• 25.06.2009 18:46

  • von Stefan Ziegler

FOTA-Stimmen: "Haben erreicht, was wir wollten"

Einen Tag nach der Beilegung des großen Regelstreits in der Formel 1 zeigten sich die Teamchefs hocherfreut über die neuen Perspektiven

(Motorsport-Total.com) - Seit Mittwoch haben Fans und Freunde der Formel 1 die Gewissheit, dass die traditionsreiche Rennserie auch in der kommenden Saison weiter an ihrem Mythos arbeiten kann - zu einer von den Rennställen der Teamvereinigung FOTA organisierten "Piratenserie" wird es nicht kommen. Dennoch wollen die Teams keine Zeit verlieren und sich gemeinsam mit dem Automobil-Weltverband FIA umgehend in die Arbeit stürzen, die Formel 1 noch besser und vor allem fanfreundlicher zu gestalten.

Titel-Bild zur News: FOTA-Logo

Die FOTA freut sich über die Einigung und will sich den neuen Aufgaben gerne stellen

Die Einigung vom Mittwoch wird allseits als große Chance für den Sport wahrgenommen, was die Teamchefs am Rande einer Pressekonferenz in Bologna noch einmal betonten. "Das Ergebnis ist ein Sieg für die Formel 1", sagte Toyotas Teampräsident John Howett. "Jetzt haben wir die Chance, eine stabile und nachhaltige Plattform zu schaffen, die es uns ermöglicht, weiterhin eine Formel 1 mit den besten Fahrern, den besten Teams und den besten Rennstrecken der Welt zu sehen."#w1#

Freude über die Beilegung des Regelstreits

"Wir haben erreicht, was wir wollten", bestätigte Renault-Teamchef Flavio Briatore und auch BMW Motorsport Direktor Mario Theissen gab sich am Donnerstag sehr zufrieden: "Dies ist eine sehr gute Grundlage, im nächsten Schritt auch die noch offenen kommerziellen Fragen in eine langfristige Vereinbarung umzusetzen. Das wollen wir in den nächsten Tagen tun", kündigte Theissen an. "Wir haben damit eine klare Perspektive für eine starke Formel 1 im Interesse aller Beteiligten."

"Das war ein großer Tag für die Formel 1." Christian Horner

"Das war ein großer Tag für die Formel 1. Die Ereignisse der vergangenen 24 Stunden und die erzielten Lösungen sind sehr, sehr positiv für die Formel 1", hielt Red-Bull-Teamchef Christian Horner fest. "Die Formel 1 war in diesem Jahr bislang eine starke Meisterschaft. Hoffentlich können wir unsere Aufmerksamkeit nun voll und ganz auf die Geschehnisse auf den Rennstrecken richten." Das wünscht sich auch Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo und sprach der FIA seinen Dank aus.

"Ich möchte mich beim FIA-Weltrat für das positive Meeting am Mittwoch bedanken und auch für die konstruktive Einstellung gegenüber den Interessen der Formel 1", sagte der italienische FOTA-Vorsitzende und fügte im Hinblick auf 2010 an: "Die Regeln werden für alle dieselben sein. Das ist ungeheuer wichtig", betonte das Ferrari-Oberhaupt und Teamchef Stefano Domenicali pflichtete seinem Chef bei: "Die Formel 1 bleibt eine richtige Formel 1. Das lag uns sehr am Herzen."

FOTA begrüßt den langfristigen Einstieg neuer Teams

Genau wie die Aufstockung des Starterfeldes. Domenicali: "Wir als FOTA heißen die neuen Teams in der Formel 1 willkommen. Dennoch ist es von großer Bedeutung, sicherzustellen, dass der Stellenwert der Formel 1 beibehalten wird und dass diese Rennställe nicht nur ein Jahr sondern längerfristig dabei bleiben. Die neuen Teams sollten ein Teil dieses Business werden und nicht nur das Starterfeld auffüllen", sagte der Teamchef der Roten. "Frischer Wind tut der Meisterschaft sicherlich gut."

"Frischer Wind tut der Meisterschaft sicherlich gut." Stefano Domenicali

Doch noch ist nicht ganz klar, ob Campos, Manor und US F1 2010 tatsächlich am Start sein werden, schließlich wurde das anvisierte Budgetlimit doch noch gekippt. Für diesen Fall kann sich Brawn-Geschäftsführer Nick Fry durchaus vorstellen, dass andere Teams nachrücken würden: "Sollte einer der drei Rennställe nicht das Geld für einen Einstieg zusammen bekommen, dann besteht die Möglichkeit, dass andere Teams in die Formel 1 eingeladen werden", erläuterte Fry.

