"Wir wollen in die Erfolgsspur zurückkehren"
Mit neuen Piloten, neuen Strukturen, einem neuen Chassis und einem neuen Motor will das BMW WilliamsF1 Team zu alter Stärke zurückfinden
(Motorsport-Total.com) - Mit neuen Piloten, neuen Strukturen, einem neuen Chassis und einem neuen Motor will das BMW WilliamsF1 Team 2005 zu alter Stärke zurückfinden. Zusätzlich gilt ein neues Reglement. In der kommenden Formel-1-Saison gibt es viele Unbekannte, doch eines steht fest: Ein ähnlich enttäuschendes Jahr wie 2004 soll es für das BMW WilliamsF1 Team nicht werden.

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In Valencia stellte das BMW WilliamsF1 Team das neue Auto, den FW27, vor
"Wir wollen in die Erfolgsspur zurückkehren", sagt Teamchef Frank Williams und fordert: "Unsere Fehler von 2004 dürfen sich nicht wiederholen. Wir müssen das neue Reglement für uns optimal umsetzen und präsent sein, wenn es drauf ankommt. Ich glaube, dass wir die Kraft haben, am Reiz der neuen Herausforderungen zu wachsen. Jeder einzelne im Team sprüht vor Ehrgeiz und Motivation."#w1#
19 Rennen: "Ein echter Kraftakt für alle Beteiligten"
Auch BMW Motorsport Direktor Mario Theissen geht zuversichtlich in die mit 19 Rennen längste Saison, die es jemals in der Königsklasse gegeben hat: "Das wird ein echter Kraftakt für alle Beteiligten. Vier Jahre lang haben wir unsere Ziele mehr als erfüllt. 2004 haben wir uns in einem Tal befunden und sind erstmals hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Im sechsten Jahr der Partnerschaft wollen wir nun mit frischen Kräften wieder Erfolge sammeln."
Vier Jahre lang war das BMW WilliamsF1 Team mit unveränderter Fahrerbesetzung angetreten. Juan-Pablo Montoya und Ralf Schumacher haben in dieser Zeit zehn Siege, darunter drei Doppelsiege, erzielt. 2005 gibt es neue Gesichter in den Cockpits: Der Australier Mark Webber (28) stand als neuer Fahrer bereits fest. Um das zweite freie Cockpit kämpften zuletzt der Deutsche Nick Heidfeld (27) und Antonio Pizzonia (24). Letztlich fiel die Wahl auf den Mönchengladbacher.
"Die neuen Fahrer", sagt Frank Williams, "bringen frischen Wind in die Mannschaft. Das soll keineswegs die Leistungen von Ralf und Juan schmälern. Aber die Neugier auf die Zusammenarbeit wirkt inspirierend. Das gilt natürlich auch umgekehrt. Sie werden keine Gelegenheit auslassen, um zu beweisen, dass sie die richtige Wahl sind."
Sam Michael, der Technische Direktor von WilliamsF1, erklärt: "Wir haben uns viel Zeit genommen, mit Nick Heidfeld und Antonio Pizzonia ausgiebig zu testen. Das war eine sehr intensive und produktive Phase. Wir sind sehr froh, solch gute Fahrer bei uns im Team zu haben."
Die größte Formel-1-Rennerfahrung des Trios bringt Heidfeld mit. Einschließlich der Saison 2004 bestritt der Deutsche 84 Grands Prix und sammelte dabei 28 WM-Punkte. Für Webber stehen 50 Grands Prix und 26 Zähler zu Buche. Pizzonia absolvierte 15 Formel-1-Rennen und erntete sechs Punkte.
Neues Reglement prägte die Entwicklungsphase
2005 müssen Chassis und Motor grundlegend neuen Anforderungen genügen. Sowohl das Chassis, der FW27, als auch der BMW P84/5 Motor wurden unter einschneidenden Reglementänderungen entwickelt. Das Reglement für die Saison 2005 beschneidet die Aerodynamik der Fahrzeuge empfindlich und verlangt den Motoren eine auf rund 1500 Kilometer erneut verdoppelte Laufleistung ab.
Sam Michael erklärt: "Die neuen Aerodynamik-Beschränkungen bedeuten erhebliche Abtriebsverluste. Sie liegen im Bereich von bis zu 30 Prozent. In der Simulation bedeutet dies eine um durchschnittlich drei Sekunden höhere Rundenzeit. Unter den neuen Vorgaben kam eine Evolution des am Ende seiner Entwicklung siegfähigen FW26 nicht in Frage. Der FW27 ist eine komplette Neuentwicklung. Wir haben im Sommer 2004 damit begonnen - damals parallel zu den Konzeptänderungen des FW26. Die Inbetriebnahme des zweiten Windkanals hat uns dabei massiv geholfen. Die neue Anlage ist absolut state-of-the-art, gegenwärtig mit Sicherheit die fortschrittlichste der gesamten Formel 1."
