Frank Williams: Porträt und Interview
Der an den Rollstuhl gefesselte BMW WilliamsF1 Teamchef ist einer der letzten großen Namen der Formel 1 und träumt wieder von Erfolgen
(Motorsport-Total.com) - WilliamsF1, das nach Firmengründer Frank Williams benannte Unternehmen, ist eines der erfolgreichsten Teams der Formel-1-Historie und war in den vergangenen 27 Jahren Arbeitgeber für einige der größten Fahrer der Sportgeschichte. Das Erfolgsrezept von Frank Williams: ein unerschütterlicher Siegeswille, gepaart mit unerschöpflicher Energie und großer Liebe zu seinem Sport.

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Frank Williams ist seit 27 Jahren Formel-1-Teamchef
Frank Williams wurde am 16. April 1942 im englischen South Shields, Newcastle-upon-Tyne, geboren. Seine Jugend verbrachte er überwiegend in Schottland, wo er ein Internat bei Dumfries besuchte. In dieser Zeit erwachte sein Interesse am Rennsport, ausgelöst durch die Erfolge von Mike Hawthorn und Peter Collins. 1958 besuchte er als eines seiner ersten Autorennen den Großen Preis von Großbritannien in Silverstone. Aus Interesse wurde Begeisterung.#w1#
Williams begann als enthusiastischer Motorsport-Fanatiker
Von diesem Tag an besuchte Williams alle Rennen, die er irgendwie erreichen konnte - per Anhalter bereiste er das ganze Land. Getrieben von seiner Leidenschaft für diesen Sport, ließ er auch nie die Rennen am ersten Weihnachtstag in Brands Hatch aus. Der Trip von Nottingham, wo er mittlerweile wohnte, nach Kent war stets zermürbend. Kaum jemand war unterwegs auf der verschneiten A1. Der 25. Dezember 1959 ist ihm noch besonders lebhaft in Erinnerung: "Es war bitterkalt und nass. Ich war furchtbar durchweicht und durchgefroren und habe mir in einer kleinen Hütte neben dem heutigen Team-Eingang der Strecke trockene Kleidung angezogen. Dort habe ich später noch oft Zuflucht vor der Kälte gesucht und bin von dort aus auch immer nach Hause getrampt." Wer hätte geahnt, dass ein grün-weißes Auto dieses Mannes 21 Jahre später am selben Ort den Grand Prix gewinnt.
Er gelang mit dem Erwerb eines renntauglichen Austin A35, der vormals Graham Hill gehört hatte. Williams erinnert sich an einen Unfall in Mallory Park, nach dem ihn Jonathan Williams aus dem Wrack zog. Dieser Namensvetter machte Frank Williams später mit den zentralen Figuren des Motorsports bekannt. Nach einer Reihe erfolgloser Renneinsätze stand fest: Frank Williams' Talente lagen nicht im Fahren, dafür aber im Management.
Nachdem er verschiedene Autos für andere Fahrer vorbereitet und sein eigenes Formel-2-Team geführt hatte, realisierte er 1969 seine Formel-1-Ambitionen. Sein enger Freund, der Brauerei-Erbe Piers Courage, war bereits Formel 2 bei Williams gefahren und belegte 1969 den achten Platz in der F1-Fahrerweltmeisterschaft. Im Juni 1970 schlug das Schicksal zu: Courage starb beim Großen Preis von Holland in Zandvoort am Steuer eines von Williams eingesetzten de Tomaso.
Mit großer Willensstärke und Zielstrebigkeit verfolgte Williams seine Ziele trotz dieses großen persönlichen Verlustes weiter und gründete 1977 Williams Grand Prix Engineering. Die Firma wurde Plattform für eine bis heute andauernde Partnerschaft mit seinem Konstrukteur Patrick Head.
1979 gewann Ragazzoni erstmals ein Rennen für Williams
Das junge Team arbeitete sich rasch aus den Kinderschuhen. Nur zwei Jahre vergingen, bis Clay Regazzoni den ersten GP gewann. Er siegte 1979 in Silverstone - auf jener Rennstrecke, auf der Frank Williams 21 Jahre zuvor seinen ersten Grand Prix gesehen hatte.
Über Jahre hatte Williams als "Underdog" gekämpft. "Für mich eröffnete sich eine neue Welt", erinnert er sich, "ich musste lernen, mit unserer neuen Stärke umzugehen. Bis dahin war es für uns ein Erfolg gewesen, wenn wir uns qualifizieren konnten. Jetzt schienen wir plötzlich ernsthaft konkurrenzfähig zu sein." In den folgenden acht Jahren gewann die Mannschaft je zwei Mal die WM der Konstrukteure und der Fahrer.