Ungeachtet dessen sollen die Bemühungen hinter den Kulissen aber weiter voran getrieben werden. Die FOTA will sich wieder mehr den Fans zuwenden. "Es geht jetzt darum, vorwärts zu schauen und alle Energie in eine noch bessere Formel 1 zu packen", wird Mercedes-Sportchef Norbert Haug vom 'SID' zitiert. "Dabei müssen die FOTA, die FIA und die Rechtehalter der FOM gezielt und konzentriert zusammenarbeiten - zum Wohle des Produkts und damit zum Wohle des Fans."

Die Fans rücken wieder in den Mittelpunkt

Briatore ergänzt: "Wir möchten sicherstellen, dass die Fans auf unserer Seite sind und wollen, dass sie Gefallen an den Zweikämpfen der Fahrer finden können. In den vergangenen sechs oder sieben Monaten wurde viel über Politik und Kosten gesprochen. Ich glaube kaum, dass das die Themen sind, welche die Fans interessieren. Die Fans wollen eine gute Show, ein tolles Rennen - wir müssen endlich wieder für sportliche Schlagzeilen sorgen", erklärte der Renault-Teamchef.

"Wir müssen auf das Publikum zugehen." Martin Whitmarsh

"Wie ihnen sehr wahrscheinlich bekannt sein dürfte, hat die FOTA eine sehr interessante Umfrage unter den Fans durchgeführt, um zu erfahren, was die Zuschauer wirklich wollen", fuhr McLaren-Mercedes-Teamchef Martin Whitmarsh fort. "Diese Ideen haben uns zu einigen Schlussfolgerungen geführt, die wir schließlich auch der FIA vorgelegt haben. Leider wurde keiner dieser Vorschläge angenommen, die in unseren Augen positiv waren. Mit dieser Arbeit müssen wir nun fortfahren."

"Wir müssen auf das Publikum zugehen und es fragen, welche Erwartungen es an diesen Sport, an das Format oder an das Verständnis hat, wie der Sport präsentiert wird und wie wir Informationen bereitstellen", fasste Whitmarsh die Agenda der FOTA-Teams zusammen, die sich gegenüber den Rennställen von Frank Williams und Vijay Mallya übrigens keineswegs ablehnend verhalten werden - ganz im Gegenteil. "Die FOTA steht dieser Thematik offen gegenüber", sagte Domenicali.

FOTA dankt dem scheidenden FIA-Präsidenten

"Zunächst einmal müssen wir einige Gespräche mit den Teams führen und herausfinden, ob sie der FOTA beitreten wollen oder nicht. Wir halten einen solchen Dialog für konstruktiv und positiv", meinte der Ferrari-Teamchef, ehe sich die Vertreter der Formel-1-Rennställe abschließend noch dem scheidenden FIA-Präsidenten sowie dessen Verdiensten um den Rennsport widmeten. Briatore: "Nach so vielen gemeinsamen Jahren unter der Präsidentschaft von Max Mosley wollen wir ihm viel Glück im Ruhestand wünschen."

"Am Mittwoch hat der gesunde Menschenverstand gesiegt." Flavio Briatore

"Manchmal hatten wir unterschiedliche Positionen inne und haben zuweilen auch verschieden Standpunkte vertreten. Am Mittwoch hat jedoch der gesunde Menschenverstand gesiegt", stellte der italienische Teamchef heraus. "Nach einem Monat voller Konfrontationen möchten wir uns beim Präsidenten der FIA für seine Entscheidung bedanken, im Oktober zurückzutreten, und auch für die Arbeit, die er geleistet hat", fügte di Montezemolo an. "Besonders im Bereich der Sicherheit."

"Das war und ist stets ein unheimlich wichtiges Thema in der Formel 1. Die Formel 1 hat sich in Sachen Sicherheit wirklich unglaublich verbessert", gab der Ferrari-Chef zu Protokoll, während sich Howett schon mit dem idealen Nachfolger von FIA-Präsident Mosley auseinander setzte: "Wir würden gerne eine unabhängige Person sehen, jemand der weder jetzt noch früher etwas mit uns zu tun hatte. Das würde eine bessere Balance zur Folge haben", meinte der Brite.

"Die FIA kümmert sich schließlich um mehr als nur um den Motorsport. Die Hersteller würden sich daher jemanden wünschen, der den weltweiten Rennsport kompetent repräsentieren und sich zugleich einzig und alleine auf den Sport konzentrieren könnte", erläuterte Toyotas Teampräsident und merkte abschließend an: "Die FIA ist eine unabhängige Organisation mit einer eigenen Verfassung. Ihre Aufgabe wird es sein, einen Nachfolger in das Amt des Präsidenten zu wählen."