Das Reglement für die Saison 2005 verlangt auch den Motoren noch mehr ab - sie müssen nun zwei komplette Rennwochenenden durchstehen. Theissen: "Die beiden relativ kurzfristig verkündeten Reglementänderungen für 2005 beziehungsweise 2006 haben den Kessel in München unter Hochdruck gesetzt. Nachdem im Juli klar wurde, dass die Motoren 2005 zwei Wochenenden standhalten müssen, haben wir unser bis dahin verfolgtes Motorkonzept ad acta gelegt. Ab dann ging es darum, auf Basis des P84, unseres Motors der Saison 2004, ein neues Triebwerk für 2005 zu entwickeln. In dem BMW P84/5 Motor wollen wir erneut das Spitzentriebwerk der Formel 1 stellen. Parallel ist die Konzeptphase für den 2006 geforderten 2,4-Liter-V8-Motor angelaufen."
2005 die längste Formel-1-Saison aller Zeiten
Die Saison 2005 wird die längste in der Geschichte der Formel 1. Nie zuvor standen 19 Rennen auf dem Programm. Nachdem im vergangenen Jahr in Bahrain und China bereits zwei neue Austragungsländer hinzugekommen sind, steht nun die Türkei als Neuland im Formel-1-Kalender.
"Diese Erweiterung bedeutet einerseits höhere Einsatzkosten", sagt Theissen, "andererseits aber auch die Chance, die Wirtschaftskraft neuer Märkte für die Formel 1 zu erschließen. Die ist insbesondere für ein global agierendes Automobilunternehmen wie BMW enorm wichtig."
Die neue Saison umfasst ein Rennen mehr als 2004, ist jedoch um eine Woche kürzer - entsprechend dicht gedrängt ist der Terminkalender. Vom 22. Mai (Monaco) bis zum 31. Juli (Ungarn) stehen acht Rennen in zehn Wochen auf dem Programm. Im Hochsommer werden an vier der fünf Juli-Wochenenden Rennen stattfinden. Und auch das Saisonfinale in Suzuka (9. Oktober) und Shanghai (16. Oktober) steigt als Doppelpack.
Wie Theissen ist auch Sam Michael überzeugt, dass das Team den organisatorischen, logistischen und körperlichen Herausforderungen gewachsen sein wird: "Sicherlich bedeutet dies für alle Beteiligten einen enormen Aufwand, zumal zwischen den Rennen ja auch noch Testfahrten zu absolvieren sind. Doch wir sind ein eingespieltes Team und in der Lage, dieses Mammutprogramm zu stemmen."
2005 ist das sechste Jahr von BMW seit dem Wiedereinstieg
Zur Saison 2000 war das BMW WilliamsF1 Team erstmals angetreten. Für BMW bedeutete dieser Schritt eine Rückkehr in die Formel 1 nach zwölf Jahren Pause - als Partner eines der erfolgreichsten Teams der Formel-1-Geschichte. Das Debütjahr mündete in Rang drei der Konstrukteurs-WM. Im zweiten Jahr folgten die ersten Siege, der Rückstand wurde verkürzt und WM-Rang drei bestätigt. 2002 steigerte sich das BMW WilliamsF1 Team auf den zweiten Platz, allerdings noch mit erheblichem Rückstand auf Weltmeister Ferrari. 2003 schloss die weiß-blaue Mannschaft auf, führte zeitweise die WM an und gab sich erst im Finale gegen die erneut siegreichen Italiener geschlagen.
Nach vier sehr erfolgreichen Jahren blieb die deutsch-englische Partnerschaft 2004 erstmals hinter den Erwartungen zurück und musste sich mit WM-Platz vier begnügen. Daran änderte auch der Sieg beim Finale in Brasilien nichts mehr.
Theissen verweist auf die wertvollen Erfahrungen, die das BMW WilliamsF1 Team gesammelt hat - gerade auch in der vergangenen Saison, in der es erstmals nicht wie gewünscht lief: "Wir haben 2004 spätestens mit dem Sieg beim Finale in São Paulo bewiesen, dass das Team die Kraft und die Kompetenz hat, sich selbst aus einer schwierigen Lage zu befreien. Dabei ist ein wesentlicher Aspekt, dass wir mittlerweile in der Lage sind, Know-how und Ressourcen von WilliamsF1 und BMW besser miteinander zu verknüpfen. Wir sind noch nicht am Ziel. Aber wir haben es im Visier."

