• 06.04.2018 09:12

  • von C. Nimmervoll, D. Rencken, E. Jaeggi & E. Straw

Force India: Steht die Existenz des Teams auf dem Spiel?

Während das Interesse von Investor Rich Energy für eine Luftnummer gehalten wird, scheinen sich die Finanzprobleme des Force-India-Teams zuzuspitzen

(Motorsport-Total.com) - Rein sportlich ist Force India mit einer Doppel-Null beim Grand Prix von Australien in Melbourne enttäuschend in die Formel-1-Saison 2018 gestartet. Doch auch hinter den Kulissen ist die Lage ernst - offenbar ernster als von außen betrachtet. Denn gegenüber 'Auto Bild motorsport' gibt der Stellvertretende Teamchef Robert Fernley zu, dass "die nächsten Wochen" entscheiden, "ob wir überleben werden".

Titel-Bild zur News: Robert Fernley

Robert Fernley versucht gerade, für das Force-India-Team Geld aufzutreiben Zoom

"Ich muss kurzfristig viel Geld auftreiben", erklärt er. "Kurzfristig deshalb, weil das Budget mit Ein-und Ausgaben bis Ende des Jahres eigentlich abgesichert ist. Das Problem ist: Bisher konnten wir uns die Fernsehgelder, die uns zustehen, immer früher auszahlen lassen. Dafür brauchten wir immer die Zustimmung der Teams, die sie bisher auch immer gaben. Doch diesmal legte Williams Veto ein."

Helfen könnte in dieser angespannten Situation ein neuer Investor. Der Getränkehersteller Rich Energy hat sich in den vergangenen Wochen mehrmals selbst ins Spiel gebracht, zuletzt mit einem großen Interview in einer englischen Tageszeitung. Aber für geschulte Beobachter wirkt das ein wenig so, als wolle jemand Formel-1-Gerüchte nutzen, um Publicity zu bekommen.

Von 'Motorsport-Total.com' auf eine mögliche Übernahme durch Rich Energy angesprochen, entgegnet Betriebsdirektor Otmar Szafnauer: "Ich weiß genauso viel wie Sie. Ich musste auch im Internet nachsehen, wer das überhaupt ist."

Fernley ist da im exklusiven Interview schon etwas offener: "Sind Sie auf uns zugegangen? Ja. Aber das gilt auch für viele andere. Und bisher ist alles im Sand verlaufen."

Rich Energy erwirtschaftet bisher - gemessen an Formel-1-Verhältnissen - kaum Umsatz oder Gewinn, weshalb ein Einstieg bei Force India illusorisch erscheint. Andererseits behauptet das Londoner Unternehmen, dass ein Einstieg als Teil eines größer angelegten Investorenkonsortiums erfolgen könnte. Die Branche bleibt skeptisch.

Auf Eis gelegt ist jedenfalls der Plan, den Teamnamen Force India schon 2018 zu ändern. Das hatte der Silverstoner Rennstall 2017 und über den Winter ernsthaft angedacht - wohl auch vor dem Hintergrund eines möglichen neuen Investors.

Fernley bestätigt gegenüber 'Motorsport-Total.com': "Es muss schon einen guten Grund dafür geben, den Namen zu ändern, und das muss von den Teilhabern kommen. So etwas ist keine Entscheidung des Teams selbst." Gut möglich, dass dieser Schritt auch erst "in fünf oder zehn Jahren" vollzogen werde.

Force India ist, zumindest gemessen am Budget, eines der kleinsten Teams der Formel 1. Pro Jahr muss das Unternehmen mit weniger als 100 Millionen Euro auskommen - und kämpft so mit stumpfen Waffen gegen Teams wie Ferrari oder Mercedes, die weit jenseits der 300 Millionen Euro ausgeben.

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