1986, auf dem Rückweg von Testfahrten im französischen Paul Ricard, kam Frank Williams mit seinem Wagen von der Straße ab. Ein folgenschwerer Unfall: Die Verletzungen fesselten ihn für immer an den Rollstuhl. Er ließ sich dennoch nicht unterkriegen. Gemeinsam mit Patrick Head gewann das Team, seit 1998 umbenannt in WilliamsF1, insgesamt neun Mal die Konstrukteurs-WM und stellte sieben Mal den Weltmeister der Fahrer.
Als weitere Auszeichnungen empfing Frank Williams 1981 und 1994 den "Queen's Award for Export Achievement", eine königliche Auszeichnung für im Ausland erfolgreiche Unternehmen. In der "New Years Honours List" von 1999 wurde Williams in den Ritterstand erhoben, bereits 1986 war er mit dem Titel "Commander of the British Empire" geehrt worden. Außerdem ist er eines der wenigen ausländischen Mitglieder der französischen Ehrenlegion, eine Auszeichnung für die zusammen mit Renault errungenen Erfolge.
Heute lebt Frank Williams, Vater von drei Kindern, zusammen mit seiner Frau in Berkshire. Bleibt ihm neben dem Motorsport noch Zeit, entspannt er bei klassischer Musik und Kunst. Er spricht fließend drei Sprachen und interessiert sich für Politik, Luftfahrt, Militärgeschichte sowie englische Traditionen und drückt der Fußballmannschaft Newcastle United die Daumen.
Frank Williams im Interview
Frage: "Es vergeht derzeit kaum ein Tag, an dem die Zukunft der Formel 1 nicht in der Diskussion steht. Wie blicken Sie der Zukunft entgegen?"
Frank Williams: "Mit mehreren Jahrzehnten Formel-1-Erfahrung im Rücken betrachte ich das eher philosophisch. Bedrohungen und Herausforderungen kommen und gehen. Solange jeder darauf achtet, dass wir guten Rennsport liefern, den die Fans sehen wollen, wird die Formel 1 bestehen und florieren. Nicht nur in der Formel 1, sondern allgemein im Leben wird sehr viel Energie auf politischen Nebenschauplätzen verbraucht. Aber solange wir auf die wichtigen Elemente fokussiert bleiben, wird auch das Interesse vorhanden sein und damit auch die finanzielle Grundlage, die uns ermöglicht, Rennen zu fahren."
Frage: "Wie sehen Sie die Rolle der FIA und der FOM?"
Williams: "FIA und FOM haben in den vergangenen Jahrzehnten gute Entscheidungen in der Führung bzw. in kommerziellen Belangen getroffen. Sie haben die Bedeutung und die Anziehungskraft der Formel 1 vor anderen international aufstrebenden Sportarten manifestiert. Aber es ist wichtig, dass wir die bestehenden Arrangements hinterfragen und eine Lösung finden, um den Sport so zu organisieren, dass die Teams solvent und die Hersteller an Bord bleiben. Und, das ist sehr wichtig, wir müssen für den Unterhaltungswert sorgen. Diese Vorgaben erfüllen wir wirklich nicht immer."
Frage: "Wie geht es WilliamsF1 in diesen unruhigen Zeiten?"
Williams: "Die Lage ist weiterhin nicht einfach. Aber wir sind noch immer ein unabhängiges Unternehmen und haben in BMW einen sehr fähigen und mit guten Ressourcen ausgestatteten Partner. Das passt beiden Parteien gut. Wir investieren viel Energie, um unsere beiden Organisationen nahtlos technisch zu vernetzen. Das zahlt sich aus. Was die kommerzielle Seite betrifft, so sind wir weiterhin rege und freuen uns, 2005 wichtige neue Partner begrüßen zu dürfen. Wir wissen, dass das nicht selbstverständlich ist. Und wir wissen auch, dass wir etwas falsch machen, wenn wir trotzdem keine Titel gewinnen."
Frage: "Gab es Mengenrabatt dafür, dass Sie gleich beide Fahrer ausgetauscht haben?"
Williams: "Es wird natürlich eine Weile dauern, bis die Neuen im Team Fuß gefasst haben. Aber ich bin überzeugt, dass sie viel Schwung einbringen. Nicht nur, weil sie bei jeder Gelegenheit bestätigen wollen, dass sie die richtige Wahl waren. Man darf auch den Ansporn für unsere Mitarbeiter nicht unterschätzen, mit neuen Gesichtern zu arbeiten. Ich will damit Ralfs und Juans Leistungen keineswegs schmälern, aber es herrscht spürbare Vorfreude auf die kommende Saison."


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