• 24.07.2002 16:34

  • von Fabian Hust

Ford geht die Geduld aus

Erstmals hat man bei Ford zugegeben, dass man nicht länger zusehen möchte, wie Jaguar in der Formel 1 hinterherfährt

(Motorsport-Total.com) - Als "schrecklich teuer" und als "nicht zwangsläufig notwendig" hat Fords Finanzdirektor Allan Gilmour die Formel 1 gegenüber 'Sportbusiness' bezeichnet und langsam aber sicher geht dem Mutterkonzern der Edelmarke Jaguar die Geduld aus. Hatte man noch vor wenigen Wochen erklärt, dass man voll und ganz hinter dem Fünfjahresplan von Jaguar stehe, der erst 2005 den WM-Titel vorsieht, hat man nun seine Meinung offenbar geändert. Möglicherweise deshalb, da Jaguar-Teamchef Niki Lauda damals noch Ford große Hoffnungen machen konnte, dass man mit dem R3B einen Sprung nach vorne machen kann.

Titel-Bild zur News: Jaguar R3

Bisher überzeugte Jaguar in der Formel 1 nur mit einer netten Lackierung

Doch Ford-Vorstand Nick Scheele lässt wenige Wochen später deutliche andere Töne anklingen: "Ich habe Richard Parry-Jones (Group-Vizepräsident für Produktentwicklung der Ford Motor Company; d. Red.) 12 Wochen Zeit gegeben, mir zu sagen, was wir tun müssen, um Material zu haben, mit dem wir auf das Podium fahren können", so Scheele gegenüber 'Autoweek'. "Man kann schon sagen, dass die Formel 1 dem Image von Jaguar nicht das bringt, was wir uns erhofft haben. Wenn es jemanden gibt, der die Situation in den Griff bekommt, dann ist es Richard."

Nach rund zweieinhalb Jahren Formel 1 sieht die Bilanz für das Jaguar-Team bitter aus: 0 Poles, 0 Siege, 0 schnellste Rennrunden, 41 Ausfälle bei 90 Starts, insgesamt 16 WM-Punkte. Insidern zufolge gibt es bei Ford aber auch Stimmen, die sich klar dafür aussprechen, das Projekt auch mehr als nur ein oder zwei Jahre auf leicht besserem Niveau fortzusetzen. Erstens brauchten auch die Top-Teams Jahre, um erfolgreich zu sein und zweitens würde ein Rückzieher Jaguar einen Image-Schaden einbringen.

Allerdings kann es sich Jaguar nicht leisten, auf Jahre hinweg nur hinterherzufahren. Aus diesem Grund hält sich auch weiterhin hartnäckig das Gerücht, dass Jaguar-Teamchef Niki Lauda gewaltig unter Zugzwang steht, spätestens kommendes Jahr ein konkurrenzfähiges Auto auf die Beine zu stellen. Problematisch: Wie will ein Team versprechen, in der kommenden Saison ganz vorne mitzufahren?

Derzeit macht man sich offenbar hinter den Kulissen Gedanken, wie man mögliche Motorendeals in Zukunft abschließen könnte. Im Zusammenhang mit ersten Gesprächen mit dem Jordan-Team, wo man 2003 den Honda-Motor verlieren könnte, überdenkt man einen Wechsel in der Vermarktungsstrategie. So könnte man die Motoren nicht mehr unter dem Label der Rennmotorenschmiede Cosworth einsetzen sondern die Ford-Plakette montieren lassen. Dies hätte einen wesentlich positiveren Werbeeffekt ? vorausgesetzt die Partnerteams sind konkurrenzfähig genug...