", erklärte Frentzen in einer sieben Zeilen kurzen Pressemitteilung. "Mit der Wahrnehmung meiner Interessen habe ich meine Rechtsanwälte beauftragt."

Titel-Bild zur News: Heinz-Harald Frentzen

Heinz-Harald Frentzen ist am Tiefpunkt seiner Karriere angekommen

Testpilot Ricardo Zonta ersetzt Frentzen in Hockenheim. Der Brasilianer war für den Deutschen nach dessen Trainingsunfall in Kanada schon einmal in dieser Saison eingesprungen. "Wer danach die restlichen Grand Prix für Jordan-Honda bestreitet, kann ich nicht sagen", teilte eine Teamsprecherin auf dpa-Anfrage mit.

Ralf Schumacher sagte bei einer BMW-Veranstaltung in München: "Ich kenne Eddie Jordan und weiß wie er handelt. Deshalb bin ich nicht überrascht. Das Gerücht kursierte im Fahrerlager schon seit mehreren Monaten." Der BMW-Williams-Pilot, der selbst zwei Jahre lang für Jordan fuhr, meinte zu den möglichen Kündigungsgründen: "Es ist immer problematisch, gegen die Mühlen im Team zu mahlen. Da fehlt ihm die Unterstützung." Die Trennung sei für "Heinz-Harald, auch wenn er das heute nicht so sieht, das Beste".

Weder Jordan noch Frentzen gaben Gründe für die überraschende Trennung an. "Es war eine enttäuschende Saison für uns beide", teilte Teamchef Eddie Jordan kurz und bündig mit. "Wir hatten nach dem britischen Grand Prix einen Meinungsaustausch und dies ist das Ergebnis." Frentzen bezeichnete die Vertragskündigung als "unerwartet", ging aber ebenfalls nicht auf die Gründe ein. "Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist es mir nicht möglich, weitergehende Stellungnahmen abzugeben", bat er schriftlich um Verständnis für seine Zurückhaltung. Weder Eddie Jordan noch Frentzen oder dessen Manager Ortwin Podlech waren zu sprechen.

Vor dem Hintergrund, dass beide Seiten erst vor einem Monat beim Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring nach Einlösung einer Option die Fortsetzung ihrer Zusammenarbeit bis einschließlich 2002 bestätigt hatten, erscheint die Kündigung absurd und grotesk. "Ich möchte mithelfen, Jordan zu einem Top-Team zu machen", hatte Frentzen noch vor knapp zwei Wochen beim britischen Grand Prix erklärt. In Silverstone hatte der dreimalige Grand-Prix-Sieger als Siebter knapp die Punkteränge verfehlt.

Nach einem ordentlichem Start mit sechs WM-Zählern in den ersten vier Rennen verlief die Saison immer schlechter für Frentzen. Technische Defekte, Pech und eine Rennpause in Montreal als Folge seines Unfalls in Monaco führten dazu, dass der Vize-Weltmeister von 1997 seither keinen einzigen Punkt mehr holte. Vor Hockenheim liegt er in der Fahrerwertung nur auf Rang elf. Hinzu kommt, dass sein italienischer Teamkollege Jarno Trulli als Neunter (9 Punkte) und mit einer beeindruckenden 9:1-Bilanz im direkten Qualifying-Bereich Frentzen immer stärker in den Hintergrund drängte.

Frentzen droht nun nach acht Jahren und 124 Rennen das Karriere- Aus in der Königsklasse des Motorsports. Dabei hatte der Rheinländer noch in Silverstone erklärt, er denke "natürlich manchmal an die Zukunft. Aber meine Motivation hält mich fest." Möglicherweise könnte er bei Toyota, das in der kommenden Saison in die WM einsteigt, ein Cockpit ergattern.

Nach einem Zwischenspiel in der japanischen Formel 3000 stieß der langjährige Weggefährte und Rivale Michael Schumachers, mit dem er einst zu den Mercedes-Junioren gehörte, 1994 in die Formel 1. Sauber hatte ihn verpflichtet. 1997 holte das Top-Team Williams den vielversprechenden Frentzen. Allerdings konnte er dort die hoch gesteckten Erwartungen mit nur einem Sieg nicht erfüllen. Nach zwei Jahren wechselte Frentzen zu Jordan, wo ihm zwei weitere Erfolge glückten.