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Formel-1-Vorschau Bahrain: Sternenkrieg in der Wüstennacht?

Vorschau auf den Großen Preis von Bahrain: Kann Nico Rosberg im Duell mit Lewis Hamilton auf der Strecke die Antwort geben oder mischt Ferrari die Silberpfeile auf?

(Motorsport-Total.com) - Nur eine Woche nach dem unspektakulären Formel-1-Rennen in China, das erst nach dem Fallen der Zielflagge durch den teaminternen Streit zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton turbulent wurde, steht mit dem Grand Prix von Bahrain am kommenden Wochenende das vierte Rennen der Formel-1-Saison 2015 auf dem Programm. Und dort werden die beiden Mercedes-Piloten wieder unter besonderer Beobachtung stehen.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Nico Rosberg

Formel 1 unter Flutlicht: Bahrain findet zum zweiten Mal als Nacht-Grand-Prix statt Zoom

Nach dem Eklat von Schanghai ist das Verhältnis der ehemaligen Jugendfreunde Rosberg und Hamilton auf einem neuen Tiefpunkt angekommen. Nach Rosbergs öffentlicher Kritik an seinem Teamkollegen, die nicht überall für positives Echo gesorgt hat, muss der Deutsche nun dringend eine Antwort auf der Rennstrecke geben und Hamilton nicht nur verbal, sondern auch auf der Strecke angreifen.

Denn eine weitere Niederlage gegen Hamilton ließe das Pendel im WM-Kampf der beiden Silberpfeil-Piloten schon früh in Richtung des Briten ausschlagen. Der Trend spricht allerdings - nicht nur wegen des Sieges in Schanghai und der WM-Führung -, eindeutig für Hamilton. In den vergangenen beiden Jahren bezwang er Rosberg im Rennen von Bahrain. Vor allem der Sieg 2014, bei dem sich Hamilton nach einem harten Zweikampf gegen den Deutschen durchsetzte, wird dem Briten noch gut in Erinnerung sein.

Mercedes erneut die Favoriten

Und auch in diesem Jahr dürfte der Weg zum Sieg in Bahrain nur über die beiden Mercedes-Piloten gehen. Die Charakteristik des 5,412 Kilometer langen Kurses, der 2003 von Herman Tilke in der Sachir-Wüste vor den Toren der Hauptstadt Manama gebaut wurde, kommt den Mercedes entgegen. Auf den langen Gerade ist Motorleistung und gute Traktion gefragt, vier Mal pro Runde erreichen die Boliden Geschwindigkeiten von über 300 km/h.

Nico Rosberg, Lewis Hamilton

Das Verhältnis zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton ist auf dem Tiefpunkt Zoom

Darüber hinaus spielt Mercedes die Tatsache in die Karten, dass das Rennen wie schon im Vorjahr als Nachtrennen nach Einbruch der Dunkelheit ausgetragen wird. Dann sinken die Temperaturen unter die Marke von 30 Grad Celsius, womit die reifenschonenden Ferrari ihren Vorteil nicht ausspielen können.

Dennoch sollte Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen niemand abschrieben. Nach seinem Sieg in Malaysia blieb Vettel auch in Schanghai Rosberg und Hamilton auf den Fersen, und sollte der "Krieg der Sterne" in Bahrain auch auf der Rennstrecke eskalieren, stünde der Deutsche als lachender Dritter bereit.

Reifen: Erneut weich und medium

Allerdings muss sich Ferrari auch vor den Williams in acht nehmen. Nach der deutlichen Niederlage in Schanghai wollen Felipe Massa und Valtteri Bottas dieses Mal länger als nur sechs Kurven gegen die Ferrari kämpfen. Und diese Hoffnung ist durchaus berechtigt, denn auf den langen Gerade von Bahrain kann der FW 37 seinen Top-Speed-Vorteil ausspielen. Doch hält der Williams auch mit den Reifen Haus? "Die Oberfläche der Strecke ist extrem rau, was auf die Pneus große Wirkung haben kann", sorgt sich Valtteri Bottas.

Im Kampf um die Positionen hinter den Top-3-Teams rüstet Sauber den C34 in Bahrain mit einigen Aerodynamik-Updates aus. Mit dem verbesserten Sauber wollen Marcus Ericsson und Felipe Nasr erneut in die Punkte fahren. Das haben sich aber auch Lotus, Toro Rosso und Red Bull vorgenommen. Die beiden letztgenannten Teams müssen dabei aber darauf hoffen, dass nicht wie in China reihenweise die Renault-Aggregate hochgehen.

Wie schon zuletzt in China liefert Pirelli auch in Bahrain die Reifenmischungen weich und medium. Diese kamen auch im vergangenen Jahr zum Einsatz. Damals gewann Hamilton mit einer Zweistoppstrategie, bei der er mit weichen Reifen startete, in Runde 19 auf einen zweiten Satz weicher Reifen wechselte und in Runde 41 des über 57 Runden führenden Rennens Medium-Reifen aufzog.

Fernando Alonso Rekordsieger in Bahrain

Die Wahl der richtigen Reifenstrategie wird für die Teams jedoch nicht einfach. Denn das erste und dritte Freie Training finden bei Tageslicht und damit bei deutlich höheren Temperaturen als das Qualifying und das Rennen statt, womit die dabei gewonnen Daten nur wenig aussagekräftig sind.

Der Große Preis von Bahrain findet in diesem Jahr zum elften Mal statt. Als erster Fahrer trug sich 2004 Michael Schumacher im Ferrari in die Siegerliste ein, erfolgreichster Pilot in Bahrain ist Fernando Alonso, der 2005 und 2006 im Renault sowie 2010 im Ferrari erfolgreich war (Alle Grand Prix von Bahrain in unserer Formel-1-Datenbank).


Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in Bahrain

Auch Felipe Massa, Jenson Button und Sebastian Vettel wissen bereits, wie ein Sieg in Bahrain schmeckt - und zwar deutlich anders als auf den meisten anderen Strecken. Denn aus Rücksicht auf die Sitten des streng islamischen Landes, wird bei der Siegerehrung nicht der sonst übliche Champagner, sondern ein alkoholfreies Gemisch aus Granatapfel, Blutorangen und Rosenwasser versprüht. "Jetzt dufte ich wie eine Frau!", beschrieb Jenson Button 2004 nach der Siegerehrung den Geruch des Ersatz-Champagners.

Formel 1 in der Dunkelheit

Der Bahrain-Grand-Prix war in der jüngeren Vergangenheit eines der umstrittensten Rennen der Formel 1. 2011 brachen im Königreich im Zuge des "Arabischen Frühlings" Unruhen aus, bei denen es immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften kam. Das Rennen wurde seinerzeit aus Sicherheitsgründen zunächst von April auf Oktober verschoben und anschließend ganz abgesagt. 2012 kehrte die Formel 1 begleitet von großen Diskussionen nach Bahrain zurück, von einigen kleineren Zwischenfällen abgesehen blieb der Grand-Prix-Zirkus aber unbehelligt.

Los geht die Action auf der Rennstrecke am Freitag um 13 Uhr mit dem ersten Freien Training, die zweite Trainingseinheit beginnt dann pünktlich zur Feierabendzeit in Deutschland um 17 Uhr. Am Samstag schaltet die Ampel um 14 Uhr zum dritten Freien Training auf grün, bevor ab 17 Uhr im Qualifying die Startplätze vergeben werden (alle Freien Trainings, das Qualifying und das Rennen in unserem Formel 1 Live Ticker). Rennstart ist am Sonntag ebenfalls um 17 Uhr (alle Angaben in MESZ).