Mosley hält am Einfrieren der Motoren fest

Die FIA will die Entwicklung der Motoren zwischen 2008 und 2010 einfrieren - Hersteller müssten ihre Designs schon im kommenden Juni hinterlegen

(Motorsport-Total.com) - Bereits seit einigen Wochen ist bekannt, dass FIA-Präsident Max Mosley die Entwicklung der Motoren für einen längeren Zeitraum einfrieren möchte, um in der Formel 1 Kosten zu sparen. Nun hat er diesbezüglich einen konkreten Vorschlag unterbreitet: Zwischen 2008 und 2010 sollen die Triebwerke für drei Jahre nicht angetastet werden.

Titel-Bild zur News: Toyota-RVX-06-V8-Motor

Die Motorenentwicklung kostet pro Jahr und Hersteller bis zu 200 Millionen Euro

Der Brite präsentierte seine Idee vergangene Woche in einem Schreiben an alle Teams, welches unter anderem das provisorische Reglement für 2008 beinhaltete. Bekannt wurde dies jedoch erst jetzt, weil die meisten Teamchefs gerade auf dem Weg nach Malaysia waren, als der FIA-Brief auf ihrem Schreibtisch zu liegen kam. Die Einfrierung der Motorenentwicklung ist die radikalste der vorgeschlagenen Reformen - und soll noch dazu schon möglichst bald beschlossen werden.#w1#

Nur wer sich einschreibt, darf auch mitgestalten

Mosley hat sich in den Kopf gesetzt, dass sich Teams, die 2008 an der Formel-1-Weltmeisterschaft teilnehmen wollen, bis spätestens Ende März dafür einschreiben müssen - und anschließend wären sie bis Juni in den Gestaltungsprozess des neuen Reglements eingebunden. Wer jedoch die Einschreibfrist nicht wahrnimmt, bekommt auch kein Mitspracherecht, müsste somit 2008 vermutlich wohl oder übel die neue Motorenregel hinnehmen.

Im Detail sieht der Plan so aus: Alle Motorenhersteller müssen bis Ende Juni ihre Designs für 2008 bei der FIA hinterlegen. Beim Saisonauftakt 2008 würden diese Triebwerke dann erstmals eingesetzt. Veränderungen wären nur dann erlaubt, wenn alle anderen Teams und die FIA geschlossen zustimmen - weil keine Leistungsverbesserungen, sondern nur welche der Zuverlässigkeit zugelassen werden sollen. Erst 2011 würde es dann wieder neue Formel-1-Motoren geben.

2008 wäre ein Rückschritt gegenüber 2007

Das Paradoxe an dieser Idee ist, dass BMW und Co. nach der Bekanntgabe ihres Designs für 2008 noch anderthalb Jahre Zeit hätten, um ihre aktuellen V8-Motoren weiterzuentwickeln, ehe sie nach der Saison 2007 auf den Stand von Juni 2006 zurückrüsten müssten. Außerdem spreizen sich die Hersteller noch vehement gegen den Vorschlag, weil all jene, die einen schlechten Ausgangsmotor bauen, für mindestens drei Jahre mit ihrer Unterlegenheit leben müssten, ohne etwas dagegen unternehmen zu können.

Nick Fry und Bernie Ecclestone

Nick Fry (links) hält nichts davon, die Motoren für drei Jahre einzufrieren Zoom

"Wir sind nicht allzu heiß auf die Idee, den ganzen Motor einzufrieren", erklärte Honda-Teamchef Nick Fry gegenüber 'autosport.com'. "Für die Motorenhersteller wäre das sehr unpraktisch, weil man alle zwei oder drei Jahre ein großes Entwicklungsteam benötigen würde. Die Arbeit würde massiv nach oben schnellen und dann wieder nach unten, was keinen Sinn ergibt. Ich habe noch niemanden getroffen, der diese Idee für sinnvoll hält."

"Man hat kein Problem, wenn man in der Motorenentwicklung im Vorteil ist - und wir bei Honda sind sehr gut aufgestellt -, aber für diejenigen, die im Rückstand sind, sind drei Jahre eine lange Zeit. In Nordamerika wurden ähnliche Regeln eingeführt, aber es endete in einer Farce, weil den Teams, die im Rückstand waren, hinter den Kulissen Tipps gegeben wurden, was sie verändern dürfen. Die Veranstalter wollten damit das Kräfteverhältnis ausgleichen", verwies der Brite auf ein anderes Beispiel.

Toyota steht der Idee sehr skeptisch gegenüber

Auch Toyota-Teampräsident John Howett äußerte sich skeptisch: "Es ist schwierig. Der Brief, den wir erhalten haben, besagt, dass die Regeln nur mit denen diskutiert werden, die sich für 2008 eingeschrieben haben, und dass es noch Raum für Änderungen gibt. Wir müssen abwarten, was die finale Entscheidung sein wird. Drei Jahre sind aber ein sehr langer Zeitraum, um einen Formel-1-Motor nach einer sehr limitierten Testphase einzufrieren", meldete er Bedenken an.

Was viele nicht wissen: Die Idee kam ursprünglich von Renault-Teamchef Flavio Briatore, der das Einfrieren der Motorenentwicklung im vergangenen Jahr in einem Brief an Mosley erstmals zur Sprache brachte. Insofern ist anzunehmen, dass Renault als einziger Hersteller hinter der Idee steht - und dies verwundert wenig, denn Konzernchef Carlos Ghosn gilt als Sparmeister und will nur in der Formel 1 bleiben, wenn die Kosten bald sinken...