• 25.08.2001 11:12

  • von Fabian Hust

Formel-1-Urgestein Ken Tyrrell tot

Ex-Teamchef Ken Tyrrell ist am Samstagmorgen nach kurzer Krankheit in seinem Haus in England verstorben

(Motorsport-Total.com) - Ex-Formel-1-Teamchef und Jackie Stewarts Formel-1-Mentor Ken Tyrrell ist tot, das teilte seine Familie am Samstagmorgen mit. Im Alter von 77 Jahren starb einer der einflussreichsten und bekanntesten Namen der Formel 1 der 60er- und 70er-Jahre am Samstagmorgen in seinem Haus im britischen Surrey. "Ken war für mich die wichtigste Person in meinem Leben außerhalb der Familie", so der dreifache Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart. "Er war viel mehr als nur ein Teameigner und Teammanager. Ken war wie ein Vater."

Titel-Bild zur News: Ken Tyrrell

Ken Tyrrell zog sich Ende 1998 aus der Formel 1 zurück

Ken Tyrrells Motorsportkarriere begann nach dem 2. Weltkrieg, in dem er der Royal Air Force diente. 1951 fuhr er in der Formel-3-Serie, Ende der 50er-Jahre ging er jedoch dazu über, für andere Fahrer an den Autos zu arbeiten und war in der damals noch existierenden Formel 2 tätig. Sowohl in der Formel 3 als auch in der Formel 2 war er für Cooper tätig, und so baute sich ein enges Verhältnis zwischen den beiden auf. 1960 wurde die Tyrrell Racing Organisation gegründet, die das Cooper-Team in der Formel Junior betrieb. Ein Jahr später nahm man für Cooper auch den Betrieb eines Tourenwagenteams auf.

1964 stellte Ken Tyrrell in der Formel 3 einen gewissen Jackie Stewart als Fahrer an. Dem Schotten gelang es, den Titel zu gewinnen - zwei große Namen des Motorsports hatten sich getroffen. Im gleichen Jahr gewann man die Europäische Tourenwagenmeisterschaft. 1965 trat Tyrrell der Formel 2 mit zwei Autos bei, ein Cooper-BRM war für Stewart, der andere für Jacky Ickx. Im gleichen Jahr übernahm Tyrrell das Formel-1-Team von Cooper, als dieser bei einem Autounfall schwer verletzt wurde.

1967 konnte Ken Tyrrel für das mittlerweile ihm gehörende Formel-1-Team sich den damals dominierenden Cosworth DFV-Motor sichern, mit dem das Team mit Jackie Stewart in Holland, Deutschland und den USA ein Rennen gewinnen konnte. Im Laufe der Saison ging man mit einem zweiten Auto an den Start und Jackie Stewart feierte den Vizetitel. Der Name Tyrrell war ein fester Bestandteil der Formel 1 geworden.

Bereits 1969 konnte Jackie Stewart mit einem riesigen Punktevorsprung den WM-Titel einfahren und das Team gewann ebenfalls die Konstrukteursweltmeisterschaft. Ein Chassis- und Motorenpartnerwechsel bedeutete für das Team im Jahr darauf einen herben Rückschlag, doch schon 1971 holten sich Jackie Stewart und Tyrrell zusammen mit Ford die Titel überlegen zurück.

1972 musste man sich sowohl in der Fahrer- als auch in der Konstrukteurswertung mit dem Vizetitel zufrieden geben - Lotus war zu stark. 1973 konnte Stewart seinen dritten Titel feiern, doch das Jahr wurde überschattet von dem tödlichen Unglück seines Teamkollegen Francois Cevert, der in den USA sein Leben lassen musste. Das Team zog die Renner nach dem Zwischenfall im Qualifying zurück und vergab so die Chance, Lotus den Konstrukteurstitel streitig zu machen. Ein paar Wochen später erklärte Jackie Stewart seinen Rücktritt.

Es war logisch, dass Ken Tyrrell wieder große Namen verpflichten konnte. Jody Scheckter und Patrick Depailler wurden angeheuert. Für das Team gab es nur ein paar Highlights, um den Titel redete man kein Wort mit, nur der legendäre sechsrädrige Tyrrell P34 sorgte für Aufsehen. 1977 kamen mit Ronnie Peterson und 1978 mit Didier Pironi weitere unvergessen Namen der Formel 1 in das Team von Tyrrell.

1979 ging Tyrrell beinahe das Geld aus, als sich Sponsor Elf aus dem Team zurückzog und stattdessen die dominierenden Teams Renault und Ligier unterstützte. Das Team musste auf junge Neulinge setzen, die wenig Geld kosten, doch auch hier bewies Tyrrell sein Feingefühl. Er heuerte unter anderem Michele Alboreto, Stefan Bellof, Martin Brundle und Jean Alesi an. Trotz aller finanziellen Probleme konnte man 1982 und 1983 mit Alboreto jeweils ein Rennen gewinnen.

Nur mit der Entscheidung, auf Turbomotoren zu verzichten, schnitt sich Tyrrell ins eigene Fleisch. Das Team konnte mit den anderen Werksteams und ihren Turbomotoren nicht mehr mithalten, die jungen und talentierten Fahrer aber auch Sponsoren verließen nach Ablauf ihrer Verträge das Team. Das Team versank in der Versenkung, es konnte den professionellen Level der Konkurrenz nicht mehr mitgehen. 1989 musste der Teamchef höchstpersönlich einen Teamtruck nach Monaco steuern, da es an Personal fehlte - und das an seinem 65. Geburtstag.

Mit Konstrukteur Harvey Postlethwaite bekam das Team einen starken Schub nach vorne, der 1978 zum Team kam. Aber Tyrrell musste ihn am Team beteiligen, so dass er nach einem zwischenzeitigen Weggang 1990 wieder zurückkehrte. Postlethwaite wurde für das Team immer wichtiger und bekam mehr und mehr Einfluss. Er wurde zum klammheimlichen Teamchef.

Doch auch Tyrrell musste wie viele andere Teams vor ihm das Handtuch werfen. Als Craig Pollock 1999 in die Formel 1 einstieg, da verkaufte er Ende 1997 sein Team für rund 30 Millionen Dollar. Aus dem Team wurde das BAR-Team und nach einem Streit mit den neuen Führungskräften zog man sich auch als Berater aus der Formel 1 zurück. Der Name Tyrrell wird aber immer in Erinnerung bleiben.