• 24.08.2001 15:08

  • von Fabian Hust

Richard Cregan im Interview

Toyotas General Manager F1 Operations spricht über die Vorbereitungen auf das Formel-1-Debüt im Jahr 2002

(Motorsport-Total.com) - Seit 1984 ist Richard Cregan beim Toyota Team Europe (TTE), wo er zunächst als Rallye-Mechaniker arbeitete und jetzt eine wichtige Rolle beim Aufbau des Formel-1-Teams spielt. Zusammen mit Toyota-Präsident Ove Andersson legt er die Grundsteine für ein erfolgreiches Formel-1-Projekt, das in Köln unter einem Dach realisiert wird. Als Operations Manager in der World Rally Car-Szene und im Le Mans-Projekt sammelte Cregan die notwendige Erfahrung, die er als Assistent von Andersson und weiteren Managern der verschiedenen Abteilungen im Tagesgeschäft benötigt. F1Total.com-Chefredakteur Fabian Hust war bei den Testfahrten Anfang der Woche auf dem Nürburgring vor Ort und ging auf Stimmenfang.

Titel-Bild zur News: Richard Cregan

Richard Cregan, General Manager F1 Operations von Toyota

Frage: "Was sind die Schwerpunkte bei den Testfahrten hier?"
Richard Cregan: "Wir arbeiten hier an Grundprogrammen, der Zuverlässigkeit, der Traktionskontrolle und der Launch-control."

Frage: "Wie ist es um die finanzielle Situation des Teams bestellt?"
Cregan: "Ich denke, dass wir ein ausreichend großes Budget haben, um einen guten Job erledigen zu können. Toyota in Japan hat uns das Notwendige an die Hand gegeben, der Rest liegt jetzt an uns. Wir müssen sicher stellen, dass wir die Ressourcen richtig verwenden und dabei das bestmögliche Resultat erzielen."

Frage: "Warum steigt Toyota überhaupt in die Formel 1 ein?"
Cregan: "Ich glaube, dass Toyota die Auffassung der eigenen Produkte und des Unternehmens ein wenig verändern möchte. Ein Toyota wird gemeinhin als ein hoch-qualitatives, sehr zuverlässiges Auto mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis angesehen. Wenn Toyota in der Formel 1 Erfolg haben wird, so wird das die Technologie in den Vordergrund rücken. Das ist meiner Meinung nach einer der Hauptgründe von der Marketingseite her. Und auch der technische Input aus unserem Projekt in die Produktion ist ein Vorteil, auch wenn das sicherlich einige Jahre brauchen wird, bis es sich auswirkt."

Frage: "Sie fahren in der Formel 1 gegen so große Namen wie BMW oder Mercedes - wie groß ist das Risiko, dass sie mit ihrem Engagement eingehen, falls der Erfolg ausbleibt?"
Cregan: "Es ist natürlich immer ein gewisser Risikofaktor mit dabei. Wir gehen auf keinen Fall in die Formel 1 mit der Absicht zu scheitern. Wir wollen für die Toyota-Familie, deren Bestandteil wir sind, erfolgreich sein. Wir fühlen uns nicht nur gegenüber den Sponsoren verpflichtet. Toyota ist ein sehr angesehenes Unternehmen und in die Formel 1 zu kommen ist ein gewisses Risiko. Es wird Zeit brauchen, keine Frage, aber der Erfolg wird kommen, wie das auch in der Vergangenheit in der Rallye der Fall gewesen ist."

Frage: "Wie sieht der Plan im Hinblick auf die nächste Saison und die kommenden Jahre aus?"
Cregan: "In diesem Jahr unternehmen wir natürlich nur Testfahrten. Im kommenden Jahr wird unser erstes Rennen sein, was natürlich ohne Frage schwierig werden wird. Unsere Ziele sind das Erreichen einer guten Zuverlässigkeit, das Sammeln von so vielen Daten wie möglich und wir werden versuchen, ein paar gute Zeiten im Qualifying zu fahren. Unser Hauptziel ist es jedoch, innerhalb der 107-Prozent-Hürde zu liegen, damit wir bei jedem Rennen in der Startaufstellung stehen. Im zweiten Jahr möchten wir mehr Konstanz finden und weiter vorne in die Startaufstellung rücken. Realistisch gesehen sprechen wir von drei bis fünf Jahren, bis wir ein paar Zielankünfte auf dem Podium erreichen können."

