• 25.07.2010 12:27

Formel-1-Urlaub in der Wohlfühl-Oase

Ein Blick hinter die Kulissen des Hockenheimrings - wie Fans die Formel 1 und sich zelebrieren, egal ob mit oder ohne Michael Schumacher

(Motorsport-Total.com/SID) - Der Hype um Michael Schumachers Rückkehr in die Formel 1 war grenzenlos, seine feiernden Fans auf den vom Dauerregen durchweichten Campingplätzen rund um den Hockenheimring kommen inzwischen aber auch ohne den Superstar aus. "Wir finden es gut, dass er wieder da ist, aber wir wären auch ohne Schumi hier gewesen", sagt Frank, ein sonnengebräunter Schnauzbartträger aus dem Westerwald.

Titel-Bild zur News: Fans am Hockenheimring

Die Fans kommen an den Hockenheimring - nicht nur wegen Schumacher

Der 46-Jährige gehört zu einer Gruppe von rund 30 Formel-1-Enthusiasten aus ganz Deutschland, die sich seit vielen, vielen Jahren auf dem Campingplatz C3 nahe der Strecke trifft. Es sind Mitglieder des ersten offiziellen Fan-Klubs von Schumacher, dessen Rückkehr in den Rennzirkus aber nicht der ausschlaggebende Grund für den Zelturlaub ist. "Wir haben uns hier kennengelernt", sagt Frank: "Wir nutzen die Rennen, um unsere Freundschaften zu pflegen."#w1#

Und dabei lassen es die Mittvierziger richtig krachen. Der mit einer Ferrari-Decke verzierte Klapptisch trägt in voller Länge eine Zapfanlage, daneben steht ein Planschbecken zur Abkühlung bereit. Aus der 5.000-Watt-Anlage, die von einem hauptberuflichen Discjockey bedient wird, dröhnen Schlager-Klassiker.

Die Zeltplätze rund um den Ring sind während des einzigen deutschen Rennens im Formel-1-Kalender mehr als nur ein Übernachtungslager für tausende Motorsport-Fans. Es wird getrunken, gefeiert, gefachsimpelt. "Das ist eine große Familie hier", sagt Blondschopf Holger (42) aus Aschaffenburg: "Man läuft hier durch und trinkt mal hier, mal da ein Bierchen mit. Das ist doch wunderbar."

Auch die sintflutartigen Regengüsse können in der Wohlfühl-Oase, in der sogar eine fahrbare finnische Sauna bereitsteht, keine echten Verstimmungen auslösen. "Ist doch besser als Hitze", sagt Ferrari-Fan Pedro. Der 65-jährige Italiener mit der sonnengegerbten Haut hat seit 35 Jahren nur zwei Formel-1-Rennen am Hockenheimring verpasst. Die Anreise aus seiner Heimat in der italienischen Provinz Belluno zieht sich über fast 700 Kilometer.

Michael Schumacher spricht denn auch von einer ganz speziellen Atmosphäre in Hockenheim, "weil wir Fahrer wissen und auch mitbekommen, dass die Fans an der Strecke campen und teilweise ihren ganzen Jahresurlaub dafür aufbringen". Auf dem Campingplatz löst sein Comeback gemischte Gefühle aus, die mageren Ergebnisse trüben die Freude über seine Rückkehr. An den Fähigkeiten des Mercedes-Piloten zweifelt aber kaum jemand: "Das Auto ist halt nicht gescheit", sagt Schumi-Fan Holger stellvertretend für viele.

Große Sympathien gelten aber auch Schumachers vermeintlichem Kronprinzen Sebastian Vettel. "Der wird Schumis Nachfolger. Allein schon von seiner Art und seinem Charakter. Die könnten Brüder sein", sagt Frank. Nur etwas abgeklärter müsse der Sebastian noch werden, "dann kann er Weltmeister werden". Überhaupt nimmt man es mit den Teamfarben oftmals nicht so genau, wie es der erste Eindruck vermuten lässt: "Wir sind Formel-1-Fans. Ob Schumacher, Vettel oder Hülkenberg - wir drücken sogar dem Webber die Daumen."