• 20.11.2014 18:01

  • von Stefan Ziegler

Formel-1-Debütant Stevens: Nur nicht im Weg stehen...

Bei der Rückkehr in die Formel 1 gibt Caterham dem britischen Nachwuchspiloten Will Stevens eine Chance, die dieser unbedingt mit Blick auf 2015 nutzen will

(Motorsport-Total.com) - Caterham kehrt zurück in die Formel 1. Und das mit einem neuen Piloten. Neben Kamui Kobayashi greift an diesem Wochenende Will Stevens ins Lenkrad. Der britische Rennfahrer, 23 Jahre jung, steht damit vor seinem Grand-Prix-Debüt. Und diese Chance will er nutzen, um Werbung in eigener Sache zu betreiben. Sein großes Ziel lautet nämlich, 2015 zur Riege der Formel-1-Stammpiloten zu zählen.

Titel-Bild zur News: Will Stevens

Will Stevens im Caterham-Outfit in Abu Dhabi: Am Sonntag gibt er sein Renndebüt Zoom

Das sind große Ambitionen für einen Nachwuchspiloten, der es bisher auf rund 1.100 Kilometer in einem Formel-1-Fahrzeug bringt. Immerhin, schließlich sind Testmöglichkeiten begrenzt. Stevens aber hat bereits zweimal für Caterham getestet, zuletzt im Sommer im Anschluss an den Großen Preis von Großbritannien in Silverstone. Zudem hat er offenbar über 10.000 Kilometer im Simulator hinter sich.

Gründe genug für den Automobil-Weltverband (FIA), Stevens mit der Superlizenz zu versehen. Damit steht dem Formel-1-Debüt des Piloten aus Rochford nichts mehr im Wege. Der berühmte "Formel-1-Führerschein" war das letzte Puzzlestück, das noch gefehlt hatte. "Wir haben schon eine Woche lang miteinander verhandelt. Es hing nur noch an der Superlizenz", erklärt Stevens in Abu Dhabi.

Eine Gelegenheit, die man sich nicht entgehen lässt

Die gute Nachricht aus der FIA-Zentrale in Paris habe bis zum Donnerstag auf sich warten lassen. Erst dann hatte Stevens Gewissheit. Ähnlich wie das Team selbst, das nur durch Crowdfunding überhaupt zum Formel-1-Saisonfinale reisen konnte. "Ohne diese Aktion wäre das Team nicht hier", sagt Stevens. "Dafür muss man dankbar sein." Einfacher macht es das Formel-1-Debüt aber nicht.

Dessen ist sich Stevens bewusst. "Aber wenn du eine solche Gelegenheit bekommst, musst du sie mit beiden Händen ergreifen", meint er. "Ich bin mir sicher, ich kann gute Arbeit leisten." Dabei hat der Brite in den Nachwuchsklassen bisher nicht restlos überzeugt: Zuletzt fuhr er drei Jahre in der mit der GP2 vergleichbaren Formel Renault 3.5, wo er 2014 mit zwei Siegen den sechsten Gesamtplatz belegte.

Stevens stammt aus den Renault-Nachwuchsserien, die er seit seinem Aufstieg in den Formelsport zur Saison 2008 nacheinander und mit ordentlichen, aber nicht herausragenden Ergebnissen absolviert hat. Sein Portfolio weist weder einen Meistertitel noch eine Top-3-Platzierung in einem Endklassement auf, dennoch hatte er es damit in das Förderprogramm des Caterham-Teams geschafft.

Stevens will sich für 2015 empfehlen

Und nun schlägt seine bisher größte Stunde. "Wir machen das, um hoffentlich dabei bleiben zu können", sagt Stevens vor seinem ersten Renneinsatz. "Wir arbeiten darauf hin, einen Deal für das kommende Jahr zu kriegen. Im Augenblick ist die Situation bei manchen Teams aber etwas ungewiss. Wir müssen daher erst einmal abwarten." Ohnehin gelte es, zuerst dieses Wochenende zu meistern.

Will Stevens

Will Stevens saß in diesem Jahr schon zu Testzwecken im Caterham-Rennwagen Zoom

Das ist kein einfaches Unterfangen für ein Team, das schon mit einem Bein im Abgrund steht. Doch Stevens relativiert: "Alles ist in Ordnung. Ich fühle mich wohl dabei und werde auf der Strecke ans Limit gehen. Jeder hier will, dass das Auto sicher ist. Das hat Priorität. Ich bin mir sicher, es gibt keine Probleme mit dem Auto oder irgendwo sonst. Wir wissen, was wir als Team zu tun haben."

"Für mich", so der britische Rennfahrer weiter, "ist es eine gute Chance. Und für das Team die Gelegenheit, zu zeigen, dass sie zurück sind und weiter in der Formel 1 aktiv sein wollen." Dieses Ziel teile er mit der Mannschaft. "Wenn ich auf Anhieb eine gute Leistung erbringe, würde ich mich in einer guten Position für 2015 befinden", meint Stevens, der für Abu Dhabi finanzielle Schützenhilfe erhält.

Bloß nicht die WM beeinflussen...

Daraus, das deutet er an, könnte 2015 mehr werden. "Meine Unterstützer helfen mir für dieses eine Rennen, wollen aber im kommenden Jahr die komplette Saison bestreiten. Meine Ausgangslage ist also ganz gut. Ich muss jetzt nur noch gute Arbeit leisten." Als Neuling sieht er sich bei Caterham aber dem erfahrenen Kobayashi gegenüber. Und das wiederum "macht es nicht einfach", wie er zugeben muss.

Außerdem steht das letzte Formel-1-Rennwochenende des Jahres ganz im Zeichen des WM-Duells der Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg, in das sich Stevens nicht einmischen will. Sollte einer der beiden Silberpfeile in seinem Rückspiegel auftauchen, werde er "viel Platz" lassen. "Ich fahre schließlich lange genug Rennen, um mit solchen Situationen klarzukommen", verspricht Stevens.