Frage: "Das klingt aber sehr bescheiden, oder?"
Cregan: "Man muss realistische Ziele setzen, denn die Formel 1 ist die Königsklasse des Motorsports. Wir waren im Motorsport schon immer bescheiden, denn wir wissen, wie lange es braucht, bis man erfolgreich ist. Leute die sagen, dass sie ihr erstes oder zweites Rennen gewinnen werden, sind unrealistisch. Und auch wenn man ein Unternehmen wie Toyota im Rücken hat, so muss man doch das Auto, den Motor und das Team erst einmal hinbekommen, das ist eine große Aufgabe."

Frage: "Sie haben ein anderes Konzept als viele andere Teams, weil bei ihnen alles aus einer Hand kommt. Ist das ein Vorteil?"
Cregan: "Es ist definitiv eine größere Herausforderung. Vom Geld her gesehen ist es gut, weil man das ganze Konzept kontrollieren kann. Man kann über das Chassis- und das Motorkonzept sowie über die Fahrer entscheiden. Langfristig gesehen ist das ein wichtiger Faktor für den Erfolg, weil man alles unter Kontrolle hat. Es ist aber natürlich schwierig, das ganze aufzubauen, ein Team zu bilden. Wir haben sehr gute Ingenieure und Teammitglieder, es ist also nur die Frage, das System zum Arbeiten zu bringen und sicher zu stellen, dass innerhalb der nächsten sechs Monate alle zusammenarbeiten."

Frage: "Haben ihre Mitarbeiter Formel-1-Erfahrung oder stammen sie alle von ihrem Rallye-Projekt?"
Cregan: "Es ist eine Mischung, natürlich haben wir auch Leute von der früheren Rallye-Mannschaft an Bord."

Frage: "Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Fahrern Mika Salo und Allan McNish?"
Cregan: "Es läuft sehr gut, wie man hier sehen kann, Allan und Mika arbeiten sehr gut zusammen. Mika ist natürlich für die kommende Saison bestätigt und Allan hat bisher eine sehr gute Leistung gezeigt, ich denke, Herr Andersson wird diesbezüglich sehr bald eine Entscheidung treffen. Er ist die Person, die entscheidet, wer fährt und wer nicht fahren wird. Ich denke, mit diesen zwei Fahrern haben wir im Moment ein gutes Team und es ist auch wichtig, die Konstanz zu bewahren. Allan hat zwar noch keine Formel-1-Saison absolviert, aber wir haben in ihn großes Vertrauen, sonst säße er jetzt nicht im Auto. Ich denke, dass er angesichts seiner momentan guten Leistungen in einer guten Position ist, nächstes Jahr für uns zu fahren."

Frage: "Wird alles am Auto in Deutschland hergestellt?"
Cregan: "Ja."

Frage: "Warum hat man sich zu diesem Schritt entschieden?"
Cregan: "Nun, unsere Rallye-Aktivitäten waren in Deutschland stationiert gewesen und das setzten wir mit unserem Le Mans-Projekt und jetzt dem Formel-1-Projekt fort und bleiben in Deutschland. Man kann nicht bestimmen, in welchem Ort man auf die Welt kommt, wir sind in Köln geboren und sind glücklich, dort zu sein. Wir haben eine tolle internationale Mannschaft und erhalten von den Menschen und der Regierung in Köln Unterstützung. Wir sind ein Teil der Kölner Gesellschaft und darauf sind wir stolz."

Frage: "Gibt es viel Druck aus Japan?"
Cregan: "Ja, natürlich. Ich denke, dass man bei jedem Projekt Druck bekommt, grundsätzlich natürlich von seinem Kunden, in diesem Fall Toyota. Ich denke, dass man ohne Druck keine Leistung zeigen kann, jeder braucht Druck. Ich denke bisher sind sie sehr zufrieden, wie Herr Andersson die Experten in das Team gebracht hat. Wenn wir Druck verspüren, dann wissen wir, dass sie gewinnen wollen. Vielleicht ist es deshalb kein gutes Zeichen, wenn man keinen Druck verspürt. Wir sind froh, Druck zu haben."

Frage: "Wenn wir vom Druck sprechen - wann gewinnen sie ihr erstes Rennen?"
Cregan: "Das ist eine schwierige Frage. Wie ich schon vorhin gesagt habe, dauert es drei bis fünf Jahre, bis sich der Erfolg einstellt, aber natürlich wollen wir den Erfolg so früh wie möglich."