Formel 1 wird zu Unrecht in Misskredit gebracht

Anfangs drehte sich alles nur um Ferraris Frontflügel, doch plötzlich soll das halbe Feld betrügen - Renault angeblich mit unerlaubter Startautomatik

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 ist schon ein verrückter Zirkus: Da kommt Ferrari in Bahrain und Malaysia mit fragwürdigen, aber laut Reglement keineswegs illegalen Front- und Heckflügeln daher, und schon wird daraus ein großer Betrugsskandal inszeniert. Das Aufbauschen der Geschichte geht sogar so weit, dass von den Medien inzwischen mindestens fünf Teams beschuldigt werden.

Titel-Bild zur News: Autos in der Boxengasse

Wie illegal ist die Formel 1? Derzeit machen wilde Gerüchte die Runde...

Zu den Fakten: Ferrari, McLaren-Mercedes und das BMW Sauber F1 Team setzten bei den ersten beiden Saisonrennen flexible aerodynamische Elemente ein, die von der FIA als legal eingestuft wurden, aber dem Geist des Reglements nicht hundertprozentig entsprechen, weshalb ein Handel gemacht wurde, dass die fraglichen Teile bis zum nächsten Rennen in Australien ausgetauscht werden müssen. Alle drei Teams haben sich darauf eingelassen und damit völlig korrektes Verhalten an den Tag gelegt.#w1#

Alonsos Raketenstart wirft Betrugsverdächtigungen auf

"Die haben etwas im Auto drinnen, was offensichtlich funktioniert." Niki Lauda

Also muss nun ein neuer Sündenbock her, um die Betrugsschlagzeilen nicht ganz abklingen zu lassen - und da passt Fernando Alonsos Raketenstart in Malaysia nur allzu gut ins Bild: "Es hieß zwar immer, die Renaults hätten einfach nur viel Grip, aber das war nicht normal", meinte Ex-Formel-1-Weltmeister Niki Lauda. "Eine richtige Startautomatik ist zwar verboten, aber die haben etwas im Auto drinnen, was offensichtlich funktioniert."

Für einige Medien scheint damit klar zu sein: Renault, schon seit Jahren bei fast jedem Grand-Prix-Start dank traditionell sehr guter Traktion überlegen, hat eine unerlaubte Startautomatik an Bord! Natürlich entspricht dies nicht der Wahrheit, denn eine Startautomatik im klassischen Sinne wäre von der FIA leicht zu entdecken - und eine clevere Abstimmung zwischen Traktionskontrolle, Kupplung und Antrieb mag zwar viel bringen, ist aber keineswegs illegal.

Ganz zur Ruhe kommt aber auch die Flügelaffäre noch nicht, zumal ein Zitat von Peter Sauber noch einmal aufgewärmt wurde: "Mindestens fünf andere Teams haben ähnliche Flügel, aber die Ferrari-Flügel sind am extremsten aufgefallen", soll der Schweizer laut 'sport.de' gesagt haben. Konter von Ferrari-Teammanager Stefano Domenicali: "Wir hätten nach Australien sowieso neue, veränderte Flügel gebracht. Das war so in unserem Entwicklungsprogramm vorgesehen."

Ferrari mit einer illegalen Bremse?

"Wir verdächtigen Ferrari schon lange..." Flavio Briatore

Und dann gibt es da noch Ferraris neue Bremse mit Kohlefaserverkleidung, die als bewegliche aerodynamische Hilfe interpretiert wird. Charlie Whiting, Technischer Delegierter der FIA, hat diese abgenommen und als legal eingestuft, doch die Konkurrenz soll davon angeblich nicht allzu begeistert sein. Worst-Case-Szenario aus Sicht von Ferrari: dass die Verkleidung abmoniert werden und auf eine konventionelle Bremse zurückgerüstet werden muss.

All diese Dinge spielen sich hinter den Kulissen der Formel 1 schon seit Jahren ab und sind in einem Sport, in dem Millionen investiert werden, um Hundertstelsekunden zu finden, ganz normal, doch durch die Diskussionen um Ferraris Flügel wird nun jede noch so kleine Geschichte aufgekocht, ordentlich gewürzt und als Haubenmenü in der Gerüchteküche serviert. Nur: Meistens werden diese Menüs viel heißer gekocht als gegessen...