• 08.06.2015 20:18

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Formel-1-Gipfel: Williams und Force India waren unerwünscht

Ferrari behauptet, die beiden privaten Strategiegruppen-Mitglieder hätten sich durch Mercedes vertreten lassen, doch das bezeichnen die Betroffenen als falsch

(Motorsport-Total.com) - Die Strategiegruppe der Formel 1 gilt seit mehr als zwei Jahren als das Gremium, in dem ohne den Zugriff der kleinen Teams die Strippen für die Zukunft der Königsklasse gezogen werden. Offenbar wird der Kreis der Mächtigen noch kleiner, nachdem beim Gipfeltreffen am Rande des Kanada-Grand-Prix in Montreal am Freitag Williams und Force India am Verhandlungstisch fehlten. Die Privatiers wurden nach eigener Auskunft zu dem Treffen gar nicht eingeladen, Ferrari behauptet das Gegenteil.

Titel-Bild zur News: Claire Williams und Robert Fernley

Claire Williams und Robert Fernley mussten ihr eigenes Meeting abhalten Zoom

Die Scuderia, die zusammen mit Mercedes, Renaults Premiumpartner Red Bull und dem Honda-Protegé McLaren an dem Meeting teilnahm, rechtfertigt den verkleinerten Kreis damit, dass alle Antriebshersteller mit von der Partie waren. "Diese vier Teams sind die Konstrukteure und Williams wurde durch Mercedes vertreten", erklärt Maurizio Arrivabene. Merkwürdig nur, dass die Co-Teamchefin Claire Williams auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com' von dem erteilten Mandat nichts weiß.

Sie zeigt sich erstaunt, dass plötzlich der Antriebspartner die Repräsentation der eigenen Interessen übernehmen soll: "Wir waren nicht dabei und haben Mercedes nicht beauftragt, uns zu vertreten." Ähnlich erging es Force India, die ihre V6-Hybriden ebenfalls bei den Silberpfeilen beziehen. "Wir haben Mercedes überhaupt kein Mandat gegeben", zieht der stellvertretende Teamchef Robert Fernley die Augenbrauen hoch. Das Gipfeltreffen lief an ihm vorbei: "Ich war mir darüber nicht im Klaren und auch nicht eingeladen."

Für Monisha Kaltenborn, die mit Sauber ohnehin nicht in der Kamarilla mitwirken darf, steckt hinter der Nicht-Einladung der Privatiers ein ausgeklügelter Plan. "Es gibt jetzt nicht nur die Strategiegruppe, sondern auch eine kleinere Gruppe innerhalb der Strategiegruppe - ein paar sind gleicher als andere", hadert die Österreicherin gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Diese kleine Gruppe bekommt mehr Macht, wenn es um kommerzielle Entscheidungen und die Zukunft des Sports geht."


Fotostrecke: F1 Backstage: Montreal

Auch wenn Arrivabene beschwichtigend anmerkt, es seien "nur Gespräche und alles informal" gewesen: Kaltenborn befürchtet, dass eine dieser Entscheidungen die Einführung von Kundenautos, seit wenigen Tagen unter dem Namen "Franchise-Autos" bekannt, ist. "Die Entscheidungen, die sie derzeit treffen, werden so viel Schaden anrichten, sie werden nicht umkehrbar sein. Wir reden über viele Jobs, die riskiert werden", warnt sie.

Fernley geht sogar noch einen Schritt weiter und zieht eine komplette Übernahme der Formel 1 durch die Hersteller in Betracht: "Das ist vielleicht der Schlusspunkt von allem. Aber ich sehe keinen Grund, warum die Formel 1 das wollen würde